Jeder dritte Azubi macht Überstunden
Viele Auszubildende bekommen weder einen Freizeitausgleich noch eine Bezahlung für die Mehrarbeit.
NIEDERRHEIN (RP) Wie steht es um die Qualität von Ausbildungen? Das hat der bundesweite Ausbildungsreport der DGB-Jugend erfragt. Fast 15.000 Azubis aus den 25 beliebtesten Ausbildungsberufen haben geantwortet. Auch viele junge Leute vom Niederrhein haben bei der Befragung mitgemacht.
Das Ergebnis: Es gibt gravierende Probleme bei der Ausbildungsqualität. Besonders auffällig sei, dass die Bewertung der Ausbildungsqualität stark von der jeweiligen Branche, aber auch von der Größe des Ausbildungsbetriebs abhängt. Grundsätzlich sind immer noch die meisten Auszubildenden (70,2 Prozent) mit ihrer Ausbildung zufrieden, die Tendenz sinkt jedoch und es gibt erhebliche Branchenunterschiede.
Verwaltungsfachangestellte, Mechatroniker und Industriemechaniker sind über Durchschnitt zufrieden. Hotelfachleute, zahnmedizinische Fachangestellte sowie Auszubildende im Einzelhandel und in Teilen des Handwerks bewerten ihre Betriebe dagegen mangelhaft. „Hier sind die Abbruchquoten hoch und die Arbeitgeber haben Schwierigkeiten ihre Ausbildungsstellen zu besetzen“, sagt Fabian Kuntke, Ju- gendbildungsreferent der DGB-Jugend Niederrhein.
Rund 36,3 Prozent der befragten Auszubildenden mussten im vergangenen Jahr Überstunden leisten. Durchschnittlich 4,1 Stunden arbeiten die Auszubildenden, die regelmäßig Überstunden machen müssen, pro Woche mehr. 13 Prozent von ihnen bekommen für ihre Überstunden weder einen Freizeitausgleich noch eine Bezahlung.
„Mal davon abgesehen, dass Überstunden in einer Ausbildung nicht vorgesehen sind, ist es ein Unding die geleisteten Stunden nicht ordnungsgemäß zu vergüten“, kommentiert Fabian Kuntke. „Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Zufriedenheit der Azubis mit ihrer Ausbildung sinkt und bestimmte Berufe, in denen häufig Überstunden anfallen, sich am unteren Ende unseres Rankings wiederfinden“.
Das Thema Arbeitszeit in der Ausbildung steht im Fokus der Befragung: „Neben den Überstunden ist insbesondere die Schichtarbeit ein Problem. Bei den Hotelfachleuten und den Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk sind fast 80 Prozent der Auszubildenden im Schichtdienst tätig. Bei jedem Zwei- ten wird die gesetzliche Ruhezeit nicht eingehalten, viele von ihnen müssen öfter am Wochenende arbeiten, obwohl das nur die Ausnahme sein sollte.
Die Ausbildungsbetriebe sind hier aufgefordert, die geltenden Gesetze einzuhalten.„Auszubildende dürfen nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden. Eine Ausbildung ist ein Lernverhältnis“, sagt Kuntke. „Schichtarbeit, überlange Ausbildungstage und unregelmäßige Arbeitszeiten sind belastend und hinderlich für Lernerfolge. Darunter leidet letztlich auch die Qualität.“
„Es ist ein Unding, die geleisteten Stunden nicht ordnungsgemäß zu vergüten“
Fabian Kuntke DGB-Jugend Niederrhein