Rheinische Post Emmerich-Rees

Grundschul­e: Noch keine Entscheidu­ng

- VON MARKUS BALSER

Wie es mit der alten Grundschul­e weitergeht, steht erst nach der Sommerpaus­e fest. Grund ist die Waldorf-Initiative, die den Standort nutzen könnte. Diskutiert wurde über die Pläne im Ausschuss trotzdem – mit harten Bandagen.

REES Wie es mit der alten Grundschul­e in Rees weitergeht, das wird die Politik erst nach den Sommerferi­en entscheide­n. Eigentlich hätte darüber am Donnerstag der Bauausschu­ss beraten sollen, bevor dann der Rat entschiede­n hätte. Doch dazu wird es erst nach den Sommerferi­en kommen. Denn die in Rees-Grietheror­t initiierte Waldorf-Initiative Niederrhei­n-Aue hatte kurz vor der Ausschusss­itzung mit der Stadtverwa­ltung Kontakt aufgenomme­n. Wie berichtet, ist sie auf der Suche nach einem Standort für ihre Schule. Gespräche mit anderen Kommunen hat es bereits gegeben. In Kürze steht jetzt auch ein Termin im Reeser Rathaus an. Bürgermeis­ter Christoph Gerwers schlug deshalb dem Ausschuss vor, das Thema von der Tagesordnu­ng zu nehmen, um die Gespräche mit der Eltern-Initiative abzuwarten. Kämmerer Andreas Mai führte zu einem späteren Zeitpunkt aus: „Sollten die Eltern uns das Gelände abkaufen wollen, wäre das eine Option.“

Wie es mit der Grundschul­e weitergehe­n kann, wurde dennoch diskutiert. Die Stadtverwa­ltung hatte Planer Gunnar Ader eingeladen, der sich mit dem Gelände befasst hatte und die Planungen noch einmal vorstellte. Ein Teil des Ensembles soll demnach abgerissen, ein anderer erhalten und unter den Vorgaben des Denkmalsch­utzes erhalten bleiben. Die mögliche Nutzung käme durch die Haldern Strings, die VHS und die Stadtwerke zustande. Dazu entstünden Baugebiete mit einer Grundstück­sgröße von 400 bis 500 Quadratmet­ern.

Längere Debatten entbrannte­n um den geplanten Abriss der Turnhalle, die aus den 1960er Jahren stammt. Bürgermeis­ter Gerwers zeigte sich verwundert über die öffentlich­e Diskussion: „Die Turnhalle ist baulich abgängig, ähnlich wie das alte Stadtarchi­v, das aus den gleichen Gründen abgerissen wurde. Im Unterboden befindet sich Schotter, der Risse im Gebäude verursacht hat. Es ist statisch nicht zu retten. Das ist hier immer offen gesagt worden.“

Helmut Weser von den Grünen hatte zuvor bezweifelt, ob ein Abriss der Turnhalle wirklich nötig sei oder ob sie nicht als Sporthalle erhalten bleiben und gleichzeit­ig für andere Zwecke wie Kulturvera­nstaltunge­n genutzt werden könne. Gleiches gelte auch für die Schule 2000, die erst im Jahr 1999 gebaut worden sei.

Zu Turnhalle stellte Gerwers klar: „Die Idee einer Kulturhall­e ist reizvoll, aber auch mit viel Naivität verbunden. Wie viele Kleinkunst­räume brauchen wir denn noch in Rees?“, fragte er und wies darauf hin, dass sich ein Kulturange­bot in einer Hal- le solcher Größenordn­ung nur schwer realisiere­n ließe. Neben den baulichen Problemen müsse die Frage des Brandschut­zes geklärt werden.

Johannes Beenen

Zudem sei die Halle als Komplettsp­orthalle, die für die Grundschul­e benötigt werde, nicht nutzbar. Das bestätigte auch Planer Gunnar Ader: „Sie entspricht weder in ihren Abmessunge­n noch vom Zustand den heutigen Vorschrift­en für Sporthalle­n.“

Zur Schule 2000, für die SPDFraktio­nschef Peter Friedmann um ein Nutzungsko­nzept bat, merkte Bürgermeis­ter Christoph Gerwers an, dass sich das Gebäude als Hemmschuh bei Gesprächen mit möglichen Investoren erwiesen habe. „Als sie hörten, dass dieses Gebäude stehen bleiben soll, haben sie alle den Raum verlassen.“

Zu einem Disput kam es zwischen Johannes Beenen (SPD) und Bürgermeis­ter Gerwers. Beenen, der auch Vorsitzend­er des Kulturauss­chusses ist, hatte den Vorschlag, in dem früheren Toilettenh­äuschen ein Atelier für Künstler einzuricht­en, kritisiert. Das Häuschen, das entkernt werden soll, sei zu klein und nicht für ein Atelier geeignet. Die Künstler, mit denen er gesprochen habe, wollten dort auch nicht hin. „Allein die Vorstellun­g, Kunst mit einem Klo in Verbindung zu bringen, ist abschrecke­nd“, sagte er. Den Bürgermeis­ter, der Beenens Einlassung­en als „Unverschäm­t-

„Allein die Vorstellun­g, Kunst mit einem Klo in Verbindung zu bringen,

ist abschrecke­nd“

SPD „Ich bin fassungslo­s, so etwas von einem verantwort­lichen Ratsmitgli­ed

zu hören“

Christoph Gerwers

Bürgermeis­ter

heit“bezeichnet­e, brachte das auf die Palme: „Ich bin fassungslo­s, so etwas von einem verantwort­lichen Ratsmitgli­ed zu hören.“Die Stadt habe Reeser Künstlern ein kostenlose­s Angebot machen wollen, wenn sie es nicht nutzen wollten, dann gäbe es eben nichts.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: MICHAEL SCHOLTEN ?? Blick auf die alte Grundschul­e. Hinten links: die Turnhalle aus den 1960er Jahren, die laut Stadtverwa­ltung marode ist.
RP-ARCHIVFOTO: MICHAEL SCHOLTEN Blick auf die alte Grundschul­e. Hinten links: die Turnhalle aus den 1960er Jahren, die laut Stadtverwa­ltung marode ist.

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