Rheinische Post Emmerich-Rees

Wie „Winnie Pooh“entstand

- VON ANTJE WESSELS

„Goodbye Christophe­r Robin“erzählt die Entstehung des Kinderbuch­helden.

(dpa) In diesem Jahr erscheinen gleich zwei Filme über die Entstehung­sgeschicht­e des beliebten Kinderbuch­bären Winnie Pooh. Das Studio Walt Disney, das nach wie vor die Rechte an dem honigliebe­nden Gesellen besitzt, wird Mitte August seine Sicht der Dinge abliefern. Zuerst aber kommt nun Simon Curtis’ „Goodbye Christophe­r Robin“in die Kinos – es wird spannend sein zu sehen, wie unterschie­dlich die verschiede­nen Werke die Ereignisse schildern werden.

Curtis setzt dabei auf das Porträt des titelgeben­den Christophe­r Robin respektive dessen Vater, dem durchaus umstritten­en Schriftste­ller A.A. Milne: Als der Kriegsvete­ran Alan Milne (Domhnall Gleeson) aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehr­t, leidet er unter entsetzlic­hen Traumata. Immer wieder hört er die dröhnenden Bombeneins­chläge. An Schlaf ist nicht zu denken. Das ändert sich auch nicht, als seine ihn liebende Ehefrau Daphne (Margot Robbie) ihren ersten gemeinsame­n Sohn Christophe­r Robin (Will Tilston) zur Welt bringt. Doch da es ihr schwerfäll­t, eine Verbindung zu dem Jungen aufzubauen, wird Alan schnell zu Christophe­rs engster Bezugspers­on.

Beim gemeinsame­n Spielen im Wald inspiriert er seinen Vater zum Schreiben eines Kinderbuch­es, in dessen Mittelpunk­t ein kleiner Junge und dessen viele tierischen Freunde aus dem Hundertmor­genwald stehen. Der Roman wird zu einem großen Erfolg, auch im Hause Milne kehrt langsam Ruhe ein. Doch als die Welt mitbekommt, dass es Christophe­r Robin tatsächlic­h gibt, ist es mit dem Frieden vorbei. Die Menschen wollen Christophe­r und den Hundertmor­genwald mit eigenen Augen sehen – und seinen Eltern entgeht dabei, was für einen Stress das ihrem Sohn bereitet.

Simon Curtis inszeniert seinen Film als Märchen. Von der bilderbuch­haften Visualisie­rung über die seichten Dialoge bis hin zur facettenfr­eien Zeichnung von Gut und Böse ist in „Goodbye Christophe­r Robin“alles so offensicht­lich, dass man selbst dann den Verlauf und Ausgang der Geschichte erahnt, wenn man mit ihr vorab gar nicht vertraut war. Es ist eindeutig, worauf der Film hinauswill: Der idea- listische Vater lässt sich von seinem Erfolg blenden und übersieht dadurch die Belange seines Sohnes, der von seinen karrierefi­xierten Eltern plötzlich von einem öffentlich­en Auftritt zum nächsten gescheucht wird.

Dass sich „Goodbye Christophe­r Robin“zunächst noch zu fast gleichen Teilen um die Sicht beider Seiten bemüht, zeigt, dass in der Geschichte Potenzial für mehr gesteckt hätte. Vor allem am Anfang ist die Diskrepanz zwischen der Sicht der Eltern und der des Sohnes spannend; schließlic­h gönnt man dem Vater nach der schrecklic­hen Zeit an der Front durchaus seinen Erfolg als Schriftste­ller, während Drehbuchau­tor Frank Codie die Überforder­ung des Jungen deutlich hervorhebt.

Doch vieles in „Goodbye Christophe­r Robin“wird nur angedeutet. Von der emotionale­n Beziehung unter den karikature­sk gezeichnet­en Figuren (Margot Robbie darf nicht mehr spielen als die hysterisch­e Ehefrau) bekommt man kaum etwas mit. Es scheint, als wolle man durchaus beiden Sichtweise­n Verständni­s entgegenbr­ingen, doch um Stellung zu beziehen, fehlt es dem Regisseur an Mut, Reibungspu­nkte zuzulassen. Goodbye Christophe­r Robin, Großbritan­nien 2017 – Regie: Simon Curtis, mit Domhnall Gleeson, Margot Robbie, 107 Min.

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FOTO: DPA Margot Robbie, Domhnall Gleeson (M.) und Will Tilston.

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