10. September 2003
Nach dem tödlichen Attentat auf Olof Palme 1986 wurde Schweden am 10. September 2003 zum zweiten Mal durch den Angriff auf einen Politiker erschüttert. Ein 25-Jähriger hatte Außenministerin Anna Lindh in einem Kaufhaus mit einem Messer angegriffen. Lindh erlitt schwere Verletzungen, sie wurde in ein Krankenhaus gebracht und starb am folgenden Tag. Die SAP-Politikerin hatte keine Leibwächter bei sich gehabt. Im Gegensatz zum rätselhaften Mordfall um Olof Palme ermittelte die Polizei den Täter dieses Mal schnell: Mijailo Mijailovic war ein Schwede serbischer Herkunft. Beobachter vermuteten zunächst ein politisches Motiv: Mijailovic habe Lindh gehasst, weil sie im Kosovo-Krieg 1999 für die Nato-Angriffe auf Belgrad gewesen sei. Im Prozess gegen den geständigen Täter wurde hingegen festgestellt, politische Motive hätten bei dem Mord keine Rolle gespielt. Mijailovics Anwalt erklärte, sein Mandant sei geistig verwirrt, „innere Stimmen“hätten ihm den Mord befohlen. Das Gericht befand Mijailovic nach zwei Berufungen für schuldfähig, er wurde in letzter Instanz zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Für die schwedische Politik bedeutete der Mord einen tiefen Einschnitt: Hatte ein volksnahes Leben der Volksvertreter zuvor als Ideal gegolten, wurden nun deutlich strengere Sicherheitsbestimmungen durchgesetzt.