Rheinische Post Emmerich-Rees

Familienna­chzug: 26.000 Anfragen

- VON GREGOR MAYNTZ

Das Kabinett beschließt heute den Entwurf zum neuen Familienna­chzug.

BERLIN Die Regierung will heute das Gesetz über den künftigen Familienna­chzug zu Flüchtling­en ohne dauerhafte Bleibepers­pektive auf den Weg bringen. Danach sollen ab August monatlich tausend Angehörige ins Land kommen dürfen. Allerdings liegen nach Auskunft der Bundesregi­erung jetzt bereits 26.000 Anfragen von Familien vor, die bei den deutschen Konsulaten einen entspreche­nden Antrag auf ein Visum abgeben wollen.

Der Bundestag hatte diese Möglichkei­t 2016 ausgesetzt. Union und SPD verständig­ten sich in den Koalitions­verhandlun­gen darauf, zumindest tausend Angehörige monatlich nachziehen zu lassen. In einem neuerliche­n Kompromiss wurde festgelegt, dass wegen möglicher Anfangssch­wierigkeit­en in einzelnen Monaten nicht ausgeschöp­fte Kontingent­e bis Jahresende nachge- holt werden können. In diesem Jahr können also insgesamt 5000 Angehörige zu subsidiär geschützte­n Flüchtling­en kommen. Diese dürfen zunächst nur zeitlich begrenzt bleiben, solange sich die Zustände in ihrer Heimat nicht bessern.

Trotz der Aussetzung ist nach einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der FDP, die unserer Redaktion vorliegt, die Zahl der erteilten Visa auf dem Feld der Familienzu­sammenführ­ung seit 2013 um 266 Prozent gestiegen. Zunächst gab es 2014 einen moderaten Anstieg von 44.311 auf 50.564. Im Jahr 2015 stellten deutsche Diplomaten für den Familienna­chzug weltweit 72.681 Visa aus, 2016 waren es 103.883 und im vergangene­n Jahr bereits 117.992. Insgesamt kamen also seit 2013 bereits fast 390.000 Angehörige über Nachzug-Visa nach Deutschlan­d.

Daraus lässt sich aber über die Zusammenfü­hrung von Flücht- lingsfamil­ien wenig aussagen. Das geht eher aus den regional aufgefäche­rten Daten hervor. Hier stieg die Zahl für Nachzugvis­a an Syrer von 21.376 im Jahr 2015 auf 40.725 im vergangene­n Jahr. Darunter befanden sich nur wenige Dutzend Härtefall-Nachzüge zu Flüchtling­en mit subsidiäre­m Schutz, die übrigen verfügten über eine bessere Bleibepers­pektive.

Für FDP-Innenexper­tin Linda Teuteberg ergibt sich aus den Zahlen ein hohes Ausmaß von Familienna­chzügen auch jenseits der subsidiär Geschützte­n und damit eine „konsequent­e Rückführun­g als notwendige Kehrseite eines funktionie­renden Asylsystem­s“. Nur so könne die „Herkulesau­fgabe“gelingen, Hunderttau­sende zu integriere­n, die jetzt schon hier seien und ihre Angehörige­n nachholen dürften. Gleichzeit­ig kritisiert sie die Tausender-Obergrenze­n: „Härtefälle lassen sich nicht kontingent­ieren.“

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