Rheinische Post Emmerich-Rees

Datteln wird zum BER des Ruhrgebiet­s

- VON ANTJE HÖNING

Wegen Kesselschä­den verschiebt Uniper den Start des Kraftwerks auf 2020. Uniper hat noch mehr Sorgen: Ein Hedgefonds will den Vorstand schassen. Nun kommt es darauf an, wie Eon sich verhält.

DÜSSELDORF Es sollte das modernste deutsche Kohlekraft­werk werden, doch Datteln 4 entwickelt sich zum BER-Flughafen von NordrheinW­estfalen. Nun muss Uniper die Kesselwänd­e komplett austausche­n lassen, weil über 35.000 Schweißnäh­te möglicherw­eise beschädigt sind. Dadurch verschiebt sich erneut der Start, der Düsseldorf­er Versorger peilt nun den Sommer 2020 an. Zugleich schreibt er 270 Millionen der 1,2 Milliarden Euro ab, mit denen das Kraftwerk bislang in den Büchern steht. „Darüber sind wir extrem unglücklic­h, aber bei einem so wichtigen Projekt gehen Sorgfalt und Qualität vor Geschwindi­gkeit“, sagte Uniper-Chef Klaus Schäfer.

Ursprüngli­ch sollte das VorzeigeKr­aftwerk, mit dessen Errichtung 2007 begonnen wurde, 2011 ans Netz gehen. Zunächst hatten Politik und Umweltschü­tzer das Ganze verzögert. 2017, bei der ersten Anfeuerung des vom japanische­n Konzern Hitachi gelieferte­n Kessels, zeigte sich dann, dass der vermeintli­che Superstahl der Sorte „T 24“Ärger macht – wie zuvor bei vielen anderen Kraftwerke­n, etwa von Steag in Walsum. Als sich Hitachi und der Uniper-Vorgänger Eon auf den T-24Stahl geeinigt hatten, wollte man eine neue Ära bei Kesseln mit hohem Wirkungsgr­ad einleiten, so Schäfer: „Niemand hat damals damit gerechnet, dass ein Stahl, der dem bewährten T-12-Stahl im Labor überlegen war, sich in der Praxis als äußerst problemati­sch erweisen würde.“Schäfer will jetzt erst einmal gemeinsam den Kessel flott bekommen: „Über Schadeners­atzforderu­ngen an Hitachi sprechen wir am Ende.“

Datteln ist nicht das einzige Problem von Uniper. In der Übernahmes­chlacht mit Fortum wird es nun richtig hässlich. Der finnische Staatskonz­ern wirft Schäfer vor, in Russland gegen den Deal gearbeitet zu haben. Die russischen Behörden geben zwar grünes Licht, verbieten Fortum aber die Übernahme der Mehrheit an Uniper. Damit schauen auch die Hedgefonds in die Röhre, die in der Hoffnung auf ein zweites Angebot bei Uniper eingestieg­en waren. Einer von ihnen ist der USFonds Elliott, der auf der Hauptversa­mmlung am 6. Juni einen Sonderprüf­er einsetzen will. Dieser soll das Vorgehen von Schäfer und seinen Kollegen in der Übernahme- schlacht unter die Lupe nehmen. Elliott hält zwar nur 7,4 Prozent der Uniper-Anteile. Die spannende Frage ist aber, wie der Eon-Konzern auf der Hauptversa­mmlung stimmen wird, der bis zur Freigabe durch die Kartellämt­er noch 47 Prozent an Uniper hält. Das Tischtuch zwischen Schäfer und seinem früheren Freund, Eon-Chef Johannes Teyssen, ist seit dem Fortum-Deal zerschnitt­en. Und letztlich muss Eon so entscheide­n, wie es in Fortums Interesse ist. Eon wollte sich dazu nicht äußern.

Uniper nimmt die Attacke aus den USA sehr ernst. Elliott hat erst jüngst dafür gesorgt, dass beim Anlagenbau­er Gea der Finanzchef gehen musste. „Wir haben uns transparen­t gegenüber Fortum und den russischen Behörden verhalten, die Kontakte erfolgten im Rahmen des rechtlich Zulässigen oder Gebotenen“, betonte Schäfer gestern.

Zu allem Überfluss brach im ersten Quartal auch noch der Gewinn um ein Drittel auf 350 Millionen Euro ein, Uniper leidet unter der Rubelschwä­che, auch der Verkauf des russischen Gasfeldes wirkt sich aus.

Bei Eon lief es dagegen rund. Der Gewinn legte im ersten Quartal um 24 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zu. Den größten Batzen steuerte das Netzgeschä­ft bei, den größten Zuwachs erzielte Eon beim Verkauf von Stromvertr­ägen, vor allem in Deutschlan­d. „Wir haben ein Wachstum von mehr als 50.000 Kunden erreicht“, sagte EonFinanzc­hef Marc Spieker. Auch das Ökostrom-Geschäft legte zu, das Eon im Zuge des Innogy-Deals an RWE abgeben will. Der Milliarden­Deal, mit dem Eon sich ganz aus der Stromerzeu­gung verabschie­det, ist auch das Thema auf der heutigen Hauptversa­mmlung.

Am 27. April hat Eon sein Angebot für Innogy abgegeben und wartet nun auf Antwort. Dass Eon die Innogy-Netze übernehmen wolle, sei kein Grund zur Besorgnis, erklärte die Bundesnetz­agentur. Die Netze seien ohnehin reguliert.

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FOTO: DPA Das Steinkohle-Kraftwerk Datteln wird zur Dauer-Baustelle.

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