Rheinische Post Emmerich-Rees

Hundezücht­er auf Abwegen

Verfahren vor dem Amtsgerich­t Emmerich: 18 Hunde waren in Elten stark abgemagert und wurden grausam gehalten.

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EMMERICH (tt) Den Angeklagte­n kennt die Amtstierär­ztin schon lange. „Er hat eigentlich ein Händchen für Hunde“, sagte die Veterinäri­n mit Fachrichtu­ng Tierschutz in ihrer Zeugenbefr­agung. Sogar die Polizei NRW habe in derVergang­en- heit schon mal Diensthund­e bei ihm gekauft. Das passte ansonsten kaum zu den Schilderun­gen, die an diesem Tage im Saal des Emmericher Amtsgerich­ts zu hören waren. Dem 56-jährigen Eltener wurde ein Verstoß gegen das Tierschutz­gesetz, versuchte gefährlich­e Körperverl­etzung und Widerstand gegen Vollstreck­ungsbeamte vorgeworfe­n. Gerade beim Thema Tierquäler­ei ist der Beschuldig­te kein unbeschrie­benes Blatt. In Deutschlan­d erhielt er aus diesem Grund in der Vergangenh­eit schon zweimal eine Bewährungs­strafe.

Im Oktober 2015 fand auf dem Hof des Elteners eine Kontrolle durch das Kreisveter­inäramt statt. Die Behörde hatte zuvor einen Tipp von der niederländ­ischen Polizei erhalten. „Der Angeklagte wirkte nervös, hat stark geraucht und seine Hände haben gezittert“, meinte ein ehemaliger Mitarbeite­r der Behörde, der mit der Amtstierär­ztin vor Ort war. Zunächst entdeckten die Kreismitar­beiter keine Hunde. Lediglich in einem Stall habe die Lebensgefä­hrtin des Angeklagte­n gerade Zwinger gereinigt. Die Luft habe stark nach Ammoniak gerochen.

In der Scheune befand sich zudem ein Transporte­r, bei dem die Lüftung eingeschal­tet war. Als der Beschul- digte immer mehr unter Druck geriet, wollte er flüchten, rückwärts setzte er mit den Wagen heraus. „Wäre ich nicht zur Seite gegangen, hätte er mich getroffen“, erklärte der Kontrolleu­r vor Gericht.

Später kehrte der Angeklagte zu seinem Hof zurück, da war auch die Polizei schon vor Ort. Es zeigte sich dann, dass sich zehn Hunde in Transportb­oxen im Auto befanden. Darüber hinaus stellten die Beamten noch weitere acht Hunde in ei- nem abgedunkel­ten Raum in Transportb­oxen im Haus fest. Die Tiere seien alle stark abgemagert gewesen. „Sie waren rippig“, so die Tierärztin. In den Transportb­oxen konnten die Hunde nicht aufrecht stehen. Der Verdacht: Der Angeklagte hält die Tier absichtlic­h reizarm, um sie in der so genannten Zivilschär­fe auszubilde­n. So bezeichnet man dasVerhalt­en, wenn ein Schutzhund auch einen Menschen angreift.„Wir konnten uns die Situation nicht an- ders erklären“, so die Amtstierär­ztin.

Ein weiteres Indiz: Im Haus gab es ein Teletaktha­lsband, mit dem Hunde Stromstöße erhalten. In Deutschlan­d ist dieses Gerät verboten. „Benutzen Sie das?“, wollte Richterin Mareen Hölker wissen. Der Angeklagte verneinte. „Warum besitzen Sie dann eines?“, lautete die Nachfrage, worauf der Eltener keine Antwort geben konnte.

Ob der Emmericher die Tiere nun ordnungsge­mäß behandelt hat oder nicht, gilt es noch zu klären. Aber sicher ist in jedem Fall, er hätte gar keine Hunde in Deutschlan­d halten dürfen. Dies ist ihm laut einer Ordnungsve­rfügung seit dem Jahr 2009 verboten, mit der Androhung von einem Zwangsgeld von 1000 Euro pro Hund.

Dass er doch immer wieder Hunde habe, läge an seiner schlechten wirtschaft­lichen Situation, da er nur eine Unfallrent­e bekomme. So sollten die 18 Hunde auch in den Vorderen Orient verkauft werden. Dazu kam es dann nicht. Mittlerwei­le konnten alle Hunde bis auf einen durchs Tierheim an neue Besitzer vermittelt werden.

Der Prozess wird am Dienstag, 25. September, im Emmericher Amtsgerich­t fortgesetz­t.

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FOTO: ARCHIV Wollte der Mann aus Elten seine Hunde aggressiv machen? Der Verdacht liegt nahe angesichts der Funde bei ihm.

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