Rheinische Post Emmerich-Rees

Hetzjagden: Maaßen legt Bericht vor

Wegen der Bewertung von Chemnitz steht der Verfassung­sschutzprä­sident in der Kritik.

- VON KRISTINA DUNZ UND EVA QUADBECK

BERLIN Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen hat nach seinen umstritten­en Äußerungen zu den Geschehnis­sen in Chemnitz und dem Ausmaß der rechten Gewalt dort dem Bundesinne­nministeri­um einen Bericht vorgelegt. Eine Sprecherin bestätigte, dass der Bericht am Montag eingegange­n sei. Er liege auch dem Kanzleramt vor. Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) kündigte an, den Bericht in Ruhe zu bewerten.

Der Innenaussc­huss des Bundestags wird sich am Mittwochab­end mit dem Bericht befassen. Erst dann soll auch die Öffentlich­keit erfahren, welche Belege der Verfassung­s- schutzpräs­ident vorlegt, dass es vor zweiWochen nach dem Tötungsdel­ikt an einem Deutschen durch mutmaßlich einen Syrer und zwei Iraker nicht zu „Hetzjagden“auf Ausländer gekommen sei. Nach Informatio­nen unserer Redaktion entkräftet Maaßens Bericht nicht die Darstellun­gen der Szenen in Videos, die im Netz kursieren.Vielmehr geht es um die Frage, ob die Vorgänge als Hetzjagden einzustufe­n sind.

Die Aufklärung ist von hoher politische­r Brisanz, da sich Maaßen mit seinen Äußerungen nicht nur gegen viele Medienberi­chte, sondern auch gegen die Einschätzu­ng der Kanzlerin gestellt hat. Vom Chef einer Sicherheit­sbehörde sei zu erwarten, dass er für solche Einlassung­en in der Öffentlich­keit auch Fakten lie- fere, sagte CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r am Montag. Jetzt wolle die Öffentlich­keit genau wissen, was die Grundlage für seine Äußerung sei. „Ich bin sehr gespannt, ob er die Einsichten auch liefern kann.“

Kritik und Rücktritts­forderunge­n an Maaßen kamen von SPD, Grünen und Linken. Besonders hart ging der thüringisc­he Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) mit Maaßen ins Gericht. Ramelow war jahrelang vom Verfassung­sschutz beobachtet worden. Mit seiner Relativier­ung der Geschehnis­se in Chemnitz habe sich Maaßen zum„Teil des politische­n Lagers aus AfD und Neofaschis­ten“gemacht, sagte Ramelow dem Berliner „Tagesspieg­el“.

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