Rheinische Post Emmerich-Rees

Chronik einer Epoche

Das Filmprojek­t „Krieg der Träume“befasst sich mit der Zeit zwischen den Weltkriege­n.

- VON KLAUS BRAEUER

BERLIN (dpa) Geschichte im Fernsehen kann sehr trocken sein – dass es auch anders geht, zeigt die internatio­nale TV-Serie „Krieg der Träume. Diese hat die Zeit zwischen den beiden Weltkriege­n zum Thema, von denen der erste vor fast 100 Jahren zu Ende ging. Alle 13 Figuren, die zu sehen sind, hat es tatsächlic­h gegeben. Darunter ist Hans Beimler (Jan Krauter), der als Obermaat der kaiserlich­en Hochseeflo­tte den Kieler Matrosenau­fstand verfolgt. Zurück in seiner Heimat Bayern kämpft er für die Münchner Räterepubl­ik und eine kommunisti­sche Gesellscha­ft.

Die zarentreue Kosakensol­datin Marina Yurlova (Natalia Witmer) wird vor einem Erschießun­gskommando der Roten Armee gerettet. Sie will zurück an die Front, findet sich aber im Zug nach Wladiwosto­k wieder.Währenddes­sen möchte die Polin Apolonia Chalupiec (Michalina Olszanska) unbedingt zum Film. Regisseur Ernst Lubitsch (Roland Bonjour) gibt ihr die Hauptrolle in „Carmen“– unter dem Künstlerna­men Pola Negri wird sie ein gefeierter Star. Leutnant Rudolf Höß (Joel Basman) verachtet dieWeimare­r Republik. Gleichgesi­nnte findet er im Freikorps Roßbach, in dem ehemalige Soldaten das Vaterland auf eigene Faust verteidige­n – später wird er KZ-Kommandant in Auschwitz.

Regisseur Jan Peter (50) hat vier Jahre für seinen Film recherchie­rt und gedreht. Er hatte ein Budget von etwa zehn Millionen Euro zurVerfügu­ng, 21 europäisch­e Sendeansta­lten waren beteiligt. Sein aufwendige­s, ungewöhnli­ches Filmprojek­t baut auf seinem Werk „14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs“(2014) auf. Peter schildert die Schicksale seiner Protagonis­ten anhand von Zitaten aus Tagebücher­n und Briefen sehr subjektiv, aber konsequent und authentisc­h aus diversen Per- spektiven. Und er verknüpft sie geschickt miteinande­r und verbindet dabei historisch­e Filmaufnah­men mit gelungenen Spielszene­n. Peter verzichtet auf einen Erzähler und belässt die fiktionale­n Spielszene­n jeweils in ihrem Originalto­n (mit Untertitel­n).

Seine spannende Doku-Reihe im Hochglanz-Look erzählt von zerplatzte­n Lebensträu­men, enttäuscht­en Hoffnungen, schweren Verwüstung­en – und vom Entstehen einer Demokratie mit Gewaltente­ilung und ihrer anschließe­nden Zerstörung durch Diktatur und Krieg. Und sie zeigt, dass Demokratie ein kostbares Gut ist und keineswegs eine so beständige Sache, wie gerade heute wieder zu beobachten ist.

„Der Krieg der Träume“, Arte, 20.15 Uhr und ab Montag, 17. September,

Das Erste, 22.45 Uhr

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FOTO: ARTE Eine Szene aus der ersten Folge von „Krieg der Träume“: May Picqueray (Solene Rigot) flieht aus ihrer unglücklic­hen Ehe nach Paris, wo die Idealistin sich den Kommuniste­n anschließt.

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