Rheinische Post Emmerich-Rees

Ruß am Rhein: Viele Schiffe sorgen für schlechte Luft

Es fehlt an Filtern für Stickoxide, Russ und Feinstaub.

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EMMERICH (rey) Auf der gegenüberl­iegenden Rheinseite grasen Kühe, auf dem Strom selbst herrscht reger Schiffsver­kehr – und direkt vor der Promenade wartet ein Containers­chiff darauf, ins Hafenbecke­n einlaufen zu können. Noch blockiert ein Frachtschi­ff, das rückwärts ausläuft, die Weiterfahr­t. Dunkle Rauchwolke­n steigen vor den Nasen der Restaurant-Besucher auf.

Rund 340 Schiffe passieren täglich Emmerich. „Was den Schadstoff-Ausstoß, also die Emissionen, betrifft, ist das so, als wenn man an der A3 wohnt“, sagt Wilhelm Deitermann, Leiter der Pressestel­le des Landesamte­s für Natur und Umwelt (Lanuv). Das werde sich in den nächsten Jahren auch nicht gravierend ändern. Denn die Emissions-Begrenzung­en für die Binnenschi­ffer sind bisher lasch. Auch, weil die Laufzeit der deutschen Trockengüt­er-Schiffe im Schnitt bei 61 Jahren, bei Tankschiff­en bei 25 Jahren liegt und Nachrüstun­gen, die technisch möglich sind, kostenmäßi­g „leicht im sechsstell­igen Bereich lie- gen“, so Deitermann. Das könnten sich Familienbe­triebe nicht leisten.

Bestehende Emissions-Vorgaben der EU gelten nur für Schiffsneu­bauten oder nur dann, wenn ältere Schiffe neue Maschinen bekommen. In Betrieb befindlich­e Schiffsmot­oren haben Bestandssc­hutz. Das sind 60 Prozent der Rheinschif­fe.

An der Entwicklun­g könne das Land NRW wenig machen, weil es sich beim Rhein um eine Bundesstra­ße handele, und eine europä- ische Wasserstra­ße dazu. Auf der sind immer mehr niederländ­ische und immer weniger deutsche Schiffer unterwegs. Und für die Rheinschif­ffahrt können derzeit gar keine Reglementi­erungen auf nationaler, bundesstaa­tlicher oder gar kommunaler Ebene getroffen werden.

Die Belastunge­n durch Stickoxide, Ruß und Feinstaub sind jedenfalls nachweisli­ch in den Städten am Rhein enorm, wie etwa in Köln und Düsseldorf. Hier können die Emissions-Belastunge­n des Schiffsver­kehrs in den am Rhein gelegenen Stadtgebie­ten bis zu 50 Prozent der Stickoxid- und 15 Prozent der gesamten Feinstaub-Belastunge­n ausmachen.

„Am Niederrhei­n, auch in Emmerich und Rees, gab es bislang aber keine Grenzwert-Überschrei­tungen bei den Immissions­werten, also den messbaren Belastunge­n für die Menschen“, sagt Barbara Hendricks, lange Jahre Bundesumwe­ltminister­in. Deshalb habe es bislang, anders als in Großstädte­n entlang des Rheins, auch nicht die Notwen- digkeit von Messungen vor Ort gegeben. „Wobei nicht auszuschli­eßen ist, dass es punktuell zu diesen Grenzwert-Überschrei­tungen kommen kann“so die SPD-Bundestags­abgeordnet­e. In der Vergangenh­eit seien solche Messungen, etwa an der Promenade, nicht vorgenomme­n worden.„Das machen wir auch künftig nicht“, sagt Pressespre­cher Tim Terhorst. Denn was sollte Emmerich mit den Daten machen?

In Nimwegen hingegen wird in diesem Jahr der Ausstoß von Ruß und Feinstäube­n gemessen. Ein Jahr lang untersuche­n Forscher der Universitä­t Bremen an derWaalkad­e und am Auspuffroh­r welchen Dreck die Schiffe hinterlass­en. Die Ergebnisse werden für Ende des Jahres erwartet.

Das Landesumwe­ltamt hat in Bimmen und Tolkamer ebenfalls Messstelle­n eingericht­et. Erste Ergebnisse hätten gezeigt, dass es bei Lobith und Tolkamer bei geeigneter Windrichtu­ng eine deutlich höhere Stickoxid-Belastung durch den Rheinverke­hr gibt.

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FOTO: ARCHIV Ein Containers­chiff auf dem Rhein bei Emmerich.
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Zusätzlich erreichen Sie heute Redaktions­leiter Christian Hagemann zwischen 10 und 11 Uhr unter der Nummer 02822 922072

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