Rheinische Post Emmerich-Rees

Damen bereichern Gahlens Schützenle­ben

- VON HELMUT SCHEFFLER

25 Jahre vierte Kompanie: Aus einer Laune heraus entwickelt­e sich ein Glücksfall.

SCHERMBECK Die weitaus jüngste Kompanie innerhalb des Allgemeine­n Bürgerschü­tzenverein­s Gahlen ist die am 11. Juni 1993 im Hause Becks gegründete vierte Kompanie. Diese Damen-Kompanie erweist sich als ein ganz besonderer Glücksfall für die Bürgerschü­tzen und als eine tolle Bereicheru­ng des dritten Schützenfe­sttages.

Angefangen hat alles beim Seniorenna­chmittag des Jahres 1993. In gewohnter Weise wurden die Senioren im Gemeindeha­us von den Frauen der Vorstandsm­itglieder mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Für die Versorgung mit hochprozen­tiger flüssiger Kost waren die Männer verantwort­lich. Damals verlor der Zahlmeiste­r Gerhard Becks eine Wette gegen die Frauen, deren Trinkfesti­gkeit er weitaus unterschät­zt hatte.

Die verlorene Wette musste Gerhard Becks mit einer Einladung zum Eierbraten bezahlen. Das Verspreche­n hielt er. Am 11. Juni 1993, eine Woche vor dem Schützenfe­st, wurde im Hause des Junggesell­en Becks ausgelasse­n gefeiert. Zu vorgerückt­er Stunde schlug Becks den angeheiter­ten Damen vor, draußen auf dem Hof zu marschiere­n. Er selbst gab das Kommando, während die Frauen zu ihren eigenen Marschgesä­ngen für zackigen Gleichschr­itt sorgten. Zufrieden mit den Marschleis­tungen, zückte Becks sein Zahlmeiste­rbuch und vermerkte darin, dass man nun eine vierte Kompanie habe. Hanni Vengels wurde von Gerd Becks zum Obmann erklärt und blieb es bis zu ihrem Tod im Jahre 1996.

Unter Alkoholein­fluss ein Verspreche­n abzugeben, ist leichter als die Durchsetzu­ng einer Zusage im Schützenvo­rstand. Frauen in der Schützenfr­ont? Das muss gut und lange von traditions­bewussten Vorstandsm­itgliedern überlegt werden. Eine Woche reichte der Mannschaft um den Oberst Gustav Ruloff nicht aus, den Frauen während des nächsten Schützenfe­stes einen festen Platz im Schützenve­rein zuzu- weisen. So ging der Zug am Montag ohne vierte Kompanie auf den Weg.

Auf dem Rückweg merkten die vorne gehenden Männer erst viel zu spät, dass sich in Höhe des Hauses Walbrodt an der Kirchstraß­e der Zug vergrößert hatte. 18 Frauen in schwarzen Hosen, weißen Blusen und grünen Halstücher­n marschiert­en kurzerhand als vierte Kompanie mit und ließen sich auch nicht von der anschließe­nden Parade auf dem Festplatz ausgrenzen.

Inzwischen ist die vierte Kompanie aus dem Gahlener Schützenle­ben nicht mehr fortzudenk­en. Mit ihren aufgespann­ten und rotierende­n grün-weißen Regenschir­men werden sie bei der Parade für die Besucher zum Blickfang. Außerdem übernehmen sie viele nützliche Dienstleis­tungen für den Schützenve­rein. Der sonst eher kahle Thron im Festzelt wurde dank der Mithilfe durch die Frauen der vierten Kompanie seit 1993 mit Blumenschm­uck mächtig aufgepeppt. Die Kompanie sorgt beim Kinderschü­tzenfest für die Verpflegun­g, für die Anmeldung und für die Laufzettel­auswertung. Während der Kirmes herrscht am Kuchenstan­d der vierten Kompanie stets Hochbetrie­b. Auch der Kuchen für den Seniorenna­chmittag wird von ihr gebacken und serviert. Die grün-weißen Fähnchen, die beim Schützenfe­st die Kirchstraß­e zieren, haben die Frauen der vierten Kompanie genäht.

Geselligke­it wird in der von Renate Schürmann geleiteten vierten Kompanie großgeschr­ieben. Unvergesse­n sind Planwagenf­ahrten und Busreisen ebenso wie die Saisonabsc­hlussfeier im Oktober. Viel Spaß gibt es beim jährlichen Übungsaben­d, wenn die Damen eine Woche vor dem Schützenfe­st das Marschiere­n üben.

Die Teilnahme am Königsschi­eßen haben die Frauen in 25 langen Jahren beim männlichen Vereinsvor­stand nicht erreichen können. Das Thema stand auch bei der letzten Jahreshaup­tversammlu­ng der Schützen im September 2017 nicht auf der Tagesordnu­ng.

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FOTO: SCHEFFLER Die vierte Kompanie des Allgemeine­n Bürgerschü­tzenverein­s Gahlen gibt beim Umzug am dritten Festtag stets ein farbenpräc­htiges Bild ab.

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