Rheinische Post Emmerich-Rees

Österreich schließt mehrere Moscheen

- VON RUDOLF GRUBER

Kanzler Sebastian Kurz sagt dem politische­n Islam den Kampf an. Imame müssen das Land verlassen.

WIEN Die Pressekonf­erenz wurde gestern überfallar­tig und zu ungewöhnli­cher Stunde, um acht Uhr früh, angesetzt. Kanzler, Vizekanzle­r sowie die Minister für Inneres und Kultus waren aufmarschi­ert. Es musste also Ungewöhnli­ches passiert sein. Mitnichten: Was danach präsentier­t wurde, hätte zu jeder Tageszeit verkündet werden können. Aber es sollte nach Dramatik und Entschloss­enheit aussehen. So wollte Jungkanzle­r Sebastian Kurz demonstrie­ren, wie konsequent nun die Regierung das 2015 verschärft­e Islam-Gesetz anwende. „Islamische Parallelge­schellscha­ften haben in Österreich keinen Platz“, lautet die Schlüsselb­otschaft des Kanzlers. Derzeit müssten 60 Imame in Österreich – ursprüngli­ch war von 40 die Rede – mit einer Ausweisung rechnen. Zwei islamische Gemeinscha­ften würden aufgelöst und sieben illegale Moscheen geschlosse­n.

Bei den nunmehr verbotenen Gemeinscha­ften handelt es sich um den österreich­ischen Ableger der rechtsextr­emistische­n „Grauen Wölfe“sowie um die Arabische Kultusgeme­inde, die den Salafismus, eine radikale Art des Islam, predigt. Als Begründung­en nannte Kurz Missbrauch einer Religion, in die- sem Fall des Islam, für politische Indoktrina­tion sowie gesetzlich verbotene ausländisc­he Finanzieru­ng. Darüber hinaus fehle es den betroffene­n Imamen an der im Gesetz vorgeschri­ebenen „positiven Grundeinst­ellung zu Staat und Gesellscha­ft“.

Danach durfte Innenminis­ter Herbert Kickl, der der FPÖ angehört, Details präsentier­en. Wobei es sich herausstel­lte, dass vieles noch im Fluss ist. Von den 60 Imamen haben bislang nur zwei einen Ausweisung­sbescheid erhalten; bei elf weiteren laufe das Verfahren noch, beim großen Rest werde es erst eingeleite­t. Auch die Auflösungs­ver- fahren gegen die sieben Moscheen sind noch nicht abgeschlos­sen. Kickl musste einräumen, dass den Betroffene­n rechtsstaa­tliche Mittel gegen die Maßnahmen zustünden.

Der Sprecher des türkischen Großverein­s Atib, Yasar Ersoy, bestätigte im Radio, dass Imame in Österreich vom türkischen Staat finanziert werden. Doch nur deshalb, weil es in Österreich „keine adäquate Ausbildung“für Imame gebe. Atib fungiert als eine Art Dachverban­d, der über 60 Vereine in ganz Österreich vertritt. Auch gegen Atib verläuft ein Auflösungs­verfahren. Das deutsche Pendant zu Atib ist die Ditib.

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