Uerdingen steigt in die Dritte Liga auf
Der Schiedsrichter bricht das Spiel in Mannheim wegen Pyrotechnik ab. Es gibt Krawalle vor, während und nach der Partie.
MANNHEIM Nach 13 Jahren kehrt der KFC Uerdingen in die Dritte Liga zurück – vorbehaltlich der Entscheidung des DFB-Sportgerichts. Nach einem 1:0 gegen Waldhof Mannheim im Hinspiel führten die Gäste im Rückspiel in der 82. Minute durch Treffer von Connor Krempicki und Tanju Öztürk – Frank Mayer hatte den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt – mit 2:1 (2:1). Doch einen Schlusspfiff gab es nicht. Die Partie wurde abgebrochen. „Das ist natürlich nicht schön“, sagte Uerdingens Trainer Stefan Krämer. „Aber ich lasse mir die Freude nicht nehmen.“Seine Spieler auch nicht. Während der Pressekonferenz gab es für den Coach die obligatorische Bierdusche.
So lustig ging es nicht überall in Mannheim zu. Dabei war alles angerichtet. In der City lockte das Stadtfest Tausende von Besuchern, und im Carl-Benz-Stadion sollte ein großes Fußballfest gefeiert werden. Doch das Relegations-Rückspiel um den Aufstieg in die Dritte Liga endete mit einem handfesten Skandal: Beim Stand von 2:1 für die Gäste wurde im Mannheimer Fanblock ein großes Feuerwerk gezündet. Schiedsrichter Patrick Ittrich aus Hamburg unterbrach die Partie in der 82. Minute, wartete fünf Minuten, ob sich die Lage beruhigt. Da dies jedoch nicht der Fall war, schickte der Unparteiische beide Teams in die Kabine. Nach einer guten Viertelstunde kamen der Referee und die Akteure erneut aufs Feld, doch erneut wurden reichlich Böller gezündet. Ittrich brach die Begegnung ab.
Das war das Einzige, was KFCTrainer Krämer überraschte, denn es lief alles getreu seinem taktisches Konzept. Die Gäste kontrollierten über weite Strecken das unansehnliche Spiel, das von Kampf und Hektik geprägt war. Und sie gingen zweimal in Führung und desillusionierten damit die Mannheimer. Aber nicht nur Krämers Konzept ist aufgegangen, sondern auch das von Mikhail Ponomarev. Vor zwei Jahren hat er sich als Gesellschafter und Hauptsponsor engagiert, sich zum KFC-Präsidenten wählen lassen. „Ich möchte diesen Traditionsverein wieder auf gesunde Füße stellen“, sagte er. „Das ist aber nur in der ersten und zweiten Liga möglich. Deshalb ist es unser Ziel, dass wir in den nächsten vier Jahren den Sprung in die zweite Liga schaffen.“
Auf diesem Weg ist er in den vergangenen Wochen einen großen Schritt voran gekommen. Dabei hat Ponomarev weder Investitionen noch unangenehme Entscheidungen gescheut. Da der Wintermeister zwar über eine starke Abwehr ver- fügte, aber im Angriff schwächelte, verpflichtete er im Januar Maximilian Beister. Der hatte zwar 2012 Fortuna Düsseldorf in die Bundesliga geschossen, doch danach ging es bergab. Nach einem Kreuzbandriss wurde er in Hamburg, Mainz und Australien nicht glücklich und wagte einen Neustart beim Viertligisten Uerdingen. Ein Volltreffer.
Und als zum Jahresbeginn die Mannschaft außer Tritt geriet und dreimal in Folge unentschieden spielte, sah Ponomarev das Saisonziel in Gefahr und feuerte Mitte März Trainer Michael Wiesinger. Der russische Unternehmer holte Stefan Krämer: der zweite Volltref- fer. Unter seiner Führung holte die Mannschaft in der Meisterschaft 34 von 36 Punkten und gewann zuletzt, die beiden Relegationsspiele inklusive, zwölfmal in Folge. Eine einzigartige Serie.
„Uerdingen hat eine fantastische Mannschaft“, sagte Mannheims Trainer Bernd Trares anerkennend. Er war traurig, dass die Waldhöfer „Fans, die die Mannschaft die Saison über immer unterstützten, heute die Nerven verloren haben“. Für Mannheim war es die dritte Relegation in Folge: 2016 unterlag der Verein den Sportfreunden Lotte (0:0, 0:2), 2017 dem SV Meppen (0:0, 0:0, 3:4 im Elfmeterschießen).