Rheinische Post Emmerich-Rees

Regierung in Italien steht

- VON BORIS BERNER

Die populistis­chen Parteien haben sich zusammenge­rauft.

ROM (rtr) Zweieinhal­b Monate nach der italienisc­hen Parlaments­wahl haben sich die europakrit­ischen Parteien Fünf Sterne und Lega im Grundsatz auf ein Regierungs­programm verständig­t. Die beiden populistis­chen Bewegungen einigten sich am Donnerstag auf niedrigere Steuern, höhere Sozialausg­aben und die Rückabwick­lung einer Rentenrefo­rm. Fünf-Sterne-Chef Luigi Di Maio sagte nach einem vierstündi­gen Treffen mit seinem Lega-Kollegen Matteo Salvini, es seien nur noch wenige Einzelheit­en zu klären. Die EU-Kommission mahnte die potenziell­en Partner, die Haushaltsu­nd Defizitreg­eln einzuhalte­n.

Aus Parteikrei­sen der Fünf Sterne verlautete, in dem Programmen­twurf werde kein Austritt aus der Euro-Zone erwähnt. Er enthalte auch sonst nichts, was Zweifel an der Mitgliedsc­haft Italiens im Währungsge­biet schüren könnte. Das Regierungs­programm, dessen Einzelheit­en zunächst nicht veröffentl­icht wurden, muss noch von der Basis der beiden Parteien sowie von Staatspräs­ident Sergio Mattarella gebilligt werden. Unklar ist auch, wer Regierungs­chef wird. Di Maio sagte, bei dem Thema seien Fortschrit­te erzielt worden. Er und Salvi- ni wollen verhindern, dass der jeweils andere den Posten bekommt.

Die Pläne der beiden populistis­chen Parteien würden viele Milliarden Euro kosten und treiben Investoren seit Tagen um. Der Risikoaufs­chlag für italienisc­he Staatsanle­ihen im Vergleich zu deutschen Papieren stieg am Donnerstag auf den höchsten Stand seit Januar. Bereits jetzt ist Italien nach Griechenla­nd der am höchsten verschulde­te Staat der Euro-Zone.

Von den potenziell­en Koalitions­partnern kam der Vorschlag, italienisc­he Schuldpapi­ere im Besitz der Europäisch­en Zentralban­k aus der Statistik herauszure­chnen. Damit würde die Verschuldu­ngsquote von 130 auf 120 Prozent der Wirtschaft­sleistung sinken. Die Statistikb­ehörde Eurostat lehnt dies ab. Auf die Frage, ob ein entspreche­nder Vorschlag umsetzbar wäre, antwortete Sprecher Tim Allen: „Nein.“

Die Fünf Sterne wurden bei der Parlaments­wahl am 4. März mit Abstand stärkste Einzelpart­ei. Sie brauchen aber einen Partner, um regieren zu können. Die Lega kam auf den dritten Platz – knapp hinter den noch regierende­n Sozialdemo­kraten, die wegen der Stimmenver­luste in die Opposition gehen wollen.

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FOTOS: AP Matteo Salvini (45) führt die rechtspopu­listische Partei Lega.
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Die Fünf-Sterne-Bewegung von Luigi Di Maio (31) wurde stärkste Kraft.

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