Trockenheit macht Bauern zu schaffen
Lange hat es nicht mehr richtig geregnet. Vor allem junge Obstbäume leiden darunter, Getreide wird notreif, auch den Kartoffeln fehlt die Feuchtigkeit. Viele Landwirte sind dazu gezwungen, ihre Felder aufwendig zu bewässern.
KREIS WESEL (sz) Immer wieder mal zieht sich der Himmel zu. Regen gibt es seit Wochen kaum, von punktuellen Unwettern abgesehen. Peter Bielefeld baut in Dingden Bundmöhren an, die mit ihrem Laub in den Verkauf kommen. „Die Möhren müssen schön glatt sein“, sagt er. Deshalb beregnet er das Gemüse, „es würde sonst Verwachsungen an der Spitze geben“. Das Auge des Verbrauchers isst schließlich mit. Drei Regenanlagen hat Bielefeld in Betrieb, um 40 Hektar Möhren zu bewässern. Er beklagt sich nicht, „das ist besser als das viele Wasser 2016“. Die damaligen Starkregen haben ihn und viele Kollegen bescheidener werden lassen.
Bei van Nahmen in Hamminkeln sorgt man sich um die Jungbäume. „Ältere Bäume haben tiefe Wurzeln, da ist die Trockenheit kein Problem“, sagt Peter van Nahmen. Doch 2017 hat die Familie anlässlich des 100-jährigen Betriebsbestehens 100 junge Obstbäumchen auf eine Streuobstwiese gepflanzt. „Es wäre sehr schade, wenn die eingehen würden“, sagt van Nahmen. Damit das nicht geschieht, fährt im Zweitages-Takt ein Lkw mit einem 1000Liter-Fass zu der Wiese und wässert die Jubiläumsbäumchen, „ein Riesenaufwand“. Alte wie junge Obstbäume leiden derzeit unter Stress, sie verlieren mehr unreife Äpfel als in anderen Jahren. „Das ist aber ganz in Ordnung.“Nach der Katastrophenernte 2017 – sie war wegen der Spätfröste ein Komplettausfall – tragen die Apfelbäume in diesem Jahr wie verrückt. Und der Geschmack? „Darüber wird erst im August, September und Oktober entschieden“, sagt van Nahmen. Dann brauchen die Früchte Sonne.
Bei Herbert Schmäh in Obrighoven wird demnächst die Gerste geerntet. „Unsere Böden sind sandig, die Trockenheit hat schwere Schäden angerichtet“, sagt er. Auch der Weizen leidet, „das können Sie gut sehen: In den Feldern gibt es gelbe Stellen, wo der Boden sandig ist. Dabei sollte der Weizen jetzt noch saf- tig grün sein.“Notreifes Getreide hat kleineres Korn, der Eiweiß- und Stärkegehalt reicht nicht für Backqualität. „Der Mais hält sich noch, das ist ein Wunder“, sagt Schmäh. Und Heu – der erste Schnitt war in Ordnung, der zweite hat wenig gebracht. „Wir hoffen, dass der Regen noch kommt“. Ausfälle etwa beim Heu könnte man dann durch Zwischenfrüchte abfangen. Sommerraps beispielsweise, damit das Vieh im Winter genug Futter hat.
Dieter Schulte-Bunert in Drevenack bewässert seine Kartoffeln intensiv. „Bei Sonnenschein und Wind ist die Verdunstung aber sehr groß“, sagt er. Bis zu 60.000 Liter Wasser pro Hektar gehen pro Durchgang auf die Knollen. Das ist viel Arbeit, kostet Geld – die Pumpe schluckt Sprit oder Strom – und ist aufwendig. Der Ertrag geht dennoch zurück, „ich kann nicht alle Felder bewässern“. Einen ganzen Tag lang wird ein Acker bewässert. Um 22 Uhr muss die Anlage weiter wandern. Ob sich der Aufwand rechnet, kann noch niemand sagen. „In der Tendenz sind Kartoffeln aktuell teurer als 2017.“Unwetter kann Schulte-Bunert aber auch nicht gebrauchen, Starkregen könnte seinen Mais knicken und seine Kartoffeln freispülen. Dann werden sie grün und sind ungenießbar.
Bewässern kann Bauer Gerd Graaf in Schermbeck seine Gerste und Rote Bete nicht. „Wir sind hier im Wasserschutzgebiet, es ist schwierig, einen Brunnen genehmigt zu bekommen.“In Schermbeck sei das Wetter genau wie im vergangenen Jahr. „Ich habe den Eindruck, dass Schermbeck vom Regen ausgelassen wird“, sagt er. Seine frühreife Gerste ist nicht mehr zu retten, aber er wünscht sich Regen für den Mais und die Rote Bete. Vielleicht wird es ja Donnerstag und Freitag etwas damit, zumindest Schauer wären drin, deuten die Wetterberichte an. Die Bauern hoffen darauf.