Baugenossen wundern sich über Investor Schoofs
Während ein Bagger auf den Neumarkt Erde bewegt, fragt sich Horst Boch, wo ein Wohnungsgutachten bleibt.
EMMERICH (seul) Horst Boch, Geschäftsführer der Emmericher Wohnungsbaugesellschaft, ist ein wenig irritiert. Worüber? Über den Baubeginn am Neumarkt. Denn aus Sicht der Emmericher Baugenossenschaft hätte Neumarkt-Investor Josef Schoofs noch gar nicht starten können.
„Wir haben einen Vertrag mit Josef Schoofs, in dem festgelegt ist, dass vor Baustart zunächst im Rahmen eines Beweissicherungsverfahrens ein Gutachten erstellt werden soll“, sagt Boch. Und das sei bislang noch nicht geschehen.
Zur Erinnerung: 37 Wohnungen der Emmericher Baugenossenschaft auf der Tempelstraße grenzen rückwärtig an die neu zu bebauende Fläche des Neumarktes. Um das Neumarkt-Projekt realisieren zu können, hatte Schoofs ein 19 Quadratmeter großes Grundstück von der Baugenossenschaft kaufen müssen. An den Kauf gebunden war auch ein Katalog mit 25 Bedingungen, die erfüllt werden müssen. Dazu gehören unter anderem die Verlegung des Trafohäuschens und des Kellereingangs Tempelstraße, das Versetzen des Fahrradhäuschens, die Verbreiterung des Rettungswegs auf drei Meter, eine optisch ansprechende Brüstung zur EBG-Bebauung hin (Milchgas statt Beton) und die Kompletteinhausung der Tiefgarage (Grüngabionen). Ebenfalls habe man sich darauf geeinigt, dass vor Baubeginn ein Gutachten über die Häuser der Baugenossenschaft erstellt wird.
In dem so genanntes Beweissicherungsverfahren wird quasi der aktuelle Zustand der Wohnungen dokumentiert. Bekanntlich kommt es im Rahmen von Bauarbeiten auch zu Bewegungen des Bodens und Erschütterungen.
Und diese könnten sich eben auch auf die Bausubstanz der Häuser der Emmericher Baugenossenschaft auswirken. Falls im Nachgang der Bauarbeiten am Neumarkt also Schäden an den Häusern der Tempelstraße wären, könnte mit Hilfe des Vorgutachtens geschaut werde, ob diese nicht vielleicht doch schon bestanden haben. „Doch ein solches Gutachten wurde bislang noch nicht erstellt“, so Horst Boch.
Montag habe Schoofs eine E-Mail mit einem Gutachter-Vorschlag gesendet. Doch bis dieser die Wohnungen begutachtet hat, wird noch einige Zeit vergehen.
Die Bautätigkeit ist indessen bereits gestartet. „Doch letztlich“, so Boch, „ist das noch nicht erstellte Gutachten ein Nachteil für Schoofs und nicht für uns“.