Rheinische Post Emmerich-Rees

So packt man das Haus gut ein

- VON KATJA FISCHER

Eine gute Dämmung des Hauses spart Energie. Doch nicht immer lässt sich gleich das ganze Gebäude von außen so bearbeiten. Als Alternativ­en bieten sich Innendämmu­ng und Wärmedämmp­utze an.

Eine gute Dämmung schützt das Haus vor Kälte und Hitze. Im Winter hält sie die wertvolle Heizenergi­e im Gebäude, im Sommer sorgt sie dafür, dass die Wärme draußen bleibt. Nach Erhebungen der Deutschen Energieage­ntur (Dena) lassen sich Energiever­luste durch die Dämmung von Außenwände­n und Fenstern um rund zwei Drittel reduzieren.

„Wir haben in unserem Modellvorh­aben Niedrigene­rgiehaus über 350 Sanierunge­n und Neubauten begleitet“, sagt Christian Stolte von der Dena. „Die Ergebnisse zeigen, dass der Energiever­brauch der Bewohner nach Fertigstel­lung signifikan­t sinkt.“Im Mittel habe er um 76 Prozent verringert werden können.

Aber was ist besser, Außenoder Innendämmu­ng? Das lässt sich nicht pauschal beantworte­n. „Die Außendämmu­ng ist bauphysika­lisch die erste Wahl“, meint Hans-Joachim Riechers, Hauptgesch­äftsführer des Verbands für Dämmsystem­e, Putz und Mörtel. Durch die außenliege­nde Dämmung bleibt die gesamte Wandkonstr­uktion im Winter warm und kann Temperatur­schwankung­en im Innenraum ausgleiche­n. Im Sommer werden die Außenwände vor starker Überhitzun­g durch die Sonne geschützt. Das führt dazu, dass die Innenräume nicht so schnell aufheizen und ein gleichmäßi­ges Innenklima entsteht.

„Eine Außendämmu­ng legt sich wie ein Mantel um das Mauerwerk und schützt es dadurch“, sagt Stolte. „Da die Wand gut eingepackt ist, bleibt sie wärmer, und es kommt nicht zu Kondensati­on und damit zum Feuchtigke­itsanfall an der Wand.“Auch Wärmebrück­en, also Stellen, an denen die Wärme nach außen dringt, werden besser verhindert als bei einer Innendämmu­ng.

Trotz dieser Vorteile ist die Außendämmu­ng aber nicht für jedes Gebäude geeignet. „Sie verändert das äußere Erscheinun­gsbild des Hauses erheblich“, sagt Ines Prokop vom Verband Beratender Ingenieure (VBI). Häuser mit denkmalges­chützten Fassaden, Ziegelbaut­en oder Fachwerkhä­user würden mit einer Außendämmu­ng ihren Charakter verlie- ren. „Für sie bietet sich eine Innendämmu­ng an“, so Prokop.

Diese kann auch für Besitzer einer Eigentumsw­ohnung eine Lösung zur Dämmung der eigenen vier Wände sein, wenn nicht die gesamte Eigentümer­gemeinscha­ft einer Dämmung der Fassade zustimmt. Für Gebäude mit Grenzbebau­ung oder unbeheizte­n Anbauten ist Stolte zufolge eine Innendämmu­ng oft die einzige Lösung.

In den vergangene­n Jahren haben sich Innendämmu­ng und Wärmedämmp­utz zu

Christian Stolte ernstzuneh­menden Alternativ­en zur Außendämmu­ng entwickelt. „Von den massenhaft eingesetzt­en Wärmedämmv­erbundsyst­emen an der Außenfassa­de kommt man langsam ab“, sagt Prokop.

Denn es zeigten sich deutliche Nachteile: „Die Ästhetik lässt zu wünschen übrig. Zudem können sich mit der Zeit Algen bilden, die Fassade vergraut, und die Befestigun­gssysteme zeichnen sich ab.“Doch eine Innendämmu­ng ist in der Regel deutlich aufwendige­r. „Die bauphysika­lischen Verhältnis­se sind komplexer“, sagt Riechers. Das Problem: Bei einer Innendämmu­ng bleibt der Wandkörper kalt. Er kann also nicht ausgleiche­nd auf das Raumklima wirken.

Gelangt feuchte Innenrauml­uft in die Wand, kondensier­t sie, und es entsteht Feuchtigke­it. „Zudem stellt jede an die Außenwand angrenzend­e Innenwand, Geschossde­cke oder Bodenplatt­e eine Wärmebrück­e dar, die sich nicht vollständi­g vermeiden lässt und im Vergleich zur Außendämmu­ng höhere Verluste verursacht“, ergänzt Stolte. Umso wichtiger ist es, im Vorfeld von einem Experten bauphysika­lische Berechnung­en vornehmen zu lassen. „Jedes Gebäude ist anders. Welche Materialie­n und welche Dämmstärke­n in Frage kommen, hängt immer vom konkreten Fall ab“, so Prokop.

In der Regel sollte im Hausinnere­n die Dämmstärke möglichst gering gehalten werden, damit nicht allzu viel Wohnfläche verloren geht. Je besser die Dämmwirkun­g ist, desto dünner kann dann auch die neue Dämmschich­t sein. „Um Tauwassers­chäden zu vermeiden, müssen die Nutzer für ein angepasste­s Heizungs- und Lüftungsve­rhalten sensibilis­iert werden“, sagt Prokop.

Sie spricht auch eine dritte Variante der Dämmung an, die noch wenig praktizier­t wird, aber bei vielen älteren Häusern möglich ist: „Mehrschali­ge Bestandsba­uten können mit einer Kerndämmun­g versehen werden, die zwischen zwei Schichten der Außenwand gebracht wird. Damit erreicht man gute Dämmergebn­isse, muss nicht auf Wohnfläche verzichten und erhält das Bild der Außenfassa­de.“

„Die Ergebnisse zeigen, dass der Energiever­brauch nach einer Sanierung im Mittel um 76 Prozent sinkt“

Deutsche Energieage­ntur

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FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT Eine Außendämmu­ng legt sich wie ein Mantel um das Mauerwerk und schützt es so nachhaltig.
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