Rheinische Post Emmerich-Rees

Die Knollen werden dieses Jahr wohl kleiner

Kartoffelb­auern wie Familie Aldenhoff aus Esserden hatten in diesem Jahr vor allem mit der Hitze zu kämpfen, weniger mit der Trockenhei­t.

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ESSERDEN (rau) Norbert Aldenhoff hat schon mal die Gabel an drei Stellen angesetzt, um die Qualität seiner Kartoffen zu prüfen. „Wir erwarten eine leicht unterdurch­schnittlic­he Ernte“, fasst der 71 Jahre alte Landwirt zusammen. An allen drei Stellen hat er Proben von einem Quadratmet­er bebauter Ackerfläch­e genommen, die geernteten Feldfrücht­e gewogen und die Ausbeute auf seine Gesamtanba­ufläche hochgerech­net.

Die Bilanz: Seine Kartoffeln haben nicht so viel Schaden genommen, wie die anderer Landwirte. „Weil wir eine Beregnungs­anlage besitzen und diese rechtzeiti­g auf den Feldern eingesetzt haben“, erklärt der Esserdener.

Ende April haben er und seine Tochter Katharina, die im Betrieb mitarbeite­t und ihn in absehbarer Zeit auch übernehmen wird, die Saatkartof­feln gepflanzt. „Das Frühjahr war ein bisschen zu trocken“, erklärt Katharina Aldenhoff. Dennoch hätten die Kartoffeln „gut angesetzt“, das heißt, die Mutterkart­offeln hätten genügend neue Feldfrücht­e entwickelt. „Das Frühjahr entscheide­t nämlich über die Anzahl der Feldfrücht­e, der Sommer über deren Größe“, erklärt ihr Vater. Und an der Größe der Kartoffeln ha- pert es in diesem Jahr bei den allermeist­en Kartoffelb­auern.

Dennoch: Den Aldenhoffs geht es nicht darum, den Ertrag zu steigern. „Viel wichtiger ist, die Qualität zu sichern“, stellt Norbert Aldenhoff klar. Denn: Nur für eine gute Qualität gibt es auch einen guten Preis.

Die Esserdener Bauernfami­lie liefert ihre Kartoffeln an die verarbeite­nde Industrie. Sind ihre Kartoffeln

Norbert Aldenhoff top, werden sie zu Pommes frittes verarbeite­t. Zu kleine Früchte oder solche mit blauen Flecken taugen allenfalls noch zu Püree-Flocken.

Aber die Aldenhoffs haben die Qualität ihrer Kartoffeln weitgehend gehalten. Krankheite­n wie Missoder Kettenbild­ung, Glasigkeit und Wachstumsr­isse verhindern können – mit vier- bis fünfmalige­r Beregnung im Sommer.

„Dabei war nicht derWasserm­angel das Hauptprobl­em“, klärt Norbert Aldenhoff auf. Sondern die extreme Hitze. Diese staue sich in den Dämmen, den die Landwirte im Frühjahr über jede Reihe anhäufen. Im August hat Katharina Aldenhoff in einem Damm über 30 Grad gemessen. Fatal für die neue Kartoffelg­eneration. „Solche Hitze bricht nämlich deren Keimruhe“, erklärt die junge Frau. Heißt: Die neuen Kartoffeln verhalten sich wie die alte Mutterknol­le im Frühjahr und fangen an sich zu vermehren.

„Wir beregnen also, um die Temperatur im Damm zu reduzieren“, sagt Norbert Aldenhoff. Gleichzeit­ig habe die Beregnung den positiven Nebeneffek­t, dass der Pflanze wieder Wasser zugeführt werde. Ganz so dick wie sonst sind Kartoffeln auch bei den Aldenhoffs nicht. „Ganz auffangen kann man den durch den heißen Sommer angerichte­ten Schaden durch Beregnung nicht“, ist dem Esserdener bewusst.

Mit der Ernte ist es nicht mehr lange hin. Mitte/Ende September wird sie die Familie starten. Aber auch dann will die Kartoffel weiterhin mit Sorgfalt behandelt werden. „Nämlich wie ein rohes Ei“, erklärt Norbert Aldenhoff. Denn mehr als 30 Zentimeter tief darf sie nicht fallen. Sonst platzen die Zellen auf und beim Frittieren gibt’s an diesen Stellen schwarze Flecken.

„Ganz auffangen kann man den durch den heißen Sommer angerichte­ten Schaden durch

Beregnung nicht“

Landwirt

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FOTO: THORSTEN LINDEKAMP Kartoffelb­auer Norbert Aldenhoff und sein Enkelkind Constantin. Die Ernte wird dieses Jahr nicht so gut sein.

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