Chinas Bill Gates tritt ab
Der Englischlehrer wurde zu einem der erfolgreichsten Unternehmer der Welt. Mit Alibaba machte Jack Ma Milliarden. Nun räumt er seinen Platz – und wird Wohltäter.
Nach der Schule fangen die Niederlagen an. Der junge Ma will Hühnchen frittieren und bewirbt sich in seiner Heimatstadt Hangzhou bei Kentucky Fried Chicken (KFC). Doch dort lehnt man ihn ab. Auch an die Uni schafft er es zuerst nicht. Ma will in die USA, Englisch lernen, die Sprache hat ihn schon immer fasziniert, also bewirbt sich der Sohn von Musikern in Harvard, Amerikas Kaderschmiede. Zehn Mal füllt er den Antrag aus, zehn Mal erhält er eine Absage. Schließlich klappt es dann in Hangzhou – beim vierten Anlauf.
Heute ist alles anders. Jack Ma, 54, ist Chef der Alibaba Group, dem größten Tech-Riesen Chinas und mit mehr als 40 Milliar- den US-Dollar Vermögen einer der reichsten Menschen des Landes. Unter seiner Leitung wurde Alibaba 1999 mit weiteren 17 Jungunternehmern gegründet. Inzwischen ist der Amazon-Konkurrent rund 420 Milliarden Dollar wert. Alibaba hat sich ähnlich seinem US-Rivalen zu einem Multikonzern entwickelt und betreibt unter anderem neben der Verkaufsplattform einen Cloud-Anbieter, Musikdienste und ein Navigationsangebot. Der Erfolg machte Ma zum Symbol. Er wurde nicht vom Tellerwäscher zum Millionär, denn nicht mal dazu hatte gereicht. Jack Ma kam aus dem Nichts.
Und jetzt will er aufhören. In genau einem Jahr, an seinem 55. Geburtstag, gibt er den Vorsitz ab. 2020 will er dann auch auf seinen Posten im Aufsichtsrat verzichten. Ma macht Platz für junge Talente, das ist ihm wichtig. Bildung, Umweltschutz und Philanthropie seien Dinge, die ihn in Zukunft wahrscheinlich beschäftigen werden, schreibt er in einem Brief. Damit könnte Ma in die Fußstapfen von Bill Gates treten, der heute einen Großteil seines Vermögens für wohltätige Zwecke spendet. Dem einstigen Microsoft-Chef wäre Ma dann sogar voraus. Der hatte einst in einem Interview gesagt, es gebe viele Dinge, die er von Gates lernen könne.
Er werde zwar nie so reich sein wie er. Doch in Rente gehen, das könne er eher.
Alexander Triesch