Tour de Flur: Mit dem Rad von Hof zu Hof
Landwirte informierten am Wochenende über ihre Arbeit und boten ein buntes Programm.
HÜNXE (MH) Hautnah erlebten jetzt die Teilnehmer der Tour de Flur die Natur und Landwirtschaft am Niederrhein. An einer 19 Kilometer langen Strecke rund um Drevenack öffneten sechs Höfe ihre Tore und organisierten ein buntes Programm.
Einer von ihnen war der Milchviehbetrieb von Familie Dames. Neben Hofführungen, einer Hüpfburg und jeder Menge Leckereien konnten die Besucher auch die tierischen Bewohner in ihren Stallungen besuchen. Ein Höhepunkt war dabei die Kälberaufzucht. In einem Iglu konnten Interessierte zwei etwa zehn Tage alte Kälbchen betrachten und sogar streicheln. Auf dem Dameshof werden nur männliche Kälber aufgezogen, weibliche dagegen früh verkauft, weil „hier keine eigene Nachzucht betrieben wird“, wie Silvan Terstegen erläutert, der sich im dritten Lehrjahr der Ausbildung zum Landwirt befindet.
Silja Tekampe kümmert sich auf dem Dameshof um das Herdenmanagement und die Melkroboter, an denen sie Frage und Antwort steht. Der Roboter melkt in etwa acht bis zehn Minuten eine Kuh, die Milch wird direkt in einen 16.000 Liter großen Kühltank geleitet. Bei den Kühen handelt es sich nicht um die weit verbreiteten, reinrassigen Holsteiner, wie Silja Tekampe erzählt: „Bei unseren Kühen ist Fleckvieh eingekreuzt. Sie sind stabiler, robuster und weniger anfällig. Uns ist es wichtig, dass die Kühe bei uns alt werden können, auch wenn sie vielleicht nicht mehr ganz so viel Milch am Tag produzieren. Schließlich ist eine Kuh ja kein Wegwerfprodukt.“Stimmt. An einer Maschine konnten die kleinen Gäste ausprobieren, wie es ist, eine Kuh zu melken. Um den Stall lockten zahlreiche Infostände, so auch der von der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft „Blühstreifen“, die mit mehrjährig blühenden Säumen die Insektenarmut bekämpfen will.
Der Heimatverein Weselerwald und Umgebung zeigte live die Methode der historischen Kartoffelernte. Die braunen Knollen konnten vom Feld gesammelt und in einer selbst bemalten Tüte mit nach Hause genommen werden.
Auf dem Bunrathshof der Familie Kok erwarteten die Radler die imposanten Fahrzeuge des Lohnunternehmens, bei denen ein Treckerreifen gern mal so groß ist wie ein Mensch. Sieben Schlepper, drei Feldhäcksler, zwei Mähdrescher, ein Lastwagen und diverse Anhänger und Anbaugeräte gehören zum Fuhrpark. Bis zu 38 Tonnen kann zum Beispiel ein voll geladener Güllewagen wiegen.
Verliehen werden die Giganten mit Traktoren, deren Motoren zwischen 85 und 275 PS stark sind, und Arbeiter. „Wir bieten die komplette Dienstleistung an“, sagt Juniorchef Moritz Kok. „Von der Pferdewiese, auf der zwei Heuballen gepresst werden sollen, bis hin zu 200 Hektar Mais, der gehäckselt werden muss, ist alles dabei.“
Inmitten der vielfältigen Fahrzeuge finden sich auch historische Fahrzeuge der Treckerfreunde Hünxe. Der Kontrast zwischen den viel kleineren, alten Maschinen, die teilweise gerade einmal 17 PS unter der Haube haben, zu den heutigen Landmaschinen ist schon beeindruckend.
Neben dem ausgestellten Fuhrpark lockte ein Flechtworkshop mit Margret Schiffer, das Landfrauencafé mit leckerem Gebäck und selbst gemachtem Schmuck, eine Kinderkartbahn und vieles mehr. Die Tour de Flur war mal wieder eine gute Gelegenheit, um frische Landluft zu schnuppern und der Herstellung unserer Lebensmittel ein wenig auf den Grund zu gehen.