Rheinische Post Emmerich-Rees

Ministerin will Moyland umstruktur­ieren

Kulturmini­sterin Isabel Pfeiffer-Poensgen will die Dauer-Streitigke­iten um das Museum Schloss Moyland beenden. Außerdem bekommt die Kunstsamml­ung NRW mehr Geld – und der Jazz soll gefördert werden.

- VON KLAS LIBUDA

DÜSSELDORF Geht es nach Isabel Pfeiffer-Poensgen, sollen die Querelen in und um das Museum Schloss Moyland bald ein Ende haben. „Wir müssen Grundsätzl­iches verändern, auch in den Verantwort­lichkeiten“, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerin für Kultur und Wissenscha­ft am Rande einer Pressekonf­erenz, bei der sie die Schwerpunk­te ihrer künftigen Kulturförd­erung vorstellte. Zwar taucht Moyland in diesen neuen Förderprog­rammen nicht auf, dennoch ist das Museum eine der großen Baustellen der Ministerin, weil es zuletzt vor allem durch Führungsst­reitigkeit­en von sich reden machte und nicht mit seiner einzigarti­gen Sammlung von Werken des Künstlers Joseph Beuys. So steht das Museum zurzeit ohne Direktorin da, nachdem Bettina Paust, die das Haus seit 2009 leitete, nach großem Krach und langem Rechtsstre­it ihren Posten räumte – beziehungs­weise räumen musste, das ist Ansichtssa­che.

Grund für die ständigen Querelen auf Schloss Moyland – die nicht erst mit Paust begannen – ist die Struktur der Stiftung, die das Haus finanziert und alle Entscheidu­ngen absegnet. Zwei Stifterfam­ilien und das Land sitzen gleichbere­chtigt im Stiftungsv­orstand. Beschlüsse, so will es der Stiftungsv­ertrag, müssen einstimmig getroffen werden. Ein Umstand, der in den vergangene­n Jahren zu immer neuem Ärger führte und auch die Arbeit der Museumslei­tung belastete. Als „Schlangeng­rube“bezeichnet­e Barbara Hendricks (SPD), Klever Bundestags­abgeordnet­e und frühere Bundesumwe­ltminister­in, Moyland neulich.

Die Geburtsfeh­ler des Hauses sind offensicht­lich, nur offen angesproch­en wurden sie von den Verantwort­lichen bislang selten, das macht Pfeiffer-Poensgens Aussagen bemerkensw­ert. So sollen die nötigen Prozesse für eine Neustruktu­rierung nun in Gang gesetzt werden. Denn, so räumte die Ministerin ein, unter den gegebenen Umständen werde es auch künftig kein Museumsdir­ektor auf Schloss Moyland leicht haben. Zumal die Interessen­ten für den Job zurzeit nicht gerade Schlange stünden, sagte Pfeiffer-Poensgen.

Moyland – das ist das eine. Das andere sind die vielen kommunalen Museen im Land, die ab diesem Jahr mit 1,5 Millionen Euro für Ankäufe gefördert werden und auch mehr Unterstütz­ung bei Ausstellun­gsvorhaben erfahren sollen. So sieht es die „Stärkungsi­nitiative“des Kulturmini­steriums vor, deren künftige Schwerpunk­te Pfeiffer-Poensgen nun vorstellte. Auch die Kunstsamml­ung NRW mit seinen Ausstellun­gshäusern in Düsseldorf soll demnach mehr Geld für den Ankauf von Kunst bekommen. Einen Ankaufetat von einer Millionen Euro stellte das Ministeriu­m der landeseige­nen Sammlung in diesem Jahr zur Verfügung. 2019 soll sich der Etat auf zwei Millionen Euro verdoppeln. Mit dem Geld soll „qualitativ hochwertig, aber divers zu dem, was bislang da ist“gesammelt werden, wünscht sich die Ministerin.

Bis 2022 soll der Kulturetat des Landes von 200 Millionen Euro (im Jahr 2017) auf 300 Millionen Euro erhöht werden, Jahr für Jahr um etwa 20 Millionen Euro, so hat es die schwarz-gelbe Landesregi­erung festgelegt. Von den zusätzlich­en Mitteln sollen künftig verstärkt auch ländliche Regionen profitiere­n. Dortige Kultureinr­ichtungen, etwa Bibliothek­en, sollen neu ausgericht­et und Angebote gebündelt werden – was vielerorts bereits geschieht. Bis 2020 stellt das Land hierfür insgesamt 750.000 Euro zur Verfügung, ab 2021 drei Millionen Euro pro Jahr, um für eine kulturelle Grundverso­rgung in ländlichen Gebieten zu sorgen, wie es aus dem Ministeriu­m hieß.

Landauf, landab sollen zudem freie Ensembles und Musiker gefördert werden, also Künstler, die nicht institutio­nell gebunden sind. Eine Ensemblefö­rderung – in der Regel für je drei Jahre – soll aufgebaut werden, das Fördervolu­men bis 2020 1,4 Millionen Euro betragen und weiter anwachsen. Die Förderung von Spielstätt­en soll von 40.000 Euro auf 140.000 Euro aufgestock­t werden, und die Ministerin möchte sich künftig um den Jazz bemühen. Eine neue Exzellenz-Initiative in Höhe von 120.000 Euro soll einzelnen Jazz-Musikern künftig einen Karriere-Schub ermögliche­n.

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FOTO: ANDREAS ?? Schloss Moyland von oben: Das Museum, das für seine Sammlung und seine imposante Lage geschätzt wird, fällt immer wieder durch interne Streiterei­en auf.
KREBS FOTO: ANDREAS Schloss Moyland von oben: Das Museum, das für seine Sammlung und seine imposante Lage geschätzt wird, fällt immer wieder durch interne Streiterei­en auf.

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