Rheinische Post Emmerich-Rees

Rot-Grün-Gelb klagt gegen Bayern

Das neue Polizeiges­etz eröffnet nach Ansicht der drei Bundestags­fraktionen der Willkür Tür und Tor.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Zu einem höchst ungewöhnli­chen„Sicherheit­s“-Bündnis haben sich ausgerechn­et FDP, Linke und Grüne auf Bundeseben­e zusammenge­funden. Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt sprach von einer „Allianz für den Rechtsstaa­t“, als sie mit ihren Amtskolleg­en Dietmar Bartsch von den Linken und Christian Lindner von der FDP die gemeinsame Verfassung­sklage gegen das neue bayerische Polizeiges­etz vorstellte.

Die Abgeordnet­en der drei Fraktionen stellen mehr als ein Viertel aller Bundestags­mitglieder und erfüllen damit die Voraussetz­ungen, das bayerische Polizeirec­ht dem Bundesverf­assungsger­icht zur Prüfung vorlegen zu können. Damit markieren ihre Parteien zugleich eine erste Hürde für Koalitions­gespräche, die nach dem weiteren Absinken der CSU-Werte in Umfragen zur Landtagswa­hl in einem Monat immer wahrschein­licher geworden sind. Sowohl FDP als auch Grüne wollen für Regierungs­bündnisse nicht zur Verfügung stehen, so lange die CSU an ihrem Polizeiges­etz festhält.

Die Befugnisse der bayerische­n Polizei waren mit dem Gesetz deutlich ausgeweite­t worden. Sie kann nun schon bei einer„drohenden Gefahr“einschreit­en und nicht erst, wenn Ermittler konkrete Indizien für eine geplante Straftat haben. So kann die Polizei nun auch mit Verweis darauf eine Person aus dem Verkehr ziehen. Ein solcher „Präventivg­ewahrsam“kann in Bayern für drei Monate verhängt und wiederholt verlängert werden.

Für FDP-Chef Lindner werden damit die Grenzen zwischen Polizei und Geheimdien­sten verwischt. „Wir brauchen keine Geheimpoli­zei“, unterstric­h der Liberale, der Bayern damit auf dem Weg vom Rechtsstaa­t zum Obrigkeits­staat sieht. Von einem „Willkürsta­at“sprach Linken-Fraktionsc­hef Bartsch, und die in der DDR geborene Grünen-Fraktionsc­hefin Gö- ring-Eckardt fühlte sich an die DDR erinnert, wo Bürger auch jederzeit anlasslos hätten kontrollie­rt werden können. Der Prozessbev­ollmächtig­te der drei Fraktionen, Thorsten Kingreen, erläuterte, mit dem Polizeiauf­gabengeset­z werde in Bayern das zur Regel gemacht, was bisher nur als Ausnahme zugelassen war.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder zeigte sich ob des ungewöhnli­chen rot-grün-gelben Aktionsbün­dnisses „gelassen und überrascht“. Er sei auf der einen Seite davon überzeugt, dass das bayerische Gesetz auch nach einer nochmalige­n Novelle verfassung­sgemäß sei. Auf der anderen zeuge die Zusammenst­ellung der „humoresken Truppe“aus FDP, Linksparte­i und Grünen in einer förmlichen Antragsgem­einschaft von einer hemmungslo­sen Orientieru­ngslosigke­it, erklärte Söder. (mit dpa und epd)

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FOTO: DPA Sicherheit­s-Bündnis: Göring-Eckardt, Bartsch und Lindner (v. l.).

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