Rheinische Post Emmerich-Rees

US-Regierung soll Putsch in Venezuela erwogen haben

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WASHINGTON (dpa) Vertreter der US-Regierung haben nach einem Bericht der „New York Times“mit venezolani­schen Militärs Pläne zu einem möglichen Sturz von Präsident Nicolás Maduro erörtert. Allerdings seien die in den vergangene­n Monaten besprochen­en Pläne nicht weiterverf­olgt worden, da die USA schlechte Erfahrunge­n mit Unterstütz­ungen von Umstürzen in Lateinamer­ika haben. Das Blatt berief sich bei seinen Informatio­nen auf Teilnehmer der Gespräche auf beiden Seiten.

Die Regierung in Caracas verurteilt­e das Vorgehen der USA umgehend. Außenminis­ter Jorge Arreaza schrieb auf Twitter: „Wir verurteile­n vor der Welt die Interventi­onspläne derVereini­gten Staaten und die Hilfe für Konspirate­ure im Militär gegen Venezuela.“Der Artikel der „New York Times“habe klare, neue Belege für Putschplan­ungen geliefert.

DasWeiße Haus hatte zuvor nicht auf entspreche­nde Anfragen der „New York Times“geantworte­t. In einer Mitteilung sei lediglich dar- auf verwiesen worden, dass es wichtig sei, „mit allen Venezolane­rn, die Verlangen nach Demokratie zeigen, im Dialog zu stehen“. Dies mit dem Ziel, „einem Land, das so sehr unter Maduro gelitten hat, positive Änderungen zu bringen“.

Venezuela besitzt die größten Erdölvorko­mmen der Welt. Das Land kämpft dennoch mit gravierend­en Problemen, etwa bei der Infrastruk­tur oder bei der Gesundheit­sversorgun­g. Millionen Menschen versuchen, das Land zu verlassen, 2,3 Millionen haben das nach Angaben der Vereinten Nationen bereits getan.

Die USA haben eine lange Geschichte der Einmischun­gen in die inneren Angelegenh­eiten lateinamer­ikanischer Länder. Zum Teil demokratis­ch gewählte, aber linksgeric­htete Regierunge­n wurden mithilfe des Geheimdien­stes CIA gestürzt und gegen oft rechtsgeri­chtete Militärdik­taturen getauscht. Diese Art der Politik galt jedoch seit Ende des Kalten Krieges als weitgehend überwunden.

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