Rheinische Post Emmerich-Rees

Seehofer droht Untersuchu­ngsausschu­ss

- VON EVA QUADBECK

Im Skandal um unrechtmäß­ige Asylbesche­ide steht der Bundesinne­nminister in der Kritik.

BERLIN Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) ist im Skandal um unberechti­gte Aufenthalt­serlaubnis­se für Flüchtling­e unter Druck geraten. Sein Ministeriu­m wies Vorwürfe zurück, er habe bereits vor Mitte April von den Unregelmäß­igkeiten in der Bremer Außenstell­e des Bundesamts für Migration (Bamf) gewusst. Zugleich zeigte sich der Minister offen für einen Untersuchu­ngsausschu­ss, den Politiker von FDP und Grünen ins Spiel brachten. „Für mich ist die Einsetzung eines Untersuchu­ngsausschu­sses keine Bedrohung“, sagte Seehofer. Wenn sich das Parlament dazu entschließ­e, würde er „ausdrückli­ch begrüßen, dass diese Dinge auch parlamenta­risch aufgearbei­tet werden“.

Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen die frühere Leiterin der BamfAußens­telle in Bremen. Sie steht unter dem Verdacht, zwischen 2013 und 2016 mindestens 1200 Menschen unrechtmäß­ig Asyl gewährt zu haben. Ihre kommissari­sche Nachfolger­in Josefa Schmid hatte bereits am 14. März Seehofer um ein Gespräch gebeten, um ihn über die falschen Bescheide zu informiere­n. Zu diesem Gespräch kam es nicht.

Die Opposition sieht Seehofer in der Verantwort­ung, auch wenn die unrechtmäß­igen Bescheide deutlich in die Zeit vor seinem Amtsantrit­t fallen. Das Ausmaß und die Naivität des Agierens des neuen Innenminis­ters erstaunen“, sagte der stellvertr­etende Fraktionsc­hef der Grünen, Konstantin von Notz, unserer Redaktion. Die Missstände müssten jetzt umgehend und umfassend auf den Tisch und abgestellt werden. Wenn das weiter verzögert werde, müsse der Bundestag die Aufklärung selbst in die Hand nehmen. „Wenn es allerdings einen Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss braucht, um aufzukläre­n, braucht es diesen Innenminis­ter nicht mehr“, sagte von Notz.

Das Bamf ist mit dem Bremer Fall nicht das erste Mal in der Kritik. Nachdem ans Licht gekommen war, dass der rechtsextr­eme Bundeswehr­soldat Franco A. eine Anerkennun­g als syrischer Flüchtling erhalten hatte, entschied der damalige Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) 148.000 Bescheide vorzeitig kontrollie­ren zu lassen.

SPD-Innenexper­te Burkhard Lischka erklärte, Seehofer habe keinen guten Start in seine Amtszeit gehabt. Seehofer müssen nun rasch und lückenlos aufklären, mögliche Schwachste­llen beim Bamf beheben und die interne Kommunikat­ion in seinem Haus verbessern.

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