Rheinische Post Emmerich-Rees

Aufgeschob­en ist nicht aufgehoben

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Die Gegner der „Reeser Welle“haben einen Etappen-Sieg errungen. Wie es mit der Abgrabung weiter geht, wird jetzt nicht zuletzt davon abhängen, wie die Kiesuntern­ehmen das technische Problem lösen wollen, das ihnen durch den Wegfall zweier Feldwege entstanden ist.

In der mittlerwei­le seit zwei Jahrzehnte­n andauernde­n Geschichte der „Reeser Welle“ist dieser Tage ein neues, nicht ganz unwichtige­s Kapitel geschriebe­n worden. Denn mit der Entscheidu­ng des Kreises Kleve, das Antragsver­fahren wieder auf Neustart zu setzen, ist unter Umständen mehr als nur eine zeitliche Verzögerun­g verbunden.

Aus Sicht der Kiesgegner hat sich ihre Beharrlich­keit ausgezahlt. Die oft wiederholt­e Aussage, dass die Auskiesung in jedem Fall kommen werde, hat sie nicht davon abgehalten, weiter gegen das Vorhaben zu kämpfen. Der Appell der Bürgerinit­iativen an den Reeser Rat, einem Verkauf der kommunalen Feldwege nicht zuzustimme­n, hat sich als geschickte­r Schachzug erwiesen. Denn die Politik folgte ihm. Und jetzt stellt diese Entscheidu­ng die Abgrabungs­unternehme­n vor ein Problem. Wie kann ohne die beiden Feldwege das Konzept der Dichtschür­ze wirkungsvo­ll vor Hoch- und Qualmwasse­r schützen, wenn es nun gezwungene­r Maßen „Lücken im System“gibt? Das soll jetzt ein neues Gutachten klären, das die bei- den Firmen in Auftrag geben müssen.

Dass die Wege aus der Planung herausgeno­mmen werden müssen, erweist sich jetzt möglicherw­eise doch als schwerwieg­ender als gedacht. Die Reeser Stadtverwa­ltung, die den Verkauf für den Fall der Genehmigun­g des Projekts vorschlug, hatte argumentie­rt, dass sich ein „Nein“nicht gravierend auf die Planungen auswirken würde, weil die Firmen dann eben lediglich um die relativ kleinen, städtische­n Flächen herum abgraben würden. Ähnlich schätzten das die Unternehme­n selbst ein, die zwar von einem „Tritt vors Schienbein“sprachen, doch der würde sie nicht am Laufen, sprich an der Umsetzung ihrer Pläne, hindern. Das sieht jetzt doch ein bisschen anders aus.

Freuen dürfte sich Grünen-Chef Helmut Wesser. Er hatte die ganze Sache öffentlich gemacht und wurde dafür mit einem Ordnungsge­ld belegt. Aus seiner Sicht werden die 200 Euro gut angelegt sein.

Die Gegner der Abgrabung haben jedoch nur einen Etappen-Sieg errungen. Das Projekt ist aufgeschob­en, aber noch lange nicht aufgehoben. Wie es mit der „Reeser Welle“tatsächlic­h weiter geht, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie die Kiesuntern­ehmen Holemans und Hülskens das technische Problem lösen wollen, das ihnen jetzt durch den Wegfall der beiden Feldwege entstanden ist.

Eine Möglichkei­t wäre, auf einen Teil der Abgrabung ganz zu verzich- ten. Die Auskiesung hätte dann andere Dimensione­n. Am Ende wäre das vielleicht sogar ein Kompromiss, mit dem alle Beteiligte­n leben könnten.

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