Erster Poetry-Slam begeistert Publikum
Bei der Veranstaltung in Haldern traten viele Nachwuchs-Künstler auf.
HALDERN Die Applaus-Abstimmung war denkbar knapp: Florian Stein gewann den „ersten Lindengeflüster-Poetry-Slam“in Haldern. Mit seinem „sportlichen Ereignis“, dem Lebenslauf vom Baby bis zum Rentner mit drei „Läufern“aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, voller Energie wort- und gestenreich vorgetragen, begeisterte der Bochumer Poetry-Slammer das Publikum.
Am Mittwoch fand im Gasthof Tepferdt das erste „Best of Poetry Slam“der Region statt. Das Team des Gasthofes hatte gemeinsam mit Marius Hanke, der unter dem Künstlernamen „Zwergriese“auftritt und bereits mehrere Veranstaltungsreihen im Ruhrgebiet organisierte, den unterhaltsamen Abend vorbereitet. Fünf bekannte Größen in der Szene traten gegeneinander an.
„Der Poetry Slam ist ein moderner Dichterwettstreit, bei dem es darum geht, die Zuhörer zu begeistern, zu bewegen und zum Lachen zu bringen. Dabei müssen drei Regeln beachtet werden: Die Texte müssen selbst geschrieben sein, es dürfen keinerlei Requisiten und Kostüme verwendet werden und es gilt ein Zeitlimit von sechs Minuten“, erklärte Marius Hanke, der als Moderator durch das Programm führte und die knapp 100 Besucher mit dem hintergründigen Text von „Mark, dem Bauarbeiter“begrüßte.
Ella Anschein, Siegerin der U20NRW-Meisterschaften 2017, machte den Anfang mit ihrer gereimten Geschichte über eine Busfahrt und die Macht der Gerüche. Ihr Fazit: „Und die Moral von der Geschicht’, an fremden Menschen riecht man nicht.“Weiter ging es mit dem leidenschaftlichen Vortrag von Florian Stein, der darüber philosophierte „Wenn ich ein Kind hätte“. „Es wird dumm geboren, aber das macht ja nichts. Man hat ja genug Zeit, um schlau zu werden. Nur leider nutzen das so wenige.“Der Youngster gab sein Bühnen-Debüt im Jahr 2015. Schon länger auf der Poetry-Bühne steht der dreifache Niedersachsen/ Bremen-Meister Florian Wintels, der Themen wie Winter, AfD, ein Tritt in einen Hundehaufen oder „Freundin weg“mit „Scheiß drauf“kommentierte, was ihm Bestnoten von der Publikumsjury bescherte und den sofortigen Einzug ins Finale. Sandra Da Vina, Essener Autorin und Poetry Slammerin, die aktuell mit ihrem dritten Soloprogramm „Hundert Meter Luftpolsterfolie“tourt, klagte wortgewandt über eine nervige Mücke bei Nacht und Micha-El Goehre, der seit 2002 in der Poetry-Szene unterwegs ist und mit 41 Jahren der älteste war, beschäftigte sich mit dem Alter und der Sterblichkeit.
Mit einem zweiten Text kämpfte das übrig gebliebene Quartett um den zweiten Finalplatz. Micha-El ließ das Publikum bei seinem ungewöhnlichen ersten Morgen mit der zukünftigen Ehefrau mitlachen, Sandra Da Vina erinnerte an Opa und seinen Schrebergarten und warf Fragen auf wie: „Wenn ich ein Blech Donauwelle in die Ruhr werfe, ist der Fluss dann verwirrt?“Ella Anschein ließ die Zuhörer bei ihrer „Gangster-Rapp-Oma“im Rapp-Stil mitmachen.
Das Futur III und die Diskussion von zwei Robotern über die Liebe standen im Mittelpunkt des Vortrags von Florian Stein, der so gut ankam, dass die beiden Florians schließlich im Finale standen. Während Florian Wintels sich wortgewaltig und gestenreich auf der „Suche nach den perfekten letzten Worten“machte, überzeugte Florian Stein mit seinem Lauf-Event.
Die Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten und spendeten lautstarken Applaus als Lohn für die unterhaltsamen Wort-Akrobaten. Fortsetzung nicht ausgeschlossen.