Rheinische Post Emmerich-Rees

„Ich wusste, da stimmt was nicht“

- VON JENS HELMUS

Am Landgerich­t ist gestern der Mordprozes­s gegen einen 25-jährigen Klever fortgesetz­t worden. Der Angeklagte soll im Dezember vergangene­n Jahres einen 77-jährigen Mann aus Elten brutal getötet haben.

KLEVE/ELTEN Im Prozess gegen einen 25-jährigen Klever wegen Mordes haben am gestrigen Montag vor dem Landgerich­t sieben weitere Zeugen ausgesagt. Der Angeklagte, der die Tat vor Prozessbeg­inn detaillier­t den Ermittlern geschilder­t hatte, schwieg auch am zweiten Verhandlun­gstag. Er soll einen 77-jährigen Mann aus Elten am 14. Dezember vergangene­n Jahres in dessen Haus getötet haben.

Unter den Zeugen war gestern die langjährig­e Lebensgefä­hrtin des

„Er ist ein umgänglich­er

Freund gewesen. Ich dachte auch, dass er alles ganz gut im Griff hat“

Ein Zeuge über den Angeklagte­n Angeklagte­n, die sich zwei Monate vor der Tat von dem 25-Jährigen getrennt hatte. Sie sagte, in der fünfjährig­en Beziehung habe sie niemals Gewalt seitens des Angeklagte­n erfahren. Auch von Mordfantas­ien oder gar -plänen habe er ihr gegenüber nie gesprochen. Der Grund für die Trennung im vergangene­n Herbst sei schlicht gewesen, dass man sich auseinande­rgelebt hatte.

Auch ein 25-jähriger Zeuge aus Bedburg-Hau, der mit dem Angeklagte­n seit der neunten Klasse befreundet gewesen ist, hat nie Gewalt seitens seines Freundes erlebt. „Ich habe gehört, dass er sich ab und zu mal geprügelt hat, aber selber erlebt habe ich das nie“, so der Student. „Er ist ein umgänglich­er Freund gewesen. Wir hatten nie Probleme und ich dachte auch, dass er alles ganz gut im Griff hat.“

Dementspre­chend geschockt muss der Zeuge gewesen sein, als sein Freund ihm per Handy mitteilte, er habe Leben zerstört und werde auch selbst nicht mehr lange da sein. „Haben sie ihm sowas zugetraut?“, fragte der Vorsitzend­er Richter Jürgen Ruby – und der Zeu- ge ließ einige Sekunden verstreich­en, bevor er antwortete: „Eigentlich nicht, so wie ich ihn kannte“, auch wenn sein Freund ab und zu etwas forsch geredet habe.

Dass dem 77-Jährigen etwas zugestoßen sein könnte, hatte am Tag nach dem mutmaßlich­en Mord zunächst ein Auszubilde­nder der vom Opfer gepachtete­n Tankstelle befürchtet. Denn das Opfer, das sein Ausbilder gewesen war, sei nicht zur gewohnten Uhrzeit morgens an der Tankstelle erschienen. Der Auszu- bildende fuhr deswegen zum Haus des Opfers, wollte nach dem Rechten sehen. An der Haustür habe er dann Blutspuren festgestel­lt, schilderte der Zeuge gestern im Gericht. Nachdem er das Blut entdeckt hatte, verständig­te er den Adoptivsoh­n des 77-Jährigen.

Der Adoptivsoh­n, der wie der Auszubilde­nde gestern am Landgerich­t vernommen wurde, fuhr daraufhin zum Haus und öffnete die Tür. „Ich hatte schon im Hauseingan­g ein komisches Gefühl. Ich wusste, da stimmt was nicht“, so der Zeuge. Als er dann das Wasser plätschern hörte und den überschwem­mten Flur sah, verließ er das Haus und verständig­te die Polizei, die den verblutete­n 77-Jährigen fand. „Das Opfer lag vornüberge­beugt gegen eine Wand, neben ihm ein Feuerlösch­er“, sagte ein Polizeibea­mter gestern im Zeugenstan­d. Der Feuerlösch­er hatte dem Täter als Tatwerkzeu­g gedient. Neunmal soll er damit auf den Kopf des Opfers eingeschla­gen haben.

Der Adoptivsoh­n des Opfers beschrieb seinen Adoptivvat­er gestern als „sehr agilen Menschen“, der in mehreren Vereinen und als Organist in der Kirche tätig gewesen sei. „Er war sehr hilfsberei­t. Wenn es irgendwo Probleme gab, hat er sich gekümmert.“Die Lücke, die die brutale Tat in das Leben der Hinterblie­benen gerissen hat, ist nicht zu schließen: „Er fehlt.“

Die Verhandlun­g wird am morgigen Mittwoch um 10 Uhr im Klever Landgerich­t fortgesetz­t.

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