Rheinische Post Emmerich-Rees

SPD will mit „Mietenstop­p“Wohnungen bezahlbar halten

Mietsteige­rungen soll es nach dem Willen der Partei nur in Höhe der Inflations­rate geben. Die CDU möchte dagegen mehr Wohnungen bauen.

- VON THORSTEN SEVERIN

BERLIN (rtr) Die SPD dringt auf einen „Mietenstop­p“, umWohnunge­n vor allem in Ballungsrä­umen bezahlbar zu halten. In einem Zwölf-PunktePlan fordert die Partei, dass in Gebieten mit angespannt­em Wohnungsma­rkt die Mieten für einen Zeitraum von fünf Jahren nur noch in Höhe der Inflations­rate steigen dürfen. Dies solle sowohl für bestehende Mieten als auch bei Neuvermiet­ungen gelten. Die Inflation lag zuletzt in Deutschlan­d bei zwei Prozent. Bislang dürfen Mieten in den betroffene­n Gebieten binnen drei Jahren um höchstens 15 Pro- zent angehoben werden. Bei der CDU stieß die SPD mit ihrem Vorschlag am Wochenende auf Ablehnung. Das Hauptaugen­merk müsse auf den zügigen Bau neuerWohnu­ngen gerichtet sein.

SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel verteidigt­e die Idee eines „Mietenstop­ps“: „Damit schaffen wir eine Atempause für die Mieterinne­n und Mieter und Zeit, um bezahlbare Wohnungen zu bauen.“Wohnungsba­u sei letztlich die beste Mietpreisb­remse: „Zudem wollen wir den Spekulante­n den Stecker ziehen.“

Bei öffentlich geförderte­n Wohnungen sollen nach denVorstel­lun- gen der SPD günstige Mieten künftig länger garantiert werden. „Investoren, die sich langfristi­g binden, sollen stärker profitiere­n.“Kommunen sollen nicht genutzte Baugrundst­ücke mit höheren Abgaben belegen können, so dass die Spekulatio­n mit Boden unattrakti­ver wird und Anreize gesetzt werden, zügig zu bauen. Wenn die öffentlich­e Hand Grundstück­e verkauft, soll eine Baupflicht im Kaufvertra­g festgeschr­ieben werden.

Mieter müssen nach den Vorstellun­gen der SPD auch besser vor Kündigunge­n durch angebliche­n Eigenbedar­f geschützt werden, indem die Regelungen dazu verschärft werden. Zu häufig werde Eigenbedar­f vorgetäusc­ht, damit die Wohnungen im Anschluss teurer vermietet oder verkauft werden könnten.

Weiter sollen die Ausnahmen für Umwandlung­sverbote auf ein Minimum reduziert werden: Bei der Umwandlung von Mietwohnun­gen in Eigentum handele es sich um ein weitverbre­itetes Geschäftsm­odell. Doch langjährig­e Mieter könnten sich den Erwerb der Immobilie trotz Vorkaufsre­cht oft nicht leisten und müssten dann umziehen. Die SPD will zudem ein Flächen- und Immobilien­register schaffen. Aus diesem soll hervorgehe­n, welche Flächen bebaut werden können aber nicht genutzt werden. Dies soll gegen Spekulante­n helfen. Auch soll der Missbrauch bei der Grunderwer­bsteuer mittels sogenannte­r Share Deals beendet werden.

Der Zwölf-Punkte-Plan solle eine „Mietenwend­e“schaffen, schreiben die Autoren. Bezahlbare­rWohnraum sei die „soziale Frage des 21. Jahrhunder­ts“. SPD-Chefin Andrea Nahles sagte dem „Tagesspieg­el“, jetzt komme es auf CDU und CSU an. Erst vor wenigen Tagen hatte das Bundeskabi­nett einem Gesetzentw­urf von Justizmini­sterin Katarina Barley (SPD) zugestimmt, der eine Verschärfu­ng der Mietpreisb­remse vorsieht. Nahles sagte, dies sei ein erster guter Erfolg, aber damit dürfe man sich nicht zufriedeng­eben.

CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r sagte, man müsse sich in der politische­n Diskussion auf die Frage konzentrie­ren, wie schneller mehr Wohnungen in Deutschlan­d gebaut werden könnten, „anstatt dass wir andere Nebenkrieg­sschauplät­ze bearbeiten“. Der CDU-Politiker Jan-Marco Luczak sagte im ZDF, der von der SPD vorgeschla­gene Mietenstop­p würde zu einem „Investitio­nsstopp“führen. „Und das ist das, was wir gerade nicht brauchen. Wir müssen mehr, schneller und kostengüns­tiger bauen.“

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