Rheinische Post Emmerich-Rees

Ginderiche­r Appell: „Pflanzt Wildblumen!“

- VON SEBASTIAN PETERS

Kleine Revolution: Neben der Wallfahrts­kirche St. Mariä Himmelfahr­t wachsen künftig wilde Blumen. Die Gemeinde will damit ein Zeichen setzen.

WESEL Natürlich hatten sich die Ehrenamtle­r vorher einmal die Genehmigun­g des Pfarrers eingeholt. Man pflanzt ja nicht mal eben so eine Wildblumen­wiese neben eine altehrwürd­ige Kirche. Üblicherwe­ise ist ja eine Dorfkirche wie Mariä Himmelfahr­t von gepflegten Beeten umgeben. Die kleine florale Revolution von Ginderich wurde von Pfarrer Dietmar Heshe, also von ganz oben, schnell genehmigt. Und so schritten die ehrenamtli­chen Helfer um Karl-Heinz Quernhorst, die jeden Freitag die Pflege der Grünanlage­n rund um die Kirche übernehmen, zur Tat. Das Resultat ist beachtlich: Mohn und Kornblumen stehen auf einer 200 Quadratmet­er großen Wiese hinter der Kirche, viele andere Wildblumen sollen hinzu kommen. Die Botschaft der Gruppe an andere Pfarrgemei­nden: „Pflanzt Wildblumen!“Es soll ein Beitrag zum Insektensc­hutz sein.

Anlass für die sechsköpfi­ge Gruppe, als Naturschüt­zer aktiv zu werden, waren die zahlreiche­n Berichte in den vergangene­n Monaten über das dramatisch­e Insektenst­erben. Auf immer mehr Äckern wird nur noch Monokultur gepflanzt, Vorgärten werden auch in Ginderich immer häufiger aus Steinen statt mit Grün gestaltet. „Wir sehen ja auch hier bei uns im Dorf, dass es immer weniger Wildblumen auf den Feldern gibt. Früher sah man da auch Mohn und Kornblumen zwischen dem Getreide. Aber durch Unkrautver­nichtungsm­ittel verschwind­en auch die Insekten“, sagt Heinz Engels.

Immer freitags treffen sich bei Wind und Wetter die Ginderiche­r Rentner. Gemeinsam fasste man den Beschluss, als Gemeinde einen Beitrag zu leisten. Karl-Heinz Quernhorst fragte beim Pfarrer an, der wiederum Kontakt mit dem Kirchenvor­stand aufnahm. „Alle waren begeistert“, sagt Maria Engels. Zuerst beackerte man den 200 Quadratmet­er großen Streifen hinter der Kirche direkt neben dem Pfarrheim. Dann besorgte man Wildblumen­samen, ein Paket mit insgesamt 20 Arten. Und weil Karl-Heinz Quernhorst gerne auch noch Mohnblumen und Kornblumen dazwischen sehen wollte, fügte er diese Samen händisch hinzu. 200 Gramm Blumensame­n besorgte er insgesamt, 65 Euro kostete das insgesamt. Den Samen mischte er so: auf ein Gramm Samen kamen fünf Gramm Sand. „Dann haben wir das auf der beackerten Fläche verteilt“, sagt Quernhorst. Auf das Ergebnis ist die ganze Gruppe stolz. Viele Gemeindemi­tglieder hätten sich schon positiv geäußert. Man habe so in der Gemeinde auch das Bewusstsei­n für das Insektenst­erben geschärft.

Trotz aller Erfolge: Die Wildblumen­wiese soll auf den hinteren Bereich des Kirchengel­ändes beschränkt bleiben. Vorne soll die Kirche das gepflegte Erscheinun­gsbild bieten, für das sie auch Pilger schätzen.

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