Szenen einer Ehe: „Der Fall K.“
Angelehnt an einen echten Fall zeigt der Film eine Ehe, die in Hass endet – und für den Ehemann in der Psychiatrie.
BERLIN (dpa) Aus Nähe und Vertrauen werden manchmal Verachtung und Hass. Und aus zwei Menschen, die sich geliebt haben, erbitterte Gegner, die sich beleidigen, verdächtigen und bereit sind, keine Rücksicht mehr auf ihren Partner zu nehmen. Das TV-Drama„Gefangen – Der Fall K.“erzählt diese Geschichte eindrucksvoll und mit Einzelheiten, die an die Schmerzgrenze gehen.
„Mein Name ist Sebastian Kronach, und ich bin in eine absolut unglaubliche Geschichte geraten“, erzählt zu Beginn Wastl Kronach (Jan Josef Liefers), der in einer Münchner Psychiatrie einsitzt, gebrochen und ergraut. Eine Rückblende führt zurück in die 70er, als der Automechaniker ein gefragter Restaurator von Oldtimern war. Bei einem Porsche-Rennen in den Bergen sitzt seine Frau Elke (Julia Koschitz) neben ihm, eine erfolgreiche Vermögensberaterin. Ein großer Teil ihrer Arbeit besteht darin, das Schwarzgeld einiger Kunden in Schweizer Tochterunternehmen ihrer Bank zu verlagern und vor der deutschen Steuer zu verstecken. Dass sie dabei auch mit kriminellen Waffenhändlern zu tun hat, behagt ihm überhaupt nicht, und er verlangt von ihr, mit solchen Geschäften aufzuhören.
Aber sie hat längst Gefallen an ihrem Leben in Saus und Braus gefunden und sieht in ihm einen Ver- lierer, während er eine ehrliche Haut bleiben möchte. Sie entfremden sich zunehmend voneinander, streiten sich, die Scheidung wird eingereicht. Dann wird Wastl beschuldigt, Elke geschlagen und gewürgt zu haben. Es kommt zur Trennung und zu einem Gerichtsverfahren, bei dem er aufgrund dubioser Gutachten als gemeingefährlich und paranoid eingestuft und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird.
Diese Geschichte ist wirklich haarsträubend. Regisseur Hans Steinbichler hat sich zweifellos am wahren Fall Gustl Mollath orientiert, der sieben Jahre lang – vermutlich aufgrund von Intrigen undWillkür – in der Psychiatrie einsitzen musste. Steinbichler hat allerdings alle Namen geändert und setzt auf ernsthafte Töne, Musik wird sehr sparsam verwendet. Sein Film zeigt nicht nur die Zerrüttung einer Ehe, sondern insbesondere dasVersagen von Ärzten, Gutachtern, Psychologen und Richtern, die alle am gleichen Strang ziehen und den vorher lebensfrohen Autobastler zu einem „gemeingefährlichen Wahnsinnigen“abstempeln. Er wird aufgrund von Beurteilungen durch Personen eingesperrt, die ihn kein einziges Mal persönlich getroffen haben.
Kronach hat sich juristisch weitergebildet, Beschwerdeschriften an
die Verfassungsorgane geschrieben, doch seine Einlassungen vor Gericht wird als „nicht relevant“betrachtet. Elke erscheint als unsympathische und durchtriebene Figur, die höchst intrigant und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist. Jan Josef Liefers hat den Hauptpart – er spielt diesen verzweifelten und neurotischen Mann mit großer Haltung und macht den Alptraum förmlich greifbar, dem er über acht Jahre lang ausgesetzt gewesen ist. Erst als die Medien auf ihn aufmerksam werden, gerät sein Fall an die Öffentlichkeit. Dass er darüber nicht zerbrochen ist oder völlig den Verstand verloren hat, grenzt an ein Wunder.
„Gefangen – Der Fall K.“, ZDF, 20.15 Uhr