Scholtenmühle wieder Besuchermagnet
Zum Denkmaltag gab’s ein Mühleturnier in der Mühle - und jede Menge Infos zu dem Bauwerk.
(ms) Ariane Schlütter aus Praest hat das erste „Mühle-Turnier in der Mühle“gewonnen. Der 15-jährige ließ am „Tag des offenen Denkmals“in der Scholten-Mühle 29 Mitspieler hinter sich. Andreas Braam von der Sparkasse Rhein-Maas, Marktbereich Rees, überreichte Ariane Schlütter einen Geldgewinn in Höhe von 200 Euro. Den mit 100 Euro dotierten zweiten Platz belegte Wilhelm Giesen aus Haldern-Wittenhorst, für den dritten Platz erhielt Maria Berndsen 50 Euro. Die 94-jährige war die älteste und erfahrenste Mühle-Spielerin des Tages. Unter allen Mitspielern wurden auch Gutscheine für eine Nimwegen-Fahrt mit der MS Germania und eine Übernachtung im BB+ am Groiner Kirchweg verlost.
„Beim ersten Mühle-Turnier in der Mühle ging es nicht allein um das Wortspiel“, betonte Mühlenerbe Michael Scholten. „Wir wollten dieses Strategiespie wieder ins Bewusstsein der Leute rücken.“Dass die erhoffte Teilnehmerzahl von 48 Spielern trotz intensiver Werbung nicht erreicht wurde, wertet Scholten als Beleg dafür, dass die Mühle-Spielregeln immer seltener von Eltern und Großeltern an ihre Kinder und Enkel weitergegeben werden. Umso größer fiel das Angebot an Brettspielen und Gesellschaftsspielen, aus damit die fast 200 Besucher, die über den Tag verteilt die Scholten-Mühle besichtigten, nebenbei auch zu Klassikern wie „Dame“, „Schach“oder „Mensch, ärgere dich nicht“greifen konnten.
Am „Tag des offenen Denkmals“ erwies sich die Scholten-Mühle wieder als Besuchermagnet. Bundesweit rückten Städte und Dörfer zum 25. Mal ausgewählte Bauwerke aus ihren Denkmallisten ins Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger.
Die Scholten-Mühle nahm vor 20 Jahren erstmals am„Tag des offenen Denkmals“teil. Damals war die 1848 erbaute Wallholländer-Mühle mit neuen Ventikanten-Flügeln und einer neuen Windrose ausgestattet worden, nachdem Mühlenbesitzer Alfred Scholten, Mühlenbauer Man- fred Naatz und der damalige Vorsitzende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins, Rolf Albring, die umfangreiche Sanierung der Mühle initiiert hatten. „Ich schätze, dass seither mehr als 15.000 Menschen unsere Mühle besucht haben“, sagt Michael Scholten, der sich mit seinem Bruder Stefan für den Erhalt und die breite Öffnung der Mühle einsetzt, seit Vater Alfred Scholten im Jahr 2014 starb. Ob Touristen aus USA, Kanada und Indien, ob Kindergärten oder Grundschulen, ob pro- minente Schauspieler wie Michael Degen: Sie alle sind schon bis in die Haube der Scholten-Mühle geklettert, um sich von der wichtigen Arbeit früherer Müller und der historischen Technik ein eigenes Bild zu machen.
Auch am Sonntag wurden wieder die mächtigen Ventikanten-Drehheckflügel bestaunt, die 1937 nach Entwürfen von Major Kurt Bilau auf den gemauerten Mühlenturm gesetzt wurden und die ursprünglichen Holzgatterflügel ersetzten. Michael Scholten führte die Besuchergruppen durch die vier Stockwerke bis in die Haube, um die Abläufe zu erklären, bei denen aus Korn Mehl wird, angereichert durch viele Anekdoten aus der eigenen Familiengeschichte. So lernten die Besucher die Sprache der Mühlen kennen, bei der die Flügelstellung weithin sichtbar freudige oder traurige Familienereignisse verkündete.
Auch die Rolle der Mühle im ZweitenWeltkrieg und die Schicksalsmomente, die nach dem Rhein-Übergang der Alliierten im März 1945 über den Fortbestand des Bauwerks entschieden, vermittelte der Mühlenerbe an die interessiert lauschenden Besucher.
Für Essen und Trinken sorgten einmal mehr ehrenamtliche Helfer, Freunde und Nachbarn der Familie Scholten. Am Nachmittag setzte dann noch das Duo Patatras musikalische Akzente. Bei einem Mühlenkonzert interpretierten Barbara Kranz (Violine) und Steffi Budde (Akkordeon) Stücke von Mozart, Bach und den Beatles neu. Mit dem „Tag des offenen Denkmals“endete die diesjährige Veranstaltungsreihe der Mühle. 2019 wird das Baudenkmal wieder für öffentliche Führungen seine grünen Tore öffnen. Der Rheinische Mühlenverband hat die Scholten-Mühle als Ausrichterin der Jahreshauptversammlung im März 2019 ausgewählt.
Irische Konzerte, eine Lesung mit Mühlenmärchen und ein niederrheinischer Kabarettabend sollen das Veranstaltungsprogramm der Mühle im nächsten Jahr abrunden.