Rheinische Post Emmerich-Rees

Plea bewahrt Borussia vor Niederlage

Gegen Augsburg hat Borussias teuerster Zugang sein erstes Bundesliga-Tor erzielt und damit einen Punkt gerettet. Er hat aber auch direkt zu spüren bekommen, mit welchem Einsatz die vermeintli­ch Kleinen der Liga auftreten.

- VON JANNIK SORGATZ

Olympique Nîmes durfte ein paar Minuten lang von der Sensation träumen. Gegen Paris Saint-Germain, gegen Thiago Silva, Neymar, Ángel Di María, Edinson Cavani und Kylian Mbappé glich der Aufsteiger in Frankreich­s erste Liga zum 2:2 aus. Wer einem Punktgewin­n gegen PSG so nah kommt, läuft Gefahr, im Endorphin-Rausch zu viel zu wollen. Mbappé und Cavani nutzten das eiskalt aus und sorgten noch für einen 4:2-Erfolg für Paris. Die Rote Karte für Mbappé wegen einer Tätlichkei­t wird am nächsten Meistertit­el vermutlich nichts ändern, nach vier Spieltagen führt PSG die Tabelle mit einer makellosen Bilanz und drei Punkten Vorsprung an.

Das ereignisre­iche Spiel in Nîmes lief am Samstag noch, als weit entfernt in Augsburg ein Bundesliga-Trainer über die Qualität der französisc­hen Liga referierte. „In der Ligue 1 ist das Gefälle – bei allem Re-

„Wenn du einen hast, der die Tore macht, tut das uns allen gut“

Max Eberl

Manager von Borussia Mönchengla­dbach

spekt vor Mannschaft­en wie Paris an der Spitze – doch enorm“, sagte Dieter Hecking. In Ibrahima Traoré hat er bei Borussia Mönchengla­dbach einen gebürtigen Franzosen im Kader, der sein Profidebüt für Hertha BSC feierte. Mamadou Doucouré kam aus der Jugend von PSG, Michael Cuisance ist in Straßburg und Nancy ausgebilde­t worden, schaffte bei Borussia den Durchbruch. Konkretes Anschauung­smaterial für seine These hat Hecking gemeinsam mit Sportdirek­tor Max Eberl in diesem Sommer für 23 Millionen Euro eingekauft. Für die Gladbacher Rekordsumm­e kam Alassane Plea von OGC Nizza.

Der Stürmer rettete Borussia am Samstag beim FC Augsburg ein 1:1. Sein erstes Tor erzielte Plea nach 34 Bundesliga-Minuten, was ihm schon mal einen besseren Start beschert hat als teuren Mittelstür­mer-Vorgängern wie Luuk de Jong oder Josip Drmic. „Ich weiß, dass das Geschichte­n sind, die geschriebe­n werden müssen, weil er viel Geld gekostet hat“, sagte Manager Eberl, der für das Thema aus nachvollzi­ehbaren Gründen kein großes Faible hat. Er holte einst de Jong und Drmic, die zusammen so teuer waren wie Plea. „Für uns ist es wichtig, dass wir als Mannschaft Erfolg haben. Und wenn du einen hast, der die Tore macht, tut das uns allen gut.“

Plea, zur zweiten Halbzeit eingewechs­elt, verhindert­e mit seinem Kopfballtr­effer nach einer Ecke die erste Saisonnied­erlage. Aus dem Spiel heraus hatte Heckings Mannschaft nach zwei vergebenen Großchance­n zu Beginn über 50 Minuten gar keinen Torschuss mehr abgegeben. Flanke, Verlängeru­ng, Kopfball, Tor – dass Plea nach diesem Schema erfolgreic­h war, wird dem kantigen Stürmer allerdings nicht gerecht. Er tauchte mal links auf, so dass Thorgan Hazard ins Zentrum rückte, legte von rechts Florian Neuhaus auf und eroberte vor seinem Tor den Ball in der eigenen Hälfte. „Ich muss mich an die Bundesliga gewöhnen, hier wird anders trainiert und gespielt. Wenn ich mich darauf einstelle und physisch an mir arbeite, bin ich sehr zuversicht­lich“, sagte Plea. Seinen Trainer dürfte die Selbsteins­chätzung freuen. „Er weiß hoffent- lich, dass er noch in einer Lernphase ist“, sagte Hecking.

Seine 16 Tore für Nizza schoss Plea vergangene Saison gegen Troyes, Guingamp, Monaco, Metz, Nantes, Dijon, Rennes, Angers und Lyon. Viele dieser Klubs hätten gerne die Mittel und die Kaderbreit­e des FC Augsburg. Wie die vermeintli­ch Kleinen in Deutschlan­d ticken, hat Plea nun gleich in seinem zweiten Bundesliga­spiel erfahren. „Leverkusen war ein offeneres Spiel, weil sie mehr mitgespiel­t haben“, sagte er über den Gegner, den Borussia am ersten Spieltag 2:0 besiegt hatte. „In Augsburg war es physischer, sie sind härter in den Zweikämpfe­n.“

In der abgelaufen­en Transferpe­riode hat nur Borussia Dortmund in Abdou Diallo vom FSV Mainz einen teureren Spieler verpflicht­et, der Verteidige­r kostete 28 Millionen Euro. Hecking sieht seinen Rekordstür­mer aber auf einem guten Weg: „Alassane merkt, dass er hier in jedem Spiel 100 Prozent fit sein und Gas geben können muss, um dem Tempo standzuhal­ten.“Am Donnerstag soll er im Testspiel gegen den VfL Bochum einen längeren Einsatz bekommen. Geschenkt bekommt Plea auch dann ganz sicher nichts.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Premieren-Jubel: Alassane Plea (l.) freut sich mit Denis Zakaria über sein erstes Liga-Tor.
FOTO: IMAGO Premieren-Jubel: Alassane Plea (l.) freut sich mit Denis Zakaria über sein erstes Liga-Tor.

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