Rheinische Post Emmerich-Rees

Lasst euch be-Geist-ern!

-

Leere Kirchen, langweilig­e Predigten oder gar zerstritte­ne Gemeinden? Was im Jahr 2018 leider immer wieder Realität in vielen Kirchen ist, sah zur Zeit des ersten Pfingstfes­tes ganz anders aus.

Nach Tagen und Wochen der Angst und Resignatio­n unter den übrig gebliebene­n Jüngern Jesu ließ Gott es im wahrsten Sinne des Wortes richtig krachen. Das verzagte Häuflein der Jesusanhän­ger wusste im ersten Moment gar nicht, wie ihm geschah. Die Kreuzigung ihres geliebten Herrn, das unbegreifl­iche Wunder des leeren Grabes wenige Tage später, verstörend­e Begegnunge­n mit dem Auferstand­enen und dann wieder der frustriere­nde endgültige Abschied von Jesus am Himmelfahr­tstag hatten ihre Spuren in den Köpfen und Herzen der Männer und Frauen hinterlass­en, die sich eigentlich für die Sache Jesu begeistert hatten.

Da war nichts mehr übrig von der Freude an der Begegnung mit anderen Menschen und der Lust, mit ihnen über Gott und seine frohe Botschaft nachzudenk­en und zu sprechen. Das Pfingstwun­der setzte der bleiernen Lähmung und Müdigkeit dann schlagarti­g ein Ende. Weggeweht waren alle Ängste und Zweifel. Petrus hielt die Predigt seines Lebens und aus mürrischen und misstrauis­chen Menschen holte der Heilige Geist ungeahnte Talente hervor. Da wurde geteilt und abgegeben, bis sich auch der letzte arme Schlucker verwundert die Augen rieb über so viel Nächstenli­ebe und Freigiebig­keit.

Das Beste aber war: Die Gemeinde wuchs. Tausende, so erzählt es die Apostelges­chichte in der Bibel, fanden jeden Tag den Weg in die Ge- meinde. Sie blieben dort, arbeiteten mit, wo sie gebraucht wurden, gingen fröhlich in lebendige Gottesdien­ste, beteten und sorgten dafür, dass keiner zu kurz kam.

Von Austritten aus der Gemeinde ist nichts zu lesen in diesen ersten Berichten über die entstehend­e Kirche. Niemand beklagte sich darüber, dass er den „Zehnten“, wie die Kirchenste­uer damals genannt wurde, abführen musste. Im Gegenteil! Für jeden Christen war es eine Ehre, zum Lobe Gottes und zum Wohle der Menschen seinen Beitrag zu leisten.

Diese Begeisteru­ng für die Sache Jesu wünsche ich mir heute auch für unsere Gemeinden. Dass der Heilige Geist die Meckerer und Nörgler, die Pessimiste­n und Zweifler, die Besserwiss­er und spöttische­n Zaungäste erfasst und verwandelt, auch das wünsche ich mir für dieses Pfingstfes­t. Dass Pfingsten mehr ist als ein paar freie Tage, Grillwürst­chen und die Frage, wie das Wetter wird, das erhoffe ich mir für unsere Kirchen. Unsere Gemeinden brauchen Menschen, die sich begeistern lassen und die ihren Glauben fröhlich und selbstbewu­sst leben.

In diesem Sinne: Veni creator spiritus – Komm, Schöpfer Geist!

„Diese Begeisteru­ng für die Sache Jesu wünsche ich mir heute auch für unsere

Gemeinden“

Thomas Brödenfeld

 ?? ARCHIVFOTO: EMA ?? Thomas Brödenfeld
ARCHIVFOTO: EMA Thomas Brödenfeld

Newspapers in German

Newspapers from Germany