„Du bist die Muse, ich der Pampel“
Beste Stimmung bei der Vorpremiere von Jürgen von der Lippes aktuellem Programm im Stadttheater.
EMMERICH Da schüttelte Jürgen von der Lippe nur schmunzelnd den Kopf, als eine Pointe auch nach zweimaligem Erzählen nicht zünden wollte. „Emmerich, so viele Premieren haben dieses Haus und ich zusammen erlebt. Aber ich bin hier noch nie mit einemWitz baden gegangen“, nahm er es mit Humor. Ansonsten präsentierte der Meister des geschliffenen Wortwitzes mit seinem neuen – inzwischen 16. – Bühnenprogramm„Voll fett“einen unterhaltsamen Abend mit humoristischen Glanzlichtern und wirkte auch nach 43. Bühnenjahren noch kein bisschen müde.
Immerhin feierte der Entertainer in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag.
Auch diesmal fand die Premiere des brandneuen Programms – in gleich zwei ausverkauften Vorstellungen am Montag und Dienstag - im Stadttheater statt. Dass alles noch neu war zeigte sich daran, dass der Künstler immer mal wieder auf seinen Konzeptzettel schaute, um sich über den weiteren Verlauf zu informieren – und selbst das war witzig. „Was soll das, da steht: ,zwei Fotos’? Ach nee, das heißt ja: ,Punkt 2: Fotos’“, erklärte er dann.
Im lockeren Gespräch mit dem Publikum erzählte er von seinem Leben, nahm Alltagsgeschehen, Beziehungen und Merkwürdigkeiten auf die Schippe und bezog die Zuschauer mit ein. Deren Reaktionen wurden schlagfertig gekontert, ein Witz folgte dem nächsten, so dass ein ständiges Gelächter und Gekicher herrschte. Er habe jetzt die „Altersmilde“in sich und bevorzuge Themen wie „Tiere, Kinder und Senioren“, sagte der Unterhalter. Auf einer großen Videowand erschienen Fotos, die er entsprechend kommentierte.„Jugendsprache“war ein Thema. Sein Favorit: Biolärm. „Das heißt Vogelgezwitscher“, erklärte von der Lippe. Beamtenwindhund sei eine Schildkröte. Er selber sei in der Sprache der jungen Leute ein „Komposti“oder „Grabverweigerer“.
Seine „Kühlschrankstrategie“ führte zu Lachsalven im Publikum. Seine Frau rufe immer: Mach die Tür zu, die kalte Luft geht raus, wenn er an den Kühlschrank gehe.„Jetzt mache ich schnell ein Handyfoto, die Tür wieder zu und suche mir dann auf dem Foto in Ruhe etwas aus.“
Oft nahm sich der Hawaiihemdenträger selbst auf den Arm: „Ich gehe gerne zu Mc Donalds. Nicht, weil es so gut schmeckt, sondern weil da so viele Leute rumlaufen, die 20 oder 30 Kilo mehr wiegen als ich.“
Oder: „Kaiserpinguinmännchen brüten in der Bauchfalte ihre Kinder aus. Das wäre für mich ein Klacks.“Seine Themen kommen aus dem Leben: Schönsaufen, Hämorrhoi- den-Operation, Ideen für Versteckte-Kamera-Filme oder Ehe-Probleme – alles lustig aufbereitet.
Und auch an den Instrumenten – Blockflöte, Mundharmonika und besonders die Gitarre – zeigte sich Jürgen von der Lippe als Könner. Sein Medley der schönsten von ihm komponierten Liebeslieder riss die Zuschauer mit. „Im Grunde meines Herzens mag ich Schnulzen“, sagte er und intonierte: „Du bist die Muse, ich der Pampel.“
Er imitierte Freddy Quinn, Gus Bacchus, Peggy March und Udo Jürgens und erzählte als Rocker Kalle über seinen ‚zweieinhalbstündigen Langstreckenflug‘ nach Malle, bei dem er nach der Einnahme einer Schlaftablette im Flieger schlafgewandelt sei.
Beim „Rudelsingen“– mit dem Text an der Monitorwand – machten alle mit, besonders beim Klassiker„Guten Morgen, liebe Sorgen.“
Am Ende des unterhaltsamen Abends gab es viel Applaus und Zugabe-Rufe für den beliebten Entertainer. „Dann werde ich den Abend mal mit einem traurigen Lied mit den drei ‚Ts’ beschließen – Tüsternis, Trauer, Tod“, kündigte er an und sorgte mit seinen Imitationen von Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer und Peter Maffay für einen grandiosen Abschluss.