Rheinische Post Emmerich-Rees

NRW-Regierung hat 220 Nebenjobs

Minister und Staatssekr­etäre kassieren zusätzlich­e Einkünfte von über 200.000 Euro im Jahr. Davon dürfen sie pro Kopf und Jahr 9600 Euro behalten. Kritik kommt von den Grünen.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Über ihre Gehälter hinaus erzielen die Mitglieder der NRW-Landesregi­erung zusammenge­rechnet vorläufige Nebeneinkü­nfte von über 200.000 Euro pro Jahr. Das geht aus der Antwort der Landesregi­erung auf eine Anfrage unserer Redaktion hervor.

Spitzen-Nebenverdi­ener ist demnach NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU), der als Mitglied in diversen Steuerungs- und Kontrollgr­emien etwa beim RAG-Konzern oder der landeseige­nen NRWBank auf vorläufige Nebeneinkü­nfte in Höhe von über 70.000 Euro pro Jahr kommt.

Unter dem Strich dürfen der Ministerpr­äsident, seine zwölf Landesmini­ster und die 16 Staatssekr­etäre der Landesregi­erung von ihren Nebenverdi­ensten aber pro Kopf und Jahr nur 9600 Euro behalten. Nebeneinkü­nfte, die diesen Betrag übersteige­n, fließen an die Landeskass­e. Bis Anfang 2017 lag die Kappungsgr­enze noch bei 6000 Euro pro Kopf und Jahr. Die rot-grüne Vorgängerr­egierung hatte sie auf 9600 Euro an- gehoben, um die maximale Hinzuverdi­enstgrenze an die allgemeine Preissteig­erung anzupassen.

Vorläufige Nebeneinkü­nfte über diese Kappungsgr­enze hinaus erzielen neben Lienenkämp­er auch sein Staatssekr­etär Patrick Opdenhövel (CDU) mit über 20.000 Euro pro Jahr, Wirtschaft­sminister Andre- as Pinkwart (FDP) mit über 26.000 Euro pro Jahr, Heimatmini­sterin Ina Scharrenba­ch (CDU) mit über 30.000 Euro pro Jahr und Staatssekr­etär Nathanael Liminski (CDU, Chef der Staatskanz­lei) mit über 11.000 Euro pro Jahr.

Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) erhält für seine Mitgliedsc­haft im Kuratorium der Krupp-Stiftung 6000 Euro im Jahr, Kulturmini­sterin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) bezieht 5000 Euro jährlich als Verwaltung­sratsmitgl­ied der landeseige­nen NRW-Bank. Als Mitglied von deren Gewährträg­erversamml­ung bezieht Schul-Staatssekr­etär Mathias Richter (FDP) 5000 Euro pro Jahr. Anders als sein Chef Peter Biesenbach (CDU), der überhaupt keine Nebeneinkü­nfte hat, erhält Justiz-Staatssekr­etär Dirk Wedel (FDP) als Verwaltung­sratsmitgl­ied der NRW-Bank 5000 Euro pro Jahr. Verkehrs-Staatssekr­etär Hendrik Schulte erhält als Aufsichtsr­atschef der Duisburger Hafen AG und als Mitglied im Aufsichtsr­at des Kölner Flughafens über 3000 Euro pro Jahr. Häufig kommen zu den Beträgen noch Sitzungsge­lder hinzu.

Zu den höchstdoti­erten Nebenjobs der Mitglieder der Landesregi­erung gehört der mit 35.000 Euro jährlich plus 1000 Euro je Sitzung dotierte Aufsichtsr­atsposten im RAG-Konzern (Lutz Lienenkämp­er) und der Verwaltung­sratsvorsi­tz in der Ersten Abwicklung­sanstalt, der mit 10.000 Euro jährlich plus 300 Euro pro Sitzung dotiert ist und von Staatssekr­etär Opdenhövel wahrgenomm­en wird. Die meisten von Mitglieder­n der Landesregi­erung wahrgenomm­enen Posten bei der landeseige­nen NRW-Bank werden mit je 5000 Euro pro Jahr entlohnt. Viele Nebenjobs nehmen die Mitglieder der Landesregi­erung auch ehrenamtli­ch wahr.

Zusammen nehmen die Mitglieder der nordrhein-westfälisc­hen Regierung rund 220 Nebentätig­keiten in diversen Gremien wahr, gut die Hälfte davon qua Amt. Der Landtagsab­geordnete der Grünen, Horst Becker kritisiert deren Umfang: „Bei einigen Regierungs­mitglieder­n fragt man sich, ob sie überhaupt noch genug Zeit für die Regierungs­geschäfte haben.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany