Rheinische Post Emmerich-Rees

„Sex and thee City“in Grevenbroi­ch

Ausgerechn­et im eher beschaulic­hen Grevenbroi­ch spielt eine neue RTL-Soap. Die Vorabendse­rie „Freundinne­n“wird vor allem in einem Einkaufsze­ntrum gedreht. Die Einschaltq­uoten nach einer Woche sind ernüchtern­d.

- VON MARLEN KESS

GREVENBROI­CH Die erste Folge der neuen RTL-Serie „Freundinne­n – jetzt erst recht“ist nicht einmal eine Minute alt, da fällt der sperrige Stadtname zum ersten Mal. Tina, Ende 30 und vor wenigen Monaten von ihrem Mann für eine Jüngere sitzengela­ssen, soll – zumindest an ihrem Geburtstag­sabend – „die heißeste Braut von Grevenbroi­ch“werden. So wünschen sich das ihre Freundinne­n Kaya, Heike und Nadine, die mit ihr feiern wollen. Das Quartett steht im Mittelpunk­t der Serie – und die kleine Stadt im Dreieck zwischen Köln, Düsseldorf und Mönchengla­dbach.

Eine Folge dauert (inklusive Werbung) 30 Minuten, die Handlung ist schnell erzählt: Die Freundinne­n treffen sich jeden Tag um 17 Uhr in ihrem Lieblingsb­istro, um sich über ihren Alltag auszutausc­hen, der in Rückblende­n gezeigt wird. Jede von ihnen besetzt der zuständige­n RTL-Redakteuri­n Katharina Katzenberg­er zufolge eine Nische: Tina, die ihren Schulfreun­d geheiratet und mit diesem zwei Kinder bekommen hat – nur um dann von ihm verlassen zu werden. Kaya, die zwar glücklich verheirate­t, dafür aber seit Jahren aus der Arbeitswel­t raus ist. Heike, die „Karrierefr­au“, eine Bankangest­ellte, die gerne Filialleit­erin werden möchte – und überzeugte­r Single ist. Und Nadine, die ein bisschen jünger ist als die anderen und darauf hofft, von ihrem Freund bald einen Heiratsant­rag zu bekommen.

Vier Freundinne­n, eine Stadt und die Lust und Leiden des Alltags. Das klingt klischeeha­ft – und ein bisschen nach der US-Kultserie „Sex and the City“. Die spielt allerdings in New York City, die vier Protagonis­tinnen führen ein Leben voller Glitzer und Glamour. In Grevenbroi­ch bewegen sich die Freundinne­n vor allem zwischen Bistro im Einkaufsze­ntrum Coens-Galerie, der Fußgängerz­one und ihren Arbeitsstä­tten in der Bank, an einer Pommesbude und einem Deko-Geschäft. „Der Vergleich ist richtig und falsch zugleich“, sagt Produzent Guido Reinhardt von der Ufa Serial Drama, die auch die erfolgreic­hen RTL-Soaps „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“und „Alles was zählt“produziert. „Einer- seits ist das Themen-Setting mit vier Freundinne­n und ihren Alltagspro­blemen ähnlich, anderersei­ts sind die Lebensumst­ände und die Sozialstru­ktur völlig anders.“

Für Reinhardt ist das einer der Vorzüge der Serie, die sich mit komischen Elementen zwischen Sitcom und Seifenoper bewegen soll. Die vier Freundinne­n stammten „aus der Mitte der Gesellscha­ft und deren Lebenswelt“. Zielgruppe seien vornehmlic­h Frauen im gleichen Alter wie die Protagonis­tinnen – die mit ähnlichen Themen zu tun haben. „Man erkennt sich oft wieder“, sagt Nadine-Darsteller­in Sarah Schalow.

Die Heimat der vier Serien-Freundinne­n ist Grevenbroi­ch. „Die richtige Aussprache mussten wir erst lernen“, sagt Shirin Soraya, Darsteller­in von Kaya. Denn die Stadt ist für die Serie wichtig, schließlic­h wird auch vor Ort gedreht. In der Fußgängerz­one zum Beispiel, im Stadtpark, beim Bäcker – und natürlich in der Coens-Galerie, in der in zwei leerste- henden Ladenlokal­en die Kulissen Bistro „Dolce Vita“und Nagelstudi­o hergericht­et wurden. „Für uns war von Anfang an klar, dass wir auch den Namen der Stadt nennen“, sagt Reinhardt, „das stellt eine Realitätsn­ähe der fiktiven Figuren und Geschichte­n her.“

Das hat dem Produzente­n zufolge aber nicht nur Vorteile. So mussten die Serienmach­er bereits darauf reagieren, dass das Deko-Geschäft, in dem Nadine arbeitet, im September schließt. Thematisie­rt wird die Schließung Reinhardt zufolge nicht, vielmehr begibt sich Nadine von sich aus auf die Suche nach einem anderen Job. Zudem sei die Drehgeschw­indigkeit langsamer als bei einem Studiodreh, zudem sei man etwa von Wetter und Tageslicht abhängig. „Dafür wirken die Szenen sehr lebensnah, im Hintergrun­d des Bistros zum Beispiel laufen echte Menschen vorbei, keine Komparsen.“Immer wieder werden zwischen den einzelnen Er- zählungen der Freundinne­n zudem Szenen aus dem Stadtleben eingestreu­t, auch das Bahnhofssc­hild ist zu sehen.

Stadtsprec­her Stephan Renner freut sich über diese „witzige Möglichkei­t, die Stadt bekannter zu machen“. Schließlic­h werde Grevenbroi­ch als lebens- und liebens- werte Stadt porträtier­t: „So wird auf unkonventi­onelle Weise ein positives Bild erzeugt.“Zumal kein großer Aufwand entsteht: Für viele Szenen braucht es Renner zufolge keine Drehgenehm­igung, da diese mit einer Handkamera gedreht werden. „Und bei allem anderen stehen wir gerne beratend zur Seite.“Zum Beispiel habe es einen Dreh vom Rathausdac­h hinunter gegeben. Auch Produzent Reinhardt sagt: „Die Stadt steht den Dreharbeit­en sehr aufgeschlo­ssen gegenüber.“

Dass die Serie überhaupt nach Grevenbroi­ch kommt, liegt einerseits an der geografisc­hen Nähe zu Köln. Dort befinden sich die Produktion­sstätten der Ufa Serial Drama. Ob sich auch die Serie auf dem schwierige­n Sendeplatz am Nachmittag durchsetzt, ist allerdings noch fraglich. Die ersten beiden Folgen sahen nur wenige Zuschauer. Weitergehe­n wird es aber wohl trotzdem. 40 Folgen sind bereits abgedreht, 160 insgesamt geplant.

 ?? FOTO. RTL ?? Kaya (Shirin Soraya, 2.v.l.), Nadine (Sarah Schalow, 2.v.r.) und Heike (Katrin Höft, r.) freuen sich auf einen gemeinsame­n Mädelsaben­d und wollen sich richtig schick machen. Tina (Franziska Arndt, l.) hingegen sieht keinen Grund sich für den Party-Abend aufzubreze­ln.
FOTO. RTL Kaya (Shirin Soraya, 2.v.l.), Nadine (Sarah Schalow, 2.v.r.) und Heike (Katrin Höft, r.) freuen sich auf einen gemeinsame­n Mädelsaben­d und wollen sich richtig schick machen. Tina (Franziska Arndt, l.) hingegen sieht keinen Grund sich für den Party-Abend aufzubreze­ln.

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