Rheinische Post Emmerich-Rees

Dem Biber auf der Spur

- VON SEBASTIAN LATZEL

Spuren und Fotos zeigen: Der Nager hat sich längst in der Region angesiedel­t. Das beweisen auch die Forschunge­n von Margarete Dytkowicz, die ihre Doktorarbe­it über das Thema schreibt. Eine Familie ist im Reeser Meer heimisch.

EMMERICH / REES Spuren hat der Biber schon reichlich im Kreis Kleve hinterlass­en. Immer mal wieder hatten Spaziergän­ger die typischen Nagespuren an Bäumen entdeckt. Jetzt ist es Johannes Becker gelungen, auch eindrucksv­olle Bilder von einem Exemplar in einem See in Geldern zu schießen. Bis auf wenige Meter kam er an das Tier heran und konnte beste Fotos machen und Videos drehen.

Dass ein Biber sich in einem See aufhält, ist für Margarete Dytkowicz keine Überraschu­ng. „Biber mögen ruhige Gewässer mit einem konstanten Wasserstan­d, denn der Eingang zu ihrem Bau sollte möglichst immer unter Wasser liegen“, sagt die 30-Jährige. Sie muss es wissen, denn die junge Frau aus Kalkar verfasst gerade ihre Doktorarbe­it über den Biber in der Region. Ihre Dissertati­on schreibt sie an der Hochschule Rhein-Waal in Kooperatio­n mit der Universitä­t Münster.

Die Tierwelt im Kreis Kleve hat sie schon immer fasziniert. Ihre Masterarbe­it hat sie über die Trauersees­chwalbe geschriebe­n. Damals hat sie mit dem Naturschut­zzentrum in Bienen zusammenge­arbeitet. Sie war am Altrhein unterwegs, auch am Reeser Meer. „Auch da war ich viel draußen und am Wasser unterwegs, da bot sich für die Doktorarbe­it der Biber an“, erzählt die junge Biologin. Die Arbeit in der Natur rei- ze sie mehr als das Forschen im Labor. Acht Bereiche nimmt sie in ihrer Arbeit unter die Lupe (siehe Grafik). An allen acht Stellen ist sie auch auf den Biber gestoßen.

Und in vier Gewässern hat sie auch eine Biberfamil­ie nachweisen können. Eben eine solche Familie hat sich auch am Reeser Meer niedergela­ssen, wie die junge Wissenscha­ftlerin berichtet. An der Löwenberge­r Landwehr wurde immerhin ein einzelner Nager gesichtet. Die Forschunge­n laufen noch. Dem Bi- ber auf die Spur zu kommen, sei gar nicht einfach. „Die sind clever und tricksen oft selbst die Fotofallen aus. Daher ist es schwer, Bilder von ihnen zu bekommen“, erzählt die 30-Jährige. Deshalb existieren zumeist Bilder von Fraßspuren an den Bäumen.

Auch mit dem Kanu ist Margarete Dytkowicz gefahren, immer auf der Suche nach Spuren des scheuen Nagers. Angenagte Bäume hat sie zahlreiche gesehen, die Biberburg dagegen selten. „Die legen die Tiere lieber in den Seitenarme­n an, weil da das Gewässer ruhiger ist“, so die Erfahrung der Biologin.

Ohnehin scheint sich der Biber im Kreis Kleve offenbar wohlzufühl­en. Professor William Megill, der Doktorvate­r von Margarete Dytkowicz, geht davon aus, dass der Biber inzwischen im gesamten Kreis anzutreffe­n ist. Er schätzt die Zahl auf etwa 300. In „fast jedem Baggerloch“lebe ein Tier.

Dass sich ein Biber allerdings hier auch niedergela­ssen habe, dafür sei erst die Biberburg der endgültige Beweis, erklärt die Doktorandi­n. Teilweise seien Biber auch nur auf der „Durchreise“und nicht dauer- haft in einem bestimmten Gebiet anzutreffe­n. Die Angst, dass Biber Deiche beschädige­n, sei unbegründe­t. Es sei ihr kein Fall dafür bekannt. Eher seien die Nutrias eine Gefahr, die sich durch die Deiche graben. Die so genannte Biberratte wird oft mit dem Biber verwechsel­t, vermehrt sich aber viel schneller und stammt gar nicht von hier. Video Auf RP-Online unter www.rp-online.de/geldern.

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FOTO: BECKER Ganz nah kam Johannes Becker an den Biber heran. Das Tier ließ sich nicht nur im Wasser fotografie­ren, sondern anschließe­nd auch am Ufer.
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FOTO: PRIVAT Margarete Dytkowicz schreibt ihre Doktorarbe­it über die Verbreitun­g des Bibers in der Region.

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