Endlich kein Warten mehr an den Schranken
Brückenschlag in Praest: Das erste Betuwe-Bauwerk an der Baumannstraße wurde am Donnerstag freigegeben.
PRAEST Zumindest in einem Emmericher Ortsteil stellen Bahngleise kein Hindernis mehr für den kreuzenden Verkehr dar: Am Donnerstag wurde in Praest an der Baumannstraße Emmerichs erstes Betuwe-Bauwerk freigegeben.
Zusammen mit Bürgermeister Peter Hinze durchschnitten Verantwortliche der Bahn ein symbolisches Band und gaben damit eine Brücke frei, die schon längst hätte in Betrieb sein sollen. Wie berichtet,
„Die Brücke zeigt, welche Unwägbarkeiten
bei den anderen Betuwe-Maßnahmen
möglich sind“
Peter Hinze
Bürgermeister
hatte sich die Fertigstellung der Brücke um zwei Jahre verzögert und dadurch auch erheblich verteuert. Statt bei ursprünglich veranschlagten fünf Millionen Euro waren die Kosten auf gut zehn Millionen Euro gestiegen.
Grund war die Bodenbeschaffenheit, beziehungsweise der hohe Grundwasserspiegel. Die Auffahrtrampe, die aus mehreren Schichten besteht, hatte sich wie ein Schwamm mit Wasser vollgesogen. Bei jeder Schicht, die etwa 1,50 Meter hoch ist, musste gewartet werden, bis die Feuchtigkeit ausgetreten war. Immer wieder wurde dann mit diversen Messverfahren überprüft, ob die nächste Schicht aufgeschüttet werden konnte. Das kostete natürlich Zeit – und Geld.
Michael Teitzel, bei der Bahn verantwortlich für den Planungsabschnitt, bezeichnete bei der offiziellen Eröffnung die Fertigstellung der Brücke als „eigentlichen Anfang“für die gesamten Maßnahmen, die noch im Rahmen der Betuwe geplant seien. In Emmerich stünden noch elf weitere Brücken- beziehungsweise Unterführungsbauten an, dazu der Bau des dritten Gleises, des Lärmschutzes und der Erschütterungsschutzmaßnahmen.
Teitzel lobte die Geduld und den konstruktiven Dialog mit den Anwohnern während der Bauphase und freute sich auch über die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. Die Brücke in Praest sei ein Bauwerk, das Menschen miteinander verbinde und sie nicht von einander trenne.
Bürgermeister Peter Hinze bedankte sich bei der Bahn für das sehr „teure Geschenk“, das die Stadt in so einer Größenordnung nur sehr selten erhalte. Allerdings fügte er auch gleich hinzu: „Ob es ein Geschenk bleibt, wird sich noch zeigen.“
Hinze spielte damit auf die Problematik an, die sich aus der Konsensregelung noch für die Stadt Emmerich ergeben könnte. Denn sollte es an anderen Planungspunkten der Betuwe keine Einigung mit der Bahn geben, steht die Vereinbarung auf der Kippe, dass die Stadt sich nicht an den Kosten beteiligen muss. Allein in Praest würden die jetzt rund eine Million Euro betragen.
Bürgermeister Hinze zeigte sich dennoch erfreut darüber, dass die Brücke nun genutzt werden kann. „Sie zeigt allerdings auch, welche Unwägbarkeiten noch bei den anstehenden Betuwe-Projekten möglich sind.“
Der Bahnübergang an der Kerstenstraße, der durch die neue Brücke ersetzt werden soll, wird übrigens noch weiter bestehen bleiben. „Er ist so lange in Betrieb, bis alle mit der Betuwe zusammenhängenden Maßnahmen in Emmerich umgesetzt sind“, sagte ein Sprecher der Bahn gegenüber der RP.
Die neue Brücke überspannt in sechs Metern Höhe die Bahngleise auf einer Länge von etwa 21 Metern. Die Fahrbahn ist gut 6,50 Meter breit.