Rheinische Post Emmerich-Rees

Ex-Kapitän kritisiert Kreuzfahrt-Reedereien

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DÜSSELDORF (ham) Der ehemalige Schiffskap­itän und Kreuzfahrt-Experte Wolfgang Gregor („Der Kreuzfahrt­komplex Traumschif­f oder Albtraum?“) hat im Fall des vermissten TV-Stars Daniel Küblböck Reedereien von Kreuzfahrt­schiffen in die Kritik genommen. „Moderne Mann-über-Bord-Infrarotsy­steme reagieren in Echtzeit“, sagte Gregor. „Deshalb gehe ich davon aus, dass man Daniel Küblböck damit längst hätte finden können.“Bei den Systemen handele es sich um Infrarot-Ka- meras, die auf Schiffen sofort erfassen, wenn ein Mensch über Bord geht – und diese Informatio­n zusammen mit den GPS-Koordinate­n an die Brücke weitergebe­n.

Gregor äußerte sein Unverständ­nis, warum Kreuzfahrt­schiffe diese Systeme nicht installier­t haben. „Es ist für die Reedereien eine finanziell­e Frage. Die Systeme sind nicht billig“, sagte er. „Gleichzeit­ig muss man sich fragen, wie man an der Sicherheit der Passagiere sparen kann, wenn allein der Bau eines großen Kreuzfahrt­schiffes bis zu 1,3 Milliarden Dollar kostet.“

Generell sei es sehr schwierig, auf hoher See einen Vermissten zu finden. „Man kann unter solchen Bedingunge­n die Gischt kaum von den Kleidern eines Menschen im Wasser unterschei­den. Die Scheinwerf­er geben auch nur einen Lichtkegel ab. Das bedeutet, selbst wenn man mehrere Scheinwerf­er auf dem Schiff hätte, könnte man die Wasserober­fläche nur punktuell beobachten. Man hat also sehr schlechte Chancen, jemanden zu finden. Ich weiß das aus eigener Erfahrung, ich musste selbst mal auf einem Containers­chiff nachts nach einen vermissten Seemann im Meer suchen. Man sieht so gut wie nichts.“

Deshalb sei es auch wichtig, an zentralen Stellen des Kreuzfahrt­schiffs Leute von der Crew zu positionie­ren, die Ausschau halten, etwa auf der Brücke, am Bug, am Heck. Allerdings sei die Überlebens­dauer bei der Wassertemp­eratur des Nordatlant­iks sehr kurz.

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