Rheinische Post Emmerich-Rees

Queens Hommage an sich selbst

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

In Köln kann die Ausnahme-Band Freddie Mercury nicht vergessen machen.

KÖLN Jeden Abend, an dem er wieder mit Brian May und Roger Taylor – den Legenden von Queen – auf der Bühne stehen darf, stellt Adam Lambert sich die Frage, mit der der größte opernhafte Hit der Rockgeschi­chte beginnt, „Bohemian Rhapsody“: „Is this the real life? Is this just fantasy?“(„Ist dies das richtige Leben oder nur Einbildung?“) In der Kölner Arena ließ er 12.500 Fans die unbändige Freude spüren, die er empfindet. Beim Eröffnungs­song „Tear it up“lässt er seine Stimme rasseln und röhren, bei „Play The Game“schraubt er sie in höchste Höhen und garniert die Töne mit kontrollie­rtem Tremolo. Doch so ganz wird man das Gefühl nie los, dass sich hier ein Nachwuchst­alent um die Rolle des Sängers in einer Queen-Coverband bewirbt.

Irgendwann geht Lambert in die Vorwärtsve­rteidigung und thematisie­rt das Problem einfach selbst: „Ich weiß, was ihr denkt: Pff, das ist ja gar nicht Freddy.“Und natürlich kann der Musicaldar­steller dem Ausnahme-Genie Freddie Mercury nicht das Wasser reichen. Wenn man das einmal so sein lässt, dann funktionie­rt dieser Abend doch als Hommage, als Erinnerung an eine der größten Rockbands aller Zeiten – mit Beteiligun­g der Original-Musiker. Lamberts Stimme ist geschmeidi­g und gelenkig genug, um die komplizier­ten Melodien von Queens größten Hits, die nie komplizier­t klingen, sondern problemlos ins Ohr flutschen, mühelos zu singen, während er in extravagan­ten Outfits über die Bühne wirbelt. Am Anfang trägt er einen langen, roten, ärmellosen Ledermante­l, der seine Armtattoos betont, glitzernde Plateau-Schuhe, viel Schmuck und Kayal um die Augen.

Um große Showeffekt­e im Mittelpunk­t der gigantisch­en Bühne ist er nie verlegen, doch manchmal muss er den Platz auch den Legenden überlassen, um die es hier geht: Brian May nutzt jede Gelegenhei­t für ausschweif­ende E-Gitarrenso­li. Am nahesten lässt er das Publikum an sich heran, wenn er mit der akustische­n Gitarre draußen auf dem Steg sitzt und mit hoher Stimme Freddie Mercurys Song „Love of my Life“von 1975 singt. Roger Taylor liefert sich erst ein Schlagzeug-Battle und übernimmt dann stimmstark David Bowies Part in „Under Pressure“. Zum Finale geistert auch ein Originalvi­deo und –Video von „Bohemian Rhapsody“durch die Halle. Wehmut kommt auf. Was für eine Zeit, was für eine Band!

Newspapers in German

Newspapers from Germany