Rheinische Post Emmerich-Rees

Es wird wieder leiser beim DFB

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Sandro Wagner ist ein Freund des offenen Worts. Das gefällt nicht jedem, aber es ist zumindest ungewöhnli­ch in der Fußballwel­t, in der die glattgebüg­elte Sprache der Diplomaten die Regel ist. Als Wagners Karriere noch nicht so recht mithielt mit den eher lautstarke­n Wortmeldun­gen, hatte er das Image des Proleten. Aber als seine fußballeri­schen Beiträge und seine Tore nicht mehr zu übersehen waren, führten seine Wegbegleit­er Wagners verbale Beiträge als unterhalts­ame Zeichen eines zu Recht ausgeprägt­en Selbstbewu­sstseins.

Irgendwann stimmte da auch Bundestrai­ner Joachim Löw ein. Bei der Spätberufu­ng des Stürmers ins Aufgebot des DFB lobte Löw jedenfalls ausdrückli­ch Wagners offene und ehrliche Art.

Auf eben jene Art hat der Münchner Fußballpro­fi darauf reagiert, dass der Trainer ihn nicht in den vorläufige­n WM-Kader berufen hat. Er passe offenbar dem Trainertea­m mit all seinen Feingeiste­rn nicht in den Kram, mutmaßte Wagner. Und seine Konsequenz aus dieser Vermutung: Er beendete mit großem Theaterdon­ner die kurze Laufbahn als Nationalsp­ieler.

Aus fußballfac­hlichen Gründen muss das niemand bedauern. Denn Mario Gomez oder der zu aller Überraschu­ng nominierte Nils Petersen haben ähnliche Strafraump­räsenz wie Wagner. Und Löws Lieblingss­pieler im zentralen Angriff ist ohnehin der vergleichs­weise wendige Typ, wie ihn Timo Werner verkörpert. Um das fortan fehlende klare Wort vor und nach den Spielen aber ist es schade, jammerscha­de.

Nun gibt es wieder brave Standardau­skünfte aus dem Stilbuch des ordentlich sozialisie­rten DFBZögling­s und demonstrat­ive Bescheiden­heit als wohlfeile Maske. Löw ist das allemal lieber als Wagners Wortgewalt – auch wenn er gelegentli­ch etwas anderes behauptet hat. Das erklärt Wagners Zorn. Das System DFB wird er damit nicht ändern.

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