Hebräisches Schieferstück bleibt in Rees
Das bereits 2014 in Aushub gefundene Fragment wird in der kommenden Woche im Raum „ Jüdische Traditionen“im Reeser Stadtmuseum gezeigt. Darum hatte man sich bemüht, nachdem es zunächst zum LVR nach Düsseldorf sollte.
REES (rau) Es ist klein, aber doch wertvoll – weil historisch von Bedeutung. Es geht um ein rund sechs mal acht Zentimeter großes Schieferstückchen, beschrieben mit vermutlich hebräischen Schriftzeichen. „Das Fragment war mit ziemlicher Sicherheit Teil einer alten Schiefertafel und könnte der jüdischen Reeser Schule zugeordnet werden“, sagt Kerstin Pieper, Fachfrau für den Bereich Denkmalangelegenheiten bei der Stadt Rees. In der kommenden Woche soll es Eingang ins städtische Museum finden, konkret in den Raum „Jüdische Traditionen“.
Gefunden wurde das Fragment bereits im Jahr 2014. Wie berichtet, hatte damals der Mittelalterarchäologe, Historiker und Burgenforscher Joachim Zeune mit acht Mitarbeitern Grabungen am Westring durchgeführt. Damals ging es darum, noch offene Fragen rund um die Kasematte, deren Y-förmiger Gang wohl in größter Eile angelegt worden war, zu lüften. Man wollte beispielsweise die Fragen klären: Gibt es im Inneren eine Treppe, die in das untere Wehrsystem führt? Gab es Schießscharten an den Seiten des Bauwerks? Letzteres hatten Zeune und seine Mitforscher vermutet. Denn das Rondell der Anlage ist in altdeutscher Manier ausgeführt und erinnert stark an Anleitungen zum Festungsbau aus dem Buch „Etliche Unterricht zu Befestigung der Städte, Schloß und Fle- cken“des Künstlers Albrecht Dürer. Geklärt worden ist das damals nicht. Weil man, um den Ehrenfriedhof nicht anzutasten, nur an der Außenmauer der Bastei gegraben hat. „Und dort konnte man nur bis zu einer Tiefe von 6,20 Metern vordringen. „Hätte man weiter gegraben, hätte man ein statisches Problem gehabt, die Gefahr eines Einsturzes die Folge sein können“, sagt Pieper. Vermutet wird, dass es diesen zweiten Wehrgang mit Schießscharten nicht gibt, weil tiefer auch der historische Stadtgraben verlief.
Zurück zum Schieferplättchen: Das wurde in der nicht unbeträchtlichen Menge an Aushub entdeckt, der bei diesen Grabungsarbeiten anfiel. „Und der von den Archäologen mit größter Sorgfalt durchsucht wurde“, sagt Kerstin Pieper.
Bernd Schäfer, Experte für jüdisches Leben in Rees, glaubte, in den Zeichen auf dem Stückchen hebräische Schriftzeichen zu erkennen. Also ließ man das Plättchen von Fachleuten der Judaistik untersuchen. Die Experten waren sich nicht in jedem Punkt einig, was das Fragment betrifft. „Aber zusammenfassend kann man sagen, dass es sich mit ziemlicher Sicherheit um ein Schiefertafelfragment mit hebräischen Schriftzeichen handelt“, sagt Kerstin Pieper. Was auch Begehrlichkeiten beim Landschaftsverband Rheinland weckte. „Er hat das Regelrecht, wie es offiziell heißt, also das Recht auf den ersten Zugriff und wollte das Stück in seinem Zentralarchiv in Düsseldorf lagern“, sagt Pieper, die dafür gekämpft hat, das Fragment für Rees zu erhalten. „Zumal wir ein eigenes Museum mit jüdischem Raum haben“, sagt sie.
Letzte Fragen um das Fragment bleiben. Beispielsweise wurde es in Aushub aus dem 17. Jahrhundert gefunden, eine jüdische Volksschule gab es aber erst ab 1840. „Aber vielleicht ist das Fragment ja auch jüngeren Datums und irgendwie in tiefere Erdschichten geraten.“