Auf Kosten der Natur
Auskiesungen in Rees
Der Verein zum Schutz des Rheines (VSR), Sitz Geldern, verteilte jüngst die Broschüre Gewässerschutz. Der Auftaktsatz lautet: „Sand- und Kiesindustrie baggert ohne Rücksicht auf zukünftige Generationen“.
Die geplante Grabung „Reeser Welle“ist so ein Beispiel. Seit über einem Vierteljahrhundert beabsichtigt die Kiesindustrie dieses europäische Vogelschutzgebiet in Reeserward abzubaggern. Obwohl dieser Bereich regionalplanerisch nicht als Freizeit- und Erholungsschwerpunkt (FES) ausgewiesen wurde, liebäuegelt man derzeit dort mit einem Naherholungsareal. In Rees existieren inzwischen dutzende Baggerlöcher.
Die größte Kiesgebietskulisse stellt das Reeser Meer dar. Dieser Bereich war ja politisch über Jahrzehnte für einen Ferienpark vorgesehen. Nach dem nunmehr annähernd ein Viertel von Rees (die Stadt hat 100 Quadratkilometer Größe) ausgekiest ist, soll es dieses Mal mit der „Reeser Welle“gelingen, für die Bevölkerung eine Badegelegenheit zu schaffen.
Da an der Reeser Welle die beiden beabsichtigen Baggerlöcher jeweils eine Größe von knapp 50 Hektar erreichen sollen, hätte das zur Folge, dass diese nicht unter die EU-Wasserrahmenrichtlinie fallen würden (bei Baggerlöchern gilt sie erst ab 50 Hektar). Lange Zeit war hier ja ein einziges, knapp 100 Hektar großes künstliches Gewässer vorgesehen.
Die Gestaltung von Baggerlöchern ist für die Kiesindustrie eine Kosteneinsparmöglichkeit (Quelle: VSR). Künstliche Uferstrukturen wie Bootsstege, Sandaufschüttungen oder Liegewiesen sind einfach anzulegen. Dagegen ist die Gestaltung von Flachwasserbereichen für die Kiesindustrie aufwendig. Die Defizite in der Uferstruktur führen aber auch wiederum dazu, dass das Risiko der Nährstoffanreicherung steigt.
Wenn die Kiesindustrie Wasserflächen für die Erholung verspricht, müsste sie auch über die Folgenkosten langfristig aufkommen. Das sollte sie grundsätzlich tun, aber bitte nicht in einem international bedeutsamen Feuchtgebiet, wie der Reeser Welle.
Dem Zitat des SPD-Politikers Erhard Eppler: „Wer heute versucht, etwas Bewahrenswertes zu bewahren, der muss fast ein Revolutionär sein“, ist nichts hinzuzufügen. Bemühen sich doch Nabu, BUND, sowie „Eden“seit über einigen Jahren das Reservat in Reeserward zu retten.