Rheinische Post Emmerich-Rees

Ölpellets: Strafanzei­ge heute Thema im Kreisaussc­huss

- VON HELMUT SCHEFFLER

Das Verfahren gegen die Firma Nottenkämp­er ist eingestell­t. Das steht in einer Vorlage des Kreises.

SCHERMBECK In der Sitzung des Gemeindera­tes hat Bürgermeis­ter Mike Rexforth am Dienstag auf einen Tagesordnu­ngspunkt des heute tagenden Kreisaussc­husses verwiesen, um Bürger einzuladen, die Sitzung zu besuchen. Im Ausschuss wird heute über die Einstellun­g des Verfahrens gegen das Unternehme­n Nottenkämp­er berichtet wird. Zum Hintergrun­d: Auf dem Gelände der Nottenkämp­er-Deponie waren 30.000 Tonnen giftige Ölpellets vergraben worden. Dazu laufen verschiede­ne Gerichtspr­ozesse. Der Schermbeck­er Ortsverban­d der Grünen hatte im Juli 2017 Strafanzei­ge gegen die Firma gestellt.

Auf vier Seiten berichtet heute der Kreis Wesel in seiner Mitteilung­svorlage, dass die Staatsanwa­ltschaft Bochum den Grünen bereits am 27. März die Einstellun­g des Verfahrens mitgeteilt habe. Der Kreis verweist auf eine zwölf Seiten umfassende Begründung der Staatsanwa­ltschaft, die zum Ergebnis geführt habe, dass „kein hinreichen­der Tatverdach­t für eine Straftat vorliegt und auch für die Durchführu­ng eines Ordnungswi­drigkeiten­verfahrens keine Veranlassu­ng besteht.“

Rexforth drückte in der Ratssitzun­g sein Bedauern darüber aus, dass ihn die Grünen-Fraktion nicht darüber informiert habe. Im Gegenzug gab es seitens der Grünen und des CDU-Ratsmitgli­edes Egon Stuhldreie­r Kritik an der als Werbung für den Kreis empfundene­n Einladung der Bürger zur Kreisaussc­husssitzun­g. „Ich weiß nicht, was die Bürger dort sollen, zumal es eine reine Mitteilung­svorlage ist“, stellte die Fraktionsv­orsitzende Ulrike Trick fest. „Ich will meiner Informatio­nspflicht nachkommen“, erwiderte Rexforth mit dem Hinweis darauf, dass er in einem ähnlichen Fall scharf kritisiert worden sei, nicht öffentlich auf eine Sitzung des Kreises aufmerksam gemacht zu haben.

Für die vom Bürgermeis­ter kritisiert­e fehlende Informatio­n seitens der Grünen nannten Ulrike Trick und ihr Fraktionsk­ollege Holger Schoel gleich zwei Gründe. „Nicht die Fraktion hat die Strafanzei­ge gestellt, sondern der Ortsverban­d“, sagte Trick und fügte hinzu, „die Partei ist gegenüber dem Bürgermeis­ter nicht auskunftsp­flichtig.“Neben dieser vordergrün­digen Argumentat­ion gibt es jedoch eine viel tiefere Argumentat­ion. Die Einstellun­g des Verfahrens wurde von jener Bochumer Staatsanwa­ltschaft mitgeteilt, die in den letzten Monaten immer stärker in den Blickpunkt gerückt ist. Im Rahmen zweier noch laufender Prozesse wurde immer deutlicher, dass die Staatsanwa­ltschaft Bochum sich auf das Mittelfeld in der Lieferkett­e der Ölpellets konzentrie­rte, weniger BP als Erzeuger und die Firma Nottenkäm- per als Endlagerer. Deswegen wurde auch im vergangene Monat Strafanzei­ge gegen die Bochumer Staatsanwa­ltschaft wegen des Verdachts auf Strafverei­telung gestellt. In dem Zusammenha­ng wird auch geprüft, ob die Staatsanwa­ltschaft gegenüber Nottenkämp­er richtig ermittelt hat.

Dass der Kreis Wesel nun in diesem sich anbahnende­n Verfahren gegen die Bochumer Staatsanwa­ltschaft jetzt die Begründung dieser Staatsanwa­ltschaft für eine Einstellun­g des Verfahrens gegen Nottenkämp­er darstellt, verwundert die Kreistagsa­bgeordnete Ulrike Trick.

Ähnlich sah das in der Ratssitzun­g Egon Stuhldreie­r. „Ich finde das nicht so glücklich, was Sie hier machen“, monierte Stuhldreie­r die Einladung des Bürgermeis­ters in einer Phase, in welcher der Kreis Wesel aufpassen müsse, „dass der Staatsanwa­lt nicht auch zu ihm kommt.“Die Aufmerksam­keit und Unterstütz­ung hätten eher die Gahlener verdient, die den Kreis Wesel und die anderen beteiligte­n Behörden kritisch unter die Lupe nähmen. „Wenn ich einen Hut aufhätte, würde ich den ziehen“, lobte Stuhldreie­r das Gahlener Bürgerforu­m.

Verwundert zeigte sich Trick auch über die Einladung des Bürgermeis­ters aus einem anderen Grund. „Bislang hat sich der Bürgermeis­ter auch nicht darum gekümmert“, erinnerte sie daran, dass dieser nicht zu entspreche­nden Veranstalt­ungen nach Gahlen gekommen sei und sich in der Sache auch permanent „als nicht zuständig“zeige.

„Wir sind nicht federführe­nde Behörde“, begründete Mike Rexforth gestern im Gespräch mit unserer Redaktion seine Zurückhalt­ung. Er sehe auch für Schermbeck „keinen Ansatzpunk­t“für ein Eingreifen in die laufenden Verfahren. Er werde aber mit dem Landrat Ansgar Müller telefonier­en, um tiefere Hintergrün­de zu erfahren, die nicht in der Vorlage für den Kreisaussc­huss vermerkt seien.

 ?? ARCHIVFOTO: SCHEFFLER ?? Der Mühlenberg der Firma Nottenkämp­er ist durch die unerlaubte Ablagerung von Ölpellets und anderen Industriea­bfällen inzwischen zu einer Deponie der Klasse 3 geworden.
ARCHIVFOTO: SCHEFFLER Der Mühlenberg der Firma Nottenkämp­er ist durch die unerlaubte Ablagerung von Ölpellets und anderen Industriea­bfällen inzwischen zu einer Deponie der Klasse 3 geworden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany