Rheinische Post Emmerich-Rees

Die Kunstfigur mit Lockenkopf

Es war ein langer Weg für Mario Scheuch: Vom 16-Jährigen, der den Proberaum im Jugendzent­rum entdeckt, bis zur eigenen Band „Scheuch wie Heu“mit Ambitionen.

- VON JULIA LATZEL

Eine eigene Band zu haben, war schon immer sein großer Traum. Mittlerwei­le ist er für den Halderner Mario Scheuch Realität geworden: Mit Scheuch Wie Heu trat der Musiker schon auf vielen Events auf. Die größte Bühne war dabei auf dem Eselrock-Festival im Juni.

„Was das Rhythmusgi­tarre-Spiel angeht, hat es der liebe Gott ganz gut mit mir gemeint“

Mario Scheuch

Von der Band „Scheuch wie Heu“

Bis dahin war es ein langer Weg für den 26-Jährigen mit dem Lockenkopf, der in Geisenheim im Rheingau Internatio­nale Weinwirtsc­haft studiert: „Am Anfang, 2008, war ich alleine mit meiner Gitarre unterwegs und stellte eigene Songs auf kleinen Bühnen vor“, sagt Scheuch. „Ich habe das eigentlich nie für ein Publikum gemacht, sondern für mich und, damit andere Musiker auf mich aufmerksam werden, um etwas mit mir zu machen. Was man sich mit 16 Jahren halt so denkt.“

Ein wichtiger Ort war dabei das Jugendzent­rum Remix in Rees für den Musiker: „In meiner Schulzeit bin ich dort öfter hingegange­n, weil es da einen Proberaum mit Schlagzeug gab. Mein Spitzname war Deut- scher. Eine tolle Zeit war das.“Im Remix lernt Scheuch dann Konstantin Zervos kennen. Der Gitarrenle­hrer gab dort Workshops für Bands. „Er wurde dafür bezahlt, mit Musikern Musik zu machen. Das fand ich irgendwie verrückt mit 17 Jahren.“

Konstantin Zervos fand Gefallen an Scheuchs Gitarrenst­il: Er benutzt kein Plektrum, sondern setzt auf die fünf Fingernäge­l seiner rechten Hand. Die können dann zeitgleich oder versetzt eingesetzt werden. „Ich bin wirklich kein guter Gitarrist“, sagt Scheuch selbst. „Aber was das Rhythmusgi­tarre-Spiel angeht, da hat es der liebe Gott ganz gut mit mir gemeint.“

Gemeinsam entstand die Idee, eine Band zu gründen – Scheuch wie Heu war geboren. Hauptberuf­lich betreibt der Gitarrist Konstantin Zervos eine Schule für den Kampfsport Wing Tjun in Xanten. Daneben vervollstä­ndigen Bassist Nikolaus Winkelhaus­en aus We- sel und Schlagzeug­er Alex Kuppi aus Haldern das Quartett. Ihre Musik beschreibt Mario so: „Ein klarer poppiger Sound an auserlesen­er Leichtigke­it, aber dennoch mit Groove, der Hand und Fuß besitzt. Funk, Hip-Hop und Punk werden hierfür in ein Korsett zeitgenöss­ischer Popkultur geschnürt.“

Die Texte zu Songs wie „Soul deine Beine“und „Heb deine Faust“schreibt Scheuch alle selbst, autobiogra­fisch seien sie aber nicht: „Man darf nie vergessen, dass es sich bei Scheuch Wie Heu um eine Kunstfigur handelt. Ich wollte nie der Singer-Songwriter sein, der sein Privatlebe­n in Songform darbietet und dann live mit ermüdenden Anekdoten maskiert.“Stattdesse­n wolle er mit seiner Kunstfigur den Menschen in seiner puren Nacktheit darstellen. „Und das ist ein Prozess.“Sexualität und Rausch in allen erdenklich­en Formen seien die tragenden Themen seiner Songs, aber auch das Scheitern. Auch wenn die Musiker mittlerwei­le längst die Grenzen des Lindendorf­s verlassen haben, sind sie sich ihrer Wurzeln doch stets bewusst und zählen das Debütkonze­rt 2013 in der Haldern Pop Bar zu ihren persönlich­en Highlights. Daneben spielten sie bereits in dem Club Hörsaal auf der Hamburger Reeperbahn und im Druckluft in Oberhausen. Und ihr Ziel ist groß: „Wir wollen die besten LiveShows am Niederrhei­n abliefern.“

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Bandgründe­r Mario Scheuch
FOTO: PRIVAT Bandgründe­r Mario Scheuch

Newspapers in German

Newspapers from Germany