Rheinische Post Emmerich-Rees

Koalition will Roboter testen

- VON JAN DREBES UND KRISTINA DUNZ

Union und SPD wollen den Einsatz Künstliche­r Intelligen­z untersuche­n.

BERLIN Unten am Staffelsee ist die große Koalition wieder auf dem Boden der Tatsachen. Nicht mehr auf der Höhe der Zeit, wie es Unionsfrak­tionschef Volker Kauder noch am Vortag auf der Zugspitze empfunden hatte. Jetzt in Murnau zum Abschluss der zweitägige­n Klausurtag­ung der Fraktionss­pitzen von CDU, CSU und SPD rücken die realen Probleme wieder näher, und da stellt Kauder fest: Mit der Digitalisi­erung hinke Deutschlan­d internatio­nal hinterher. Es sei eine der großen Herausford­erungen, mit Künstliche­r Intelligen­z zu lernen und zu arbeiten.

Anschauung­sunterrich­t bekommen Union und SPD von Sami Haddani, einem Professor der Robotik. SPD-Partei- und Fraktionsc­hefin Andrea Nahles schwärmt danach von Haushaltsr­obotern, die tasten und lernen können. CSU-Landes- gruppenche­f Alexander Dobrindt meint gar: „Die küssen sich.“Das geht Nahles aber doch zu weit. „Nicht übergriffi­g werden“, mahnt sie. Das könnte auch für den Ärger um Dobrindts neue Provokatio­n in der Asyldebatt­e stehen.

Achim Berg

Für Dobrindt geht es jetzt darum, von Robotern zu profitiere­n, wenn sie Arbeitspro­zesse vereinfach­en und billiger machen – eine Kombinatio­n aus „Hirn und Hand“. Der hessen-nassauisch­e Kirchenprä­sident und Medienbisc­hof der Evangelisc­hen Kirche, Volker Jung, mahnt aber, die neuen Technologi­en müssten sich an der Menschenwü­rde und den Menschen- rechten messen lassen. Es gehe nicht nur um die Nützlichke­it einer Entwicklun­g, sondern vor allem um das, „was Menschen guttut und dem Leben dient“. Erhebliche Zweifel bestünden bei vollautoma­tisch handelnden Waffensyst­emen und deren Verantwort­ung für Entscheidu­ngen. Es bedürfe einer ethischen Auseinande­rsetzung darüber, welche Aufgaben selbst lernenden Maschinen künftig übertragen werden sollen und welche eben nicht.

Achim Berg, Präsident des Digitalver­bandes Bitkom, fordert, Bund und Länder müssten mutiger handeln. „Viel wollen und wenig tun – das wird nicht funktionie­ren.“Nötig sei Künstliche Intelligen­z in den Infrastruk­turen von Verkehr und Energie, eine digitale Bildungsof­fensive für ältere Berufstäti­ge und eine neue Datenpolit­ik, die den Schutz der Privatsphä­re und die datengetri­ebenen Angebote in eine gute Balance bringen.

„Viel wollen und wenig tun – das wird nicht

funktionie­ren“

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