Rees feiert Kunst-Geburtstage
In der Rheinstadt gibt es im öffentlichen Raum viele Kunstwerke zu sehen und zu entdecken. Nicht alle Installationen und Skulpturen wurden von Anfang an geliebt. Die meisten jedoch gehören mittlerweile fest zum Stadtbild.
REES Dass sich der Frosch zum Prinzen verwandelt, sobald man ihn vernascht, kann Helmut Terhorst nicht garantieren. Doch zum Anbeißen ist der grüne Marzipan-Hüpfer mit Zuckerguss-Glubschaugen und goldenem Krönchen allemal. Der Bäcker- und Konditormeister hat in Handarbeit vorerst 50 kleine Frösche modelliert und verkauft sie in seinem Café am Markt für jeweils 2,50 Euro. Grund für die süße Sonderedition ist das nahende Jubiläum der Froschkönig-Skulptur im Rheinpark: Vor 25 Jahren, am 13. Juni 1993, wurde die Bronzefigur des Künstlers Dieter von Levetzow, als Spende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Rees, am Ufer des frisch angelegten „Froschteichs“neben der alten Stadtmauer eingeweiht. Am selben Tag wurde auch die fertige Restaurierung des Wächtertürmchens gefeiert.
„Ich habe schon vor 25 Jahren kleine Frösche aus Marzipan angefertigt“, sagt Helmut Terhorst, der am Einweihungstag der Skulptur ein Open-Air-Café am „Froschteich“betrieb. Dort, und in den nachfolgenden Wochen, verkaufte er fast 400 Marzipan-Froschkönige.
Der 25. Geburtstag des Froschkönigs ist nicht das einzige Kunst-Jubiläum, das die Stadt Rees in diesen Wochen feiern darf und durfte. Die fast zehn Meter hohe Installation „Raum-Zeit“im Kreisverkehr der Landesstraße 7 (ehemals B 8) und der B 67, im Volksmund „Ufo“genannt, wurde am 18. Mai zehn Jahre alt. Das bunte „Wind-Spiel“an der Rheinpromenade, das die Reeser gern „Winkende Hände“nennen, wurde vor 15 Jahren, am 25. Mai 2003, eingeweiht.
„Das Wind-Spiel symbolisiert an dieser städtebaulich markanten Stelle einen farbenfrohen Willkommensgruß an vorbeifahrende Schiffe, an auswärtige Gäste und an die Bürger der Stadt Rees“, heißt es in der Broschüre „Skulpturenrundgang durch Rees“. Die Künstlerin Rosalie wollte, so steht dort weiter, „Poesie, Farbe, gute Laune und konstruktive Motivation“in den Alltag der Betrachter bringen. Den Kontakt zu Rosalie, die vor einem Jahr in Stuttgart starb, hatte der damalige Bürgermeister Dr. Bruno Ketteler hergestellt. Ihm waren in Düsseldorf die bunten „Flossis“aufgefallen, die an Fassaden emporkletterten und erst vor wenigen Wochen, nach 20 Jahren, aus der Landeshauptstadt entfernt wurden. Die ursprüngliche Idee, die „Flossis“auch nach Rees zu holen, verwarfen die Stadtverwaltung und die Künstlerin nach kurzer Diskussion.
Stattdessen sollten die sieben Stangen, an deren Ende sich in fünf Meter Höhe bunt lackierter Edelstahl im Wind dreht, eine moderne Abwechslung zur gegenständlichen Kunst an der Rheinpromenade schaffen, zum Beispiel die Reeser Ziege und das Zwiegespräch.
Finanziert wurde das „WindSpiel“aus Mitteln der Stadt, unterstützt von der Sparkasse und Geld aus dem Fördertopf für die Umgestaltung der Rheinpromenade, pünktlich zum 775. Jahrestag der Reeser Stadterhebung. Der Kulturausschuss und der Rat hatten der Installation bereits im November 2001 zugestimmt, doch die Einweihung verzögerte sich bis zum Mai 2003, weil noch das Staatliche Um- weltamt in Krefeld grünes Licht geben musste. Die Behörde forderte, dass die „Winkenden Hände“vor einem drohenden Hochwasser ohne großen Aufwand abgebaut werden können. Zuletzt wurde das im Februar 2018 angeordnet.
Die Installation „Raum-Zeit“im Kreisverkehr dient seit zehn Jahren nicht nur der Kunst, sondern auch der Sicherheit. Waren doch zuvor wiederholt Autos, speziell in der Dämmerung und Dunkelheit, ungebremst in die Verkehrsinsel inmitten des relativ neuen Kreisverkehrs gekracht. 20.000 Euro stellte die Stadt Rees in ihrem Haushalt für das Jahr 2008 bereit, um den Kreisel zu beleuchten und mit kaum zu übersehender Kunst auszustatten. Damit einher ging ein Wettbewerb, bei dem 199 Künstler 250 verschiedene Entwürfe einreichten. Eine Jury wählte acht Favoriten aus, die als Modelle im Maßstab 1 zu 43 im Rathaus ausgestellt wurden. Die Bürger durften auf einem Wahlzettel ihre Lieblinge ankreuzen, die endgültige Entscheidung lag bei der Jury. Diese sprach sich für die Installation „Raum-Zeit“von Gisela Mewes aus. Das „Ufo“ist 9,89 Meter hoch und hat sechs „schwebende“Kugeln, die einen Durchmesser von 1,8 bis drei Metern haben.
Weitere Kunst-Jubiläen in diesem Jahr: Der erste Skulpturenpark in der Nähe des Koenraad Bosman Museums wurde vor 15 Jahren, im Juli 2003, eröffnet. In Haldern wurde die lebensgroße Figur der heiligen Irmgard vor 20 Jahren, am 14. März 1998, anlässlich der Neueröffnung der Sparkassenräume an der Isselburger Straße eingeweiht. Und seit 40 Jahren sprudelt der runde Brunnen auf dem Markt in Haldern, seinerzeit eingeweiht durch Bürgermeister Josef Tasch und Pastor Willi Keysers.