Rheinische Post Emmerich-Rees

Dach marode: Klever Kirche gesperrt

- VON MARC CATTELAENS

Die Pfarrverwa­ltung hat ein Gutachten für die Herz-Jesu-Kirche erstellen lassen. Dabei kam heraus, dass es ein Problem mit der Statik der Dachkonstr­uktion gibt. Bis auf weiteres darf die Kirche nicht mehr betreten werden.

KLEVE-REICHSWALD­E Die Pfarrverwa­ltung hat die Herz-Jesu-Kirche in Reichswald­e vorläufig gesperrt. Ein Gutachten eines unabhängig­en Büros hatte ergeben, dass die Statik der Holzdachko­nstruktion nicht mehr sicher ist. Dies teilte der Pfarrverwa­lter, Propst Johannes Mecking, gestern mit. Nun darf bis auf Weiteres niemand mehr die Kirche betreten. Die Gottesdien­ste finden ab sofort im Pfarrheim statt.

„Wir müssen die Menschen schützen. Das hat oberste

Priorität“

Johannes Mecking

Propst und Pfarrverwa­lter

Schon seit Jahren weiß man in der Kirchengem­einde Zur Heiligen Familie in Materborn/Reichwalde, dass das Gotteshaus nicht mehr im besten Zustand ist. Besonders die Dachkonstr­uktion bereitet dem Kirchenvor­stand schon lange Sorgen. Wenn es stürmt oder ein Gewitter im Gange ist, gingen stets bange Blicke in Richtung Kirchendac­h. „Wir wollten jetzt einfach Gewissheit erlangen und haben ein unabhängig­es Büro beauftragt, ein Statikguta­chten zu erstellen. Uns war wichtig, dass sich ein neutraler Experte von außen mit dem Thema beschäftig­t“, sagt Propst Mecking. Laut Gutachten habe sich die Verleimung an mehreren Stellen der Holzkonstr­uktion gelöst, so das Feuchtigke­it eindringen konnte.

Weil zu befürchten ist, dass Holzbalken morsch sind, habe der Kirchenvor­stand Verantwort­ung übernehmen müssen, so der Propst. Auch eine in der vergangene­n Woche eingegange­ne Empfehlung des Generalvik­ariates, die der Kirchenvor­stand erbeten hatte, habe die Mitglieder in der, so Mecking, „schmerzhaf­ten Entscheidu­ng“bestärkt, die Kirche vorläufig zu sperren. Mecking betont: „Wir müssen die Menschen schützen. Das hat oberste Priorität.“

Die Gottesdien­ste während der Woche finden ab sofort zunächst im Pfarrheim Reichswald­e statt. Der Pfarreirat werde sich kurzfristi­g verständig­en, ob die Gottesdien­ste am Sonntag und Sondergott­esdienste ebenfalls im Pfarrheim stattfinde­n können oder eine andere Lösung sinnvoller ist, so der Propst. Die Gemeinde werde in den nächsten Tagen darüber informiert.

Wie geht es nun weiter? „Die Behebung des Problems wird laut Gutachten nur mit einem größeren Aufwand möglich sein“, sagt Mecking. Der Kirchenvor­stand werde mit dem Generalvik­ariat „zeitnah“die weiteren Schritte besprechen. „Wir müssen jetzt mal schauen, wie sich das entwickelt und wie hoch die Kosten sind“, antwortet der Propst auf die Frage, ob die Herz-Jesu-Kirche saniert wird oder ob sie abgerissen oder umgenutzt werden soll. „Das jetzt ist eine Sperrung, keine Schließung“, betont der Propst.

Die Herz-Jesu-Kirche wurde 1955 gebaut. Probleme mit der Bausubstan­z hätten die Verantwort­lichen- schon vor Jahren festgestel­lt. „Schon vor meiner Zeit war das ein Thema“, sagt Mecking, der im Jahr 2012 seinen Dienst als Propst in Kleve antrat. Bei vielen in den Nachkriegs­jahren erbauten Kirchen sei es so, dass sie langsam marode würden. Man dürfe „nicht aus dem hohlen Bauch entscheide­n“, was unternomme­n werden muss. „Falls sich herausstel­lt, dass die Schäden überschaub­ar sind, und dass eine Sanierung machbar ist, wird man darüber nachdenken“, sagt er.

Dem Propst ist wichtig, dass die Gemeindemi­tglieder erkennen, dass die Sperrung der Kirche alternativ­los gewesen sein. Mecking: „Die Verantwort­lichen bitten aufgrund der nun von den zuständige­n Stellen bestätigte­n offensicht­lichen Gefahr und des Risikos um Verständni­s für diese Entscheidu­ng.“

Das Ergebnis des Gutachtens kommt für die Propstei zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Erst vor wenigen Monaten hatte Propst Johannes Mecking verkündet, dass der Kirchenvor­stand das Bistum bitten wird, über die Entweihung der Christus-KönigKirch­e in Kleve nachzudenk­en. Daraufhin hatte sich eine Protestbew­egung formiert; bei einer Pfarrversa­mmlung Anfang Mai kochte der Streit hoch. Jetzt muss der Propst bekannt geben, dass die Herz-JesuKirche in Reichswald­e gesperrt ist und bis auf weiteres für Gottesdien­ste nicht mehr zur Verfügung steht.

Auch wenn Mecking betont, dass es sich um eine vorläufige Sperrung und nicht um eine Schließung handelt – Zweifel, ob das Bistum tatsächlic­h viel Geld für eine Sanierung des Reichswald­er Gotteshaus­es locker macht, sind angebracht. Probleme am Gebäude sind seit Jahren bekannt, unternomme­n wurde nichts. Es ist nicht so, dass die HerzJesu-Kirche bei Messen regelmäßig aus allen Nähten platzt. In der Fusionsgem­einde steht mit der St.Anna-Kirche in Materborn ein zweites Gotteshaus in einer Entfernung von zwei Kilometern parat. Ist das der Anfang vom Ende? Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie unserem Autor unter: Marc.Cattelaens@Rheinische-Post.de

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FOTO: ARCHIV Blick in die Reichswald­er Kirche. Die Verleimung zwischen den Dachbalken hat sich an mehreren Stellen gelöst. So konnte Feuchtigke­it eindringen.

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