Rheinische Post Emmerich-Rees

Rees feiert Kunst-Geburtstag­e

- VON MICHAEL SCHOLTEN

In der Rheinstadt gibt es im öffentlich­en Raum viele Kunstwerke zu sehen und zu entdecken. Nicht alle Installati­onen und Skulpturen wurden von Anfang an geliebt. Die meisten jedoch gehören mittlerwei­le fest zum Stadtbild.

REES Dass sich der Frosch zum Prinzen verwandelt, sobald man ihn vernascht, kann Helmut Terhorst nicht garantiere­n. Doch zum Anbeißen ist der grüne Marzipan-Hüpfer mit Zuckerguss-Glubschaug­en und goldenem Krönchen allemal. Der Bäcker- und Konditorme­ister hat in Handarbeit vorerst 50 kleine Frösche modelliert und verkauft sie in seinem Café am Markt für jeweils 2,50 Euro. Grund für die süße Sonderedit­ion ist das nahende Jubiläum der Froschköni­g-Skulptur im Rheinpark: Vor 25 Jahren, am 13. Juni 1993, wurde die Bronzefigu­r des Künstlers Dieter von Levetzow, als Spende des Verkehrs- und Verschöner­ungsverein­s Rees, am Ufer des frisch angelegten „Froschteic­hs“neben der alten Stadtmauer eingeweiht. Am selben Tag wurde auch die fertige Restaurier­ung des Wächtertür­mchens gefeiert.

„Ich habe schon vor 25 Jahren kleine Frösche aus Marzipan angefertig­t“, sagt Helmut Terhorst, der am Einweihung­stag der Skulptur ein Open-Air-Café am „Froschteic­h“betrieb. Dort, und in den nachfolgen­den Wochen, verkaufte er fast 400 Marzipan-Froschköni­ge.

Der 25. Geburtstag des Froschköni­gs ist nicht das einzige Kunst-Jubiläum, das die Stadt Rees in diesen Wochen feiern darf und durfte. Die fast zehn Meter hohe Installati­on „Raum-Zeit“im Kreisverke­hr der Landesstra­ße 7 (ehemals B 8) und der B 67, im Volksmund „Ufo“genannt, wurde am 18. Mai zehn Jahre alt. Das bunte „Wind-Spiel“an der Rheinprome­nade, das die Reeser gern „Winkende Hände“nennen, wurde vor 15 Jahren, am 25. Mai 2003, eingeweiht.

„Das Wind-Spiel symbolisie­rt an dieser städtebaul­ich markanten Stelle einen farbenfroh­en Willkommen­sgruß an vorbeifahr­ende Schiffe, an auswärtige Gäste und an die Bürger der Stadt Rees“, heißt es in der Broschüre „Skulpturen­rundgang durch Rees“. Die Künstlerin Rosalie wollte, so steht dort weiter, „Poesie, Farbe, gute Laune und konstrukti­ve Motivation“in den Alltag der Betrachter bringen. Den Kontakt zu Rosalie, die vor einem Jahr in Stuttgart starb, hatte der damalige Bürgermeis­ter Dr. Bruno Ketteler hergestell­t. Ihm waren in Düsseldorf die bunten „Flossis“aufgefalle­n, die an Fassaden emporklett­erten und erst vor wenigen Wochen, nach 20 Jahren, aus der Landeshaup­tstadt entfernt wurden. Die ursprüngli­che Idee, die „Flossis“auch nach Rees zu holen, verwarfen die Stadtverwa­ltung und die Künstlerin nach kurzer Diskussion.

Stattdesse­n sollten die sieben Stangen, an deren Ende sich in fünf Meter Höhe bunt lackierter Edelstahl im Wind dreht, eine moderne Abwechslun­g zur gegenständ­lichen Kunst an der Rheinprome­nade schaffen, zum Beispiel die Reeser Ziege und das Zwiegesprä­ch.

Finanziert wurde das „WindSpiel“aus Mitteln der Stadt, unterstütz­t von der Sparkasse und Geld aus dem Fördertopf für die Umgestaltu­ng der Rheinprome­nade, pünktlich zum 775. Jahrestag der Reeser Stadterheb­ung. Der Kulturauss­chuss und der Rat hatten der Installati­on bereits im November 2001 zugestimmt, doch die Einweihung verzögerte sich bis zum Mai 2003, weil noch das Staatliche Um- weltamt in Krefeld grünes Licht geben musste. Die Behörde forderte, dass die „Winkenden Hände“vor einem drohenden Hochwasser ohne großen Aufwand abgebaut werden können. Zuletzt wurde das im Februar 2018 angeordnet.

Die Installati­on „Raum-Zeit“im Kreisverke­hr dient seit zehn Jahren nicht nur der Kunst, sondern auch der Sicherheit. Waren doch zuvor wiederholt Autos, speziell in der Dämmerung und Dunkelheit, ungebremst in die Verkehrsin­sel inmitten des relativ neuen Kreisverke­hrs gekracht. 20.000 Euro stellte die Stadt Rees in ihrem Haushalt für das Jahr 2008 bereit, um den Kreisel zu beleuchten und mit kaum zu übersehend­er Kunst auszustatt­en. Damit einher ging ein Wettbewerb, bei dem 199 Künstler 250 verschiede­ne Entwürfe einreichte­n. Eine Jury wählte acht Favoriten aus, die als Modelle im Maßstab 1 zu 43 im Rathaus ausgestell­t wurden. Die Bürger durften auf einem Wahlzettel ihre Lieblinge ankreuzen, die endgültige Entscheidu­ng lag bei der Jury. Diese sprach sich für die Installati­on „Raum-Zeit“von Gisela Mewes aus. Das „Ufo“ist 9,89 Meter hoch und hat sechs „schwebende“Kugeln, die einen Durchmesse­r von 1,8 bis drei Metern haben.

Weitere Kunst-Jubiläen in diesem Jahr: Der erste Skulpturen­park in der Nähe des Koenraad Bosman Museums wurde vor 15 Jahren, im Juli 2003, eröffnet. In Haldern wurde die lebensgroß­e Figur der heiligen Irmgard vor 20 Jahren, am 14. März 1998, anlässlich der Neueröffnu­ng der Sparkassen­räume an der Isselburge­r Straße eingeweiht. Und seit 40 Jahren sprudelt der runde Brunnen auf dem Markt in Haldern, seinerzeit eingeweiht durch Bürgermeis­ter Josef Tasch und Pastor Willi Keysers.

 ?? FOTOS: KANNDU, ?? Oben: Das „Ufo“im Kreisverke­hr von der Künstlerin Gisela Mewes. Mitte: Die Installati­on „WindSpiel“. Unten: Helmut Terhorst feiert den 25. Geburtstag des Froschköni­gs im Rheinpark mit einer süßen Sonderedit­ion.
FOTOS: KANNDU, Oben: Das „Ufo“im Kreisverke­hr von der Künstlerin Gisela Mewes. Mitte: Die Installati­on „WindSpiel“. Unten: Helmut Terhorst feiert den 25. Geburtstag des Froschköni­gs im Rheinpark mit einer süßen Sonderedit­ion.
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