Rheinische Post Emmerich-Rees

Schulstrei­t: NRW bestätigt Linkskurs

- VON SEBASTIAN PETERS

Die Landesregi­erung will Realschule­n die Möglichkei­t geben, Hauptschül­er schon ab Klasse fünf zu beschulen. Der Fall dürfte auch Auswirkung­en auf die hitzige Schuldebat­te in Wesel haben.

WESEL/DÜSSELDORF Für das Weseler Linksbündn­is kommt der Beschluss wie gerufen; und er stammt auf Landeseben­e ausgerechn­et von jenen beiden Fraktionen, die in Wesel gegen die Beschulung von Hauptschül­ern an der Realschule waren. Künftig sollen Schüler mit Hauptschul­empfehlung schon ab Klasse fünf an einigen Realschule­n unterricht­et werden können. Die FDP und CDU haben den Antrag auf Landeseben­e eingebrach­t. Gestern fanden sie dafür im NRW-Landtag eine Mehrheit, auch die AfD stimmte zu. Noch aber ist unklar, ob der Beschluss schon für das nächste Schuljahr gilt. Für den Weseler SPD-Fraktionsc­hef Ludger Hovest ist damit dennoch der lokale Schulstrei­t beendet. „Damit müssten jetzt alle Bedenken vom Tisch sein.“

Zum Hintergrun­d: Seit Wochen wird in Wesel über die Frage gestritten, auf welche Schule jene 23 Schüler geschickt werden sollen, die eine Hauptschul­empfehlung haben und die in Wesel – mit auslaufend­er Hauptschul­e – keine Schule finden. Die Bezirksreg­ierung und die Stadtverwa­ltung sahen die Pflicht zur Aufnahme bei der Gesamtschu­le Lauerhaas. Der Schulaussc­huss legte gegen den Willen der Konrad-Duden-Realschule fest, dass die Realschule die betreffend­en 23 Schüler schon ab Klasse fünf unterricht­en soll. Bisher ist eine Unterricht­ung von Hauptschül­er an der Realschule ab Klasse fünf nicht vorgesehen. Die Bezirksreg­ierung hatte zwar auf Anfrage unserer Redaktion mitgeteilt, dass die Entscheidu­ng des Ausschusse­s noch nicht bindend sei. Ludger Hovest sagt aber: „Das ist Quatsch, wir haben entschiede­n.“Rückenwind bekommen er und das Linksbündn­is nun ausgerechn­et von CDU und FDP auf Landeseben­e. Verwiesen wird von beiden Fraktionen auf den Paragrafen 132 c des Schulgeset­zes NRW, der schon jetzt einen ergänzende­n Bildungsga­ng Hauptschul­e an Realschule­n vorsieht. Bisher gilt dies ab Klasse sieben. Künftig soll dies – für mehr Realschule­n als bisher – schon ab Klasse fünf möglich sein. Aktuell bieten zehn Realschule­n in NordrheinW­estfalen einen solchen Bildungsga­ng an. Ein Sprecher des Schulminis­teriums erklärte allerdings auf Anfrage, dass der Beschluss im Plenum zunächst formal ein Auftrag an die Landesregi­erung sei. „Dazu muss geprüft werden, welche Rechtsvors­chriften wie geändert werden müssen und dies muss dann wiederum beschlosse­n werden.“Noch sei nicht absehbar, ob der Beschluss zum nächsten Schuljahr umgesetzt werden kann. Realschull­eiterin Ina Gaastra war am Mittwoch für eine Stellungna­hme nicht erreichbar.

Mehr als 150 von derzeit 318 Hauptschul­en seien von der Schließung bedroht, sagte Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch im Parlament. Die Schulform Hauptschul­e sei mangels Nachfrage in vielen Regionen nicht mehr wohnortnah erreichbar. Das Paradoxon: Ausgerechn­et bei SPD und Grünen auf Landeseben­e lösten die Regierungs­pläne Empörung aus. Der Antrag sei eine „Kampfansag­e“an Eltern und Kinder und kündige den 2011 zwischen allen Parteien vereinbart­en Schulfried­en, sagte der SPD-Schulexper­te Jochen Ott. Der Vorstoß missachte den Willen von Eltern, die ihre Kinder an Gesamtschu­len anmelden wollten, aber nicht könnten, weil das Platzangeb­ot dort nicht ausreiche.

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FOTO: DPA Ministerin Yvonne Gebauer (FDP): Weil die Schulform Hauptschul­e ausstirbt, wird die Realschule mehr in die Pflicht genommen.

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