Rheinische Post Emmerich-Rees

Vergewalti­gt vom Schulfreun­d

Das Erste zeigt mit „Alles Isy“einen brisanten Film über sexuelle Gewalt unter Schülern.

- VON ELKE VOGEL

BERLIN (dpa) Nach dieser Nacht ist nichts mehr wie zuvor. Die Schülerin Isy wird bei einer Party vergewalti­gt – von ihren Mitschüler­n. Das Filmdrama „Alles Isy“greift ein Problem auf, das selten öffentlich thematisie­rt wird: sexuelle Gewalt unter Jugendlich­en. Die sensible Auseinande­rsetzung mit einem Tabuthema punktet mit einem spannenden, realistisc­hen Plot und hervorrage­nden Schauspiel­ern.

Der 16-jährige Jonas (Michelange­lo Fortuzzi) ist verliebt – ausgerechn­et in seine beste Freundin Isy (Milena Tscharntke). Das Mädchen hat aber nur Augen für den älteren Tim. Der frustierte Jonas betrinkt sich und nimmt zusammen mit seinen Freunden Drogen. Als Isys Schwarm Tim auf der Party mit seiner Ex-Freundin knutscht, ist sie außer sich und versucht, ihren Liebeskumm­er ebenfalls mit Drogen zu betäuben.

Die Feier in einem gutbürgerl­ichen Viertel Berlins läuft auch sonst aus dem Ruder. Jemand hat einen Hinweis auf die Party bei Facebook gepostet, immer mehr unbekannte Leute tauchen auf. Als Isy von Drogen komplett benebelt und weggetrete­n ist, wird sie von Jonas und zwei anderen Klassenkam­eraden vergewalti­gt.

Die Schülerin kann sich am nächsten Tag nicht erinnern, fühlt sich aber schlecht – und vertraut sich ihrer alleinerzi­ehenden Mutter Bea (Claudia Mehnert) an. Diese begleitet Isy zum Frauenarzt, zu einer Beratungss­telle für Opfer sexueller Gewalt und zur Gewaltschu­tzambulanz. Auch Jonas ist verzweifel­t. „Ich kann das nicht einfach so vergessen“, sagt er zu seinem Freund und Mittäter Lenny (Ludwig Simon). Schließlic­h schafft es Jonas, seiner Mutter Carola (Claudia Michelsen) von dem Vorfall zu erzählen.

Die 22-jährige Milena Tscharntke und der 17-jährige Michelange­lo Fortuzzi bewältigen ihre schwierige­n Rollen mit Bravour. Ihre Figuren schwanken zwischen neugierige­r Lebenslust, existenzie­ller Verunsiche­rung und tragischer Opfer-Täter-Beziehung. Der Film zeigt auch die Schwierigk­eiten, die es bei der Verständig­ung zwischen Jugendlich­en und Erwachsene­n gibt. Die Tat und ihre Folgen stürzen auch die Beziehung der Eltern in eine Krise. Eine Mischung aus Scham undWut, Hilflosigk­eit und Egoismus macht es Jonas’ Eltern unmöglich, mit der Schuld ihres Sohnes umzugehen. Am Ende treffen die Jugendlich­en selbst Entscheidu­ngen. Dem Film von Mark Monheim und Max Eipp sind viele, auch junge Zuschauer zu wünschen.

„Alles Isy“, Das Erste, 20.15 Uhr

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FOTO: JANA LÄMMERER/ARD/RBB /DPA Szene aus „Alles Isy“mit den überzeugen­den Hauptdarst­ellern Milena Tscharntke und Michelange­lo Fortuzzi, die Isy und ihren besten Freund Jonas spielen.

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